SP steigt auf die Erfolgs-Welle
15.08.2019 Baselbiet, PolitikDie Partei will ihre Sitze im Bundesparlament halten
Die Baselbieter SP strebt nach den Kantonswahlen auch national einen «Linksrutsch» an. Sie setzt dabei erneut auf Telefongespräche mit der Wählerschaft. Ihren Sitz im Ständerat will die Partei ebenso halten wie die beiden in der ...
Die Partei will ihre Sitze im Bundesparlament halten
Die Baselbieter SP strebt nach den Kantonswahlen auch national einen «Linksrutsch» an. Sie setzt dabei erneut auf Telefongespräche mit der Wählerschaft. Ihren Sitz im Ständerat will die Partei ebenso halten wie die beiden in der grossen Kammer.
Sebastian Schanzer
Die Gesundheitskosten und der Klimawandel: Das sind laut einer «Quartierumfrage» der Baselbieter SP im Kanton die dringendsten Anliegen der Bevölkerung. Von Laufen bis Tecknau und von Buckten bis Muttenz habe man rund 1500 Gespräche geführt und sich dabei versichert, dass die SP mit ihren Themen bei der Bevölkerung «sehr gut» ankomme, führte der Parteipräsident Adil Koller zum Auftakt des Wahlkampfs am Dienstag vor den Medien aus. Fünf Nationalrats-Kandidatinnen und zwei -Kandidaten gehen für die SP nun auf Stimmenfang: die Bisherigen Eric Nussbaumer und Samira Marti sowie Sabine Asprion, Sandra Strüby, Andreas Bammatter, Miriam Locher und Desirée Jaun. Nussbaumer kandidiert gleichzeitig für den Ständerat und ist somit der einzige männliche Bewerber für die kleine Kammer aus dem Baselbiet.
Nach dem Erfolg bei den vergangenen kantonalen Wahlen strebt die nun stärkste Partei im Landrat auch national einen «Linksrutsch» an. Die rechte Mehrheit müsse «gebrochen» werden, um die Herausforderungen im Klimaschutz, bei den Krankenkassenprämien und in der Gleichstellung zu lösen, forderte Parteipräsident Koller. Gelingen soll dies erneut mit einer aufwendigen Mobilisierung der Wählerschaft. 10 000 Telefongespräche wollen Parteimitglieder und Sympathisanten bis zum Wahltermin am 20. Oktober führen, um möglichst viele Wählerinnen und Wähler an die Urne zu holen. Hinzu kommen Standaktionen, Plakate und Werbung auf Social Media.
Im «Stöckli» die Wirtschaft fördern
Koller rechnet mit Ausgaben von 217 000 Franken für den Wahlkampf. 30 000 davon sind für Eric Nussbaumers Wahl in den Ständerat vorgesehen. Der Sitz soll nach Claude Janiaks Rücktritt in SP-Hand bleiben. Und auch die beiden Sitze im Nationalrat will die SP verteidigen. Die Partei strebt im Baselbiet einen Stimmenanteil von 24,5 Prozent an. Das entspreche etwa dem Ergebnis von 2011. Eric Nussbaumer tritt im Rennen um den Ständeratssitz gegen Maya Graf (Grüne), Daniela Schneeberger (FDP) und Elisabeth Augstburger (EVP) an. Er verspricht den Wählerinnen und Wählern, sich für jene Faktoren einzusetzen, die das Baselbiet zu einem international anerkannten Wirtschaftsstandort machten: gute Verkehrsanbindungen, ein stabiles Rechtssystem, eine gute Bildungs- und Kulturlandschaft und eine ausgeprägte Clusterbildung im Bereich Life Science.
Die Bisherige Samira Marti, derzeit jüngste Nationalrätin, macht die Klimaerwärmung zum persönlichen Wahlkampfthema. Umfassende Massnahmen zum Klimaschutz seien notwendig, wie es die Jungen auf der Strasse einforderten, betonte die Ziefnerin an der Medienkonferenz. Dabei greift Marti auch den Schweizer Finanzplatz an. Banken wie die CS und die UBS hätten über ihre Firmenkredite zweimal so viel Treibhausgasemmissionen zu verantworten wie die gesamte Bevölkerung und Industrie der Schweiz zusammen.
Die Laufner Stadträtin Sabine Asprion hat sich den Naturschutz ebenfalls auf die Fahne geschrieben. Sie will über geschickte Raumplaung Naherholungsgebiete schützen und die Biodiversität fördern. Zudem ist es ihr ein Anliegen, günstigen Wohnraum zu schaffen. Der Allschwiler Landrat Andreas Bammatter will sich für ein besseres Zusammenleben in der «Vier-Generationen-Gesellschaft» einsetzen. Er fordert etwa mehr Unterstützung vom Bund für Care- und Freiwilligen-Arbeit. Sandra Strüby, Landrätin und einzige SP-Kandidatin aus dem Oberbaselbiet, profiliert sich im Wahlkampf als Interessenvertreterin von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Mit dem Ziel, für eine «menschengerechte» Arbeitswelt zu sorgen, befasst sie sich etwa mit Herausforderungen des technologischen Fortschritts, der «ständigen Erreichbarkeit» und der Flexibilisierung der Arbeitszeiten.
Wahlkampf als Team
Wie auch im Landrat will sich SP-Fraktionschefin Miriam Locher aus Münchenstein für eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf einsetzen. Lohngleichheit bei den Geschlechtern und die Einführung einer Elternzeit sind ihre Ziele. Die Birsfelder Landrätin Desirée Jaun hat sich für den Wahlkampf den steigenden Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien verschrieben. Es gelte, eine «unfaire Gesundheitspolitik» und die daraus entstehende Zweiklassengesellschaft zu verhindern.
Wenn Marti ihren Sitz verteidigt, Nussbaumer ins «Stöckli» wechselt und die SP ihr anvisiertes Ziel von 24,5 Prozent Stimmenanteil erreicht, darf sich der oder die Drittplatzierte der SP-Liste auf einen Sitz im Nationalrat freuen. Wem unter den fünf Neu-Kandidierenden die Favoritenrolle zukommt, ist schwer einzuschätzen. Parteipräsident Koller betonte am Dienstag, man werde den Wahlkampf als Team bestreiten und sich an die Fairness-Regeln halten.