Kultur

Sie, ich war da kürzlich an einem Slam-Poetry-Anlass im Amphitheater in Kaiseraugst (bis zu meinem 11. Lebensjahr dachte ich, es hiesse «Amphibientheater»). «Slam» hat weder etwas mit Schlamm noch mit Türzuschletzen zu tun, sondern ist ein moderner Dichterwettstreit. Die – meist jüngeren – Poeten versuchen dabei, mit packend vorgetragenen Kurzgeschichten oder Gedichten, Stellungnahmen oder politischen Statements in knapp 6 Minuten das Publikum zu begeistern. Also so ähnlich wie an einer Gemeindeversammlung, nur kriegt der Sieger beim Slam-Poetry eine Flasche Whisky, der Sieger an der Gemeindeversammlung die grosse Mehrheit bei wenigen Enthaltungen.

Nun war ich bass erstaunt, dass an einem derartigen Jugendevent so viele ältere Semester (wie ich zum Beispiel) aufkreuzten. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich recht selten an solche Kulturevents gehe und ich fragte mich, ob ich das doch etwas öfters tun sollte. Im klassischen Theater ist es mir aber meistens nach 10 Minuten so langweilig, dass ich darauf hoffe, es käme bald die Pause, in der ich mich unbemerkt verdrücken könnte. Oder ein Feueralarm. Meistens haben die modernen Theaterstücke aber weder eine Pause, noch mehr Requisiten auf der Bühne, als man Materie in einem durchschnittlichen Kubikmeter interstellarem Raum findet. Nie wird einem der Satz «Zeit ist relativ» übrigens so klar wie bei einem langweiligen Theaterbesuch. Ohne Pause. Dafür hat man vor der Vorstellung noch ein Bier getrunken und spürt die entsprechenden Auswirkungen genau 20 Sekunden nach Vorführungsbeginn. Die folgenden zwei Stunden sind dann relativ lang.

Aber was erzähl ich Ihnen da. Kommen wir doch zurück auf die Kultur. So klassische Konzerte mit Klavier und Streichern oder ein Freilicht-Aktionsspektakel, wo fünf in Laken gehüllte junge Frauen auf Stelzen ihre Namen zu den Klängen der Didgeridoo-Guggenmusik Herisau tanzen. Ich erinnere mich auch an eine ziemlich verstörende Darbietung eines Unterwasserballets in der Kläranlage von Bueri.

Bilderausstellungen sind übrigens auch nicht so mein Ding. Nicht dass ich Bilder grundsätzlich nicht schön fände, aber die Maler dauern mich immer etwas. Ich meine, die haben sich eine solche Mühe gegeben und dann trifft das Bild auf Leute wie mich, die Dalí für eine Quizshow mit Hans- «Das war spitze!»-Rosenthal halten. Oder es kommt so ein pseudointellektueller Gewandlauser, der etwas vollständig Falsches in das Bild interpretiert.

Gott sei Dank wird die Gastronomie ja ebenfalls zu den kulturellen Errungenschaften der Menschheit gezählt. Jedes gute Essen ist also im Grunde eine Hommage an das Genie in der Küche oder das kreative Künstlerkombinat im Weinkeller.

Und somit komme ich doch auf eine ganz akzeptable Anzahl Besuche von kulturellen Anlässen.

Lars Mazzucchelli ist Betriebsökonom und Sissacher Gemeinderat.

MEINE WELT

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