Neu im Landrat: Urs Roth, SP, Niederdorf

Urs Roth bringt in Gesundheitsfragen einen grossen Rucksack von Wissen mit. Demokratie, sozialer Ausgleich und ein starker Service public sind sein politisches Credo. Und es freut ihn, dass die Jugend wieder etwas politischer daherkommt.

Beat Ermel

Urs Roth ist an den Landratswahlen vom 31. März im Wahlkreis Waldenburg mit 935 Stimmen in den Landrat gewählt worden. «Ich bin happy, dass es gereicht hat», sagt der 59-jährige Niederdörfer.

Politik ist in der Familie Roth kein Fremdwort. Die politische Kultur wurde seit seiner Kindheit am Mittagstisch gepflegt. Sein Vater war als Parteiloser im Niederdörfer Gemeinderat aktiv und seine Grossonkel Max Furler und der verstorbene Paul Roth waren SP-Landräte. Da überrascht es nicht, dass auch Urs Roth bereits im Alter von 20 Jahren der Sozialdemokratischen Partei beigetreten ist.

Ein Blick auf den Lebenslauf zeigt, dass Roth nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften etliche berufliche Stationen durchlaufen hat und vielseitig engagiert war. Es sei aber nie alles gleichzeitig gewesen. Immer, wenn er etwas Neues angefangen habe, achtete er darauf, auch wieder etwas aufzugeben. So zum Beispiel seine langjährigen und diversen Funktionen rund um die Leichtathletik. Wegen seiner beruflichen Laufbahn mit Kaderstellen im Sanitätsdepartement des Kantons Basel-Stadt und später im Kantonsspital Baselland habe er sich mit politischen Mandaten zurückgehalten. Dies wäre mit diesen anspruchsvollen Vollzeitstellen nicht vereinbar gewesen.

Passt in keine Schublade
Mitte 2018 hat Roth seine Kaderstelle im Kantonsspital aufgegeben. Es folgte die Gründung einer eigenen Firma für gesundheitsökonomische Beratungen und als Hauptmandat die Geschäftsführung des Spitex Verbandes Baselland mit einem Pensum von 70 Prozent. Roth stuft sich selber als pragmatischen Politiker ein und somit in seiner Ausrichtung sach- und praxisbezogen. Die Kategorisierung mit einer linken und rechten Seite einer Partei ist nicht so seine Sache. Es komme letztlich auf die einzelnen Politikfelder an.

Wirtschaftspolitisch sei er von seinem beruflichen Hintergrund als Ökonom geprägt. Wenn es um gesellschaftspolitische oder umweltpolitische Fragen gehe, sei er hingegen durchaus auf der linken Seite des Spektrums anzusiedeln. «Wenn ich den ‹SP-Smartspider› anschaue, weiss ich, dass ich in der richtigen Partei bin.» Demokratie, sozialer Ausgleich und ein für alle zugänglicher starker Service public sind Roths politisches Credo. Obwohl die direkte Demokratie schon mal langatmig sein könne, schätze er die direkten Einflussmöglichkeiten in unserem Land. Jedenfalls sei er kein Freund grundlegender Systemveränderungen.Das Politikgeschäft sei sicher nicht einfacher geworden. Deshalb müsse mit Informationen zu den Vorlagen umfassend und sorgfältig umgegangen werden. Hie und da brauche es halt mehrere Anläufe, und auch mal eine Korrektur.

Zu den bestehenden Institutionen im Gesundheitswesen und im Verkehr müsse Sorge getragen werden appelliert Roth. Neben privaten Anbietern brauche es weiterhin auch ein staatliches Angebot. Der soziale Ausgleich zum Beispiel im Steuersystem sei die Grundlage für eine gute Gesellschaft.

Geprägt von seinem beruflichen Werdegang werde das Gesundheitswesen wohl ein Schwerpunkt seiner Arbeit im Landrat sein. Aber auch die Finanzpolitik interessiere ihn. Als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission wird er, da die Agenda ja nicht im vornherein gegeben ist, als Generalist gefragt sein.

Im Gespräch lässt Roth durchblicken, dass er die derzeitige Situation des Kantonsspitals kritisch beurteilt. Ein negatives Betriebsergebnis von vielen Millionen Franken auszuweisen, sei auf die Dauer kein Zustand.

Angesprochen auf die Klimaproblematik sagt Roth: «Ich finde es toll, dass sich die Jugend mit der drohenden Klimaveränderung auseinandersetzt und so wieder etwas politischer daherkommt.» Vorschläge seien ja längst auf dem Tisch. Wo es krankt, sei in der Umsetzung. Da gehe es viel zu langsam. Man könne nicht Ziele setzen und bei den Massnahmen eine Nulllösung präsentieren. Es brauche nuancierte Lenkungsabgaben, die auf eine Veränderung des Verhaltens zielen. Urs Roth hofft, dass mit der neuen Zusammensetzung im Landrat eine Diskussionskultur möglich wird, mit der je nach Situation und Konstellation gemeinsame Lösungen gefunden werden können.

Beruf und Politik sind das eine. Urs Roth ist aber auch ein Familienmensch. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Gerne sitzt er bei einem Glas Rotwein mit Freunden zusammen, ist sportlich mit Joggen und Langlaufen unterwegs oder als Fan an einem FCB-Match anzutreffen.

Probleme pragmatisch angehen

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