Die Frau, die Pferden Schuhe verpasst
06.08.2019 Lausen, PorträtHufschmiedin Nina Eggimann hat ihre Lehre abgeschlossen
Seit einigen Wochen ist die 20-jährige Lausnerin Nina Eggimann vollwertige Hufschmiedin EFZ. Ein Beruf, der ihr sowohl körperlich als auch mental einiges abverlangt.
Lara Uebelhart
Nach vier Jahren Lehre ...
Hufschmiedin Nina Eggimann hat ihre Lehre abgeschlossen
Seit einigen Wochen ist die 20-jährige Lausnerin Nina Eggimann vollwertige Hufschmiedin EFZ. Ein Beruf, der ihr sowohl körperlich als auch mental einiges abverlangt.
Lara Uebelhart
Nach vier Jahren Lehre bei Hufschmied Thomas Speiser in Wintersingen ist Nina Eggimann nun fertig mit ihrer Ausbildung zur Hufschmiedin EFZ – und sehr «befreit», wie sie selber sagt. «Ich habe mir selbst viel Druck gemacht», gesteht die Lausnerin. Vor allem der praktische Teil habe sie gestresst.
Jetzt hat sie es geschafft und somit eine grosse Hürde überwunden. Doch wie geht es nun weiter? Zuerst will die 20-Jährige noch mindestens 2 Jahre auf dem Beruf arbeiten und so weiter Routine und Erfahrung sammeln, erklärt sie. Danach steht wieder Schulbankdrücken auf dem Programm, denn Eggimann möchte noch die Weiterbildung zur Qualifizierten Hufschmiedin absolvieren. Danach könnte sie sogar studieren, doch das sei nicht ihr Ziel, sagt sie. Indessen habe sie sich schon überlegt, irgendwann einen eigenen Betrieb zu gründen. Dies sei aber so frisch ab der Lehre schwierig, da Routine und Kundenstamm fehlen. Dies aber sei nach ihrer Weiterbildung zur Qualifizierten Hufschmiedin eine Option.
Der Wunsch, Hufschmiedin zu werden, kommt für Nina Eggimann nicht von ungefähr. Sie sei bereits mit vielen Tieren aufgewachsen, und als ihre Familie noch zwei Pferde bei sich aufnahm, war der Fall schnell klar. Ihr Wunschberuf sollte zwei Punkte erfüllen: Arbeit mit Tieren und Handwerk. So kam es, dass Eggimann auf Anraten ihres Vaters mit 14 Jahren beim Hufschmied Thomas Speiser, der auch der Schmied der Pferde ihrer Familie war, über den Sommer reinschnupperte. Nach zwei weiteren Schnupperwochen habe ihr Speiser dann die Lehrstelle angeboten, erzählt Eggimann. Diese habe sie angenommen, ohne sich noch weiter umzusehen. «Es hat einfach gepasst», sagt sie.
«Nichts für Frauen»
«Es gibt nicht viele Hufschmiede, die Lehrlinge bei sich aufnehmen», sagt Eggimann, «Aber es gibt trotzdem keinen grossen Konkurrenzkampf um die Lehrstellen.» Auch sei Hufschmied immer noch eher ein Männerberuf, doch es gebe immer mehr Frauen, welche die Ausbildung machen wollen. Sie habe sich aber schon des öfteren anhören müssen, dass Frauen nichts in diesem Beruf zu suchen hätten.
In ihrer Klasse sei rund ein Viertel weiblich gewesen. Dabei ist die 20-Jährige überzeugt, dass die Qualität der Arbeit keine Frage des Geschlechts ist. «Aber man muss schon etwas zäh sein», sagt sie.
Die Arbeit als Hufschmiedin ist, wie Eggimann sagt, «nicht nur ‹Rössli stryychle› und toll und schön, sondern es kann auch mal hart sein.» Doch sie ist überzeugt: Mit Willen und Biss ist es machbar. Für sie ist wichtig: «Man muss den Beruf einfach wollen.»
Hufschmiede und Hufschmiedinnen sind meistens mit dem Bus unterwegs und besuchen so ihre Kunden. Was sie vor Ort antreffen, ist sehr unterschiedlich. Manchmal müsse man das Pferd noch von der Weide holen. «Oder die Hufen sind so verschmutzt, dass sie vor dem Beschlagen von uns geputzt werden müssen», erzählt Eggimann. Das sei manchmal etwas mühsam. Und auch das Wetter spiele nicht immer mit: «Wir arbeiten bei jeder Witterung und oft draussen, ungedeckt», sagt sie.
Und die Arbeit kann auch gefährlich werden. «Pferde sind Fluchttiere. Wenn sie erschrecken, nehmen sie keine Rücksicht auf dich», sagt die junge Hufschmiedin. Man müsse immer darauf gefasst sein, dass etwas passieren könnte. Sie sei zum Beispiel schon unters Pferd gefallen, als dieses die Hufe weggerissen hat. Das hätte böse enden können, doch der Chef habe sie sofort weggezogen.
Auch komme es vor, dass die Tiere nach ihr schnappen, weil sie so viele Gerüche von Pferden auf sich trage. Der einzige gröbere Unfall sei ihr aber beim Schmieden im Bus passiert, erzählt Eggimann. Ihr sei ein heisses Stück Eisen weggespickt und ins Gesicht geflogen. Das Resultat: Ein abgebrochenes Stück Zahn und eine verbrannte Lippe.
Das Schönste am Beruf ist für Nina Eggimann, wenn sie das Ergebnis ihrer Arbeit sieht. Das Beschlagen tue den Tieren, wenn richtig gemacht, nicht weh. Es gehe darum, für das Pferd den perfekten Schuh für rund neun Wochen zu fertigen.
Angst um die Zukunft ihres Berufes hat Eggimann keine. «Hufschmiede wird es immer brauchen. Keine Maschine kann unsere Arbeit vollständig ersetzen.» Pferde zum Beschlagen gibt es ebenfalls genug. «Früher waren sie Arbeitsgeräte, heute eher ein Luxusobjekt für Freizeit und Sport.»
Auch Nina Eggimann reitet gerne, wenn sie nach Hause kommt und nicht zu müde dazu ist. Die eigenen Pferde beschlägt sie mittlerweile selbst.