Der politische Shootingstar
22.08.2019 Baselbiet, PolitikNeu im Landrat: Bálint Csontos, Grüne, Ramlinsburg
Er spricht unmissverständlich von einer Klimakatastrophe und setzt sich zusammen mit seinen Parteifreunden dafür ein, das Parlament auf einen gemeinsamen Kampf dagegen einzuschwören: Bálint Csontos sitzt neu im ...
Neu im Landrat: Bálint Csontos, Grüne, Ramlinsburg
Er spricht unmissverständlich von einer Klimakatastrophe und setzt sich zusammen mit seinen Parteifreunden dafür ein, das Parlament auf einen gemeinsamen Kampf dagegen einzuschwören: Bálint Csontos sitzt neu im Landrat.
Elmar Gächter
Mit 19 Jahren jüngster Gemeinderat im Baselbiet, mit 21 Jahren jüngster Chef einer kantonalen Partei und seit Kurzem eines der jüngsten Mitglieder im Baselbieter Kantonsparlament. Es ist nicht übertrieben, ihn als politischen Senkrechtstarter oder eben als Shootingstar zu bezeichnen, auch wenn ihm dieses Attribut alles andere als sympathisch ist. Tatsache ist, dass sich Bálint Csontos bereits als Jugendlicher für das, was man gemeinhin als Politik bezeichnet, zu interessieren begann. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man relativ früh und einfach ins Zentrum der institutionalisierten Politik vordringen kann», sagt Csontos. Er schreibt dies dem politischen System der Schweiz zu und bezieht sich dabei vor allem auf seine Partei, die Grünen.
Wichtige Eindrücke, die sein politisches Engagement schon vor dem Eintritt ins Schulalter geprägt haben, waren die Abwahl von Ruth Metzler als Bundesrätin, die darauf folgende Frauendemonstration oder der Irakkrieg, den er mit seinen Eltern am Radio mitverfolgt hat – und bereits damals die Diskussionen um das Klima. «Sieht man das Elend der Welt, stellt sich automatisch die Frage: Unternimmt man etwas dagegen oder zieht man sich zurück?», so Csontos. Habe man Freunde, mit denen man darüber reden könne, und verfüge man über ein soziales Sicherheitsnetz, könne man sich dem Elend besser stellen und sein Möglichstes dafür geben, dagegen anzukämpfen. Für ihn war schnell klar, dass sich seine Lebensanschauung am besten in der Partei der Grünen widerspiegelt.
Als einen reichen Erfahrungsschatz bezeichnet Bálint Csontos seine bisherigen rund vier Jahre als Gemeinderat von Ramlinsburg. «Hier wird zwar keine Weltpolitik gemacht, aber man kann lernen, wie Menschen funktionieren und politische Entscheide getroffen werden», ist er überzeugt. Das Wichtigste sei, dass man sich in einem Exekutiv-Gremium im Klaren über seine Aufgaben sei und nicht zuletzt darüber, dass man nur eines unter fünf Mitgliedern sei.
Die Gemeinde als Zelle
Für ihn ist es eine logische Konsequenz, auch in der Partei Verantwortung zu übernehmen. Als Student in einem flexiblen Umfeld falle es ihm leichter, die notwendige Zeit für die politischen Ämter zur Verfügung zu stellen, als wenn er Familie hätte oder einem Vollzeitjob nachgehen würde. «Jetzt ist die Zeit, wo alles sehr gut zusammenpasst und deshalb mache ich dies auch», so Csontos.
In den Landrat geht er ohne konkrete Erwartungen. Hingegen sieht er den Anfang der neuen Legislatur als ganz entscheidende Phase. «Dies ist der Zeitpunkt, wo sich das Wesen und der Charakter eines Parlaments am meisten verändern können.» Das Allerwichtigste sei, dass man bei allen unterschiedlichen Auffassungen einen gemeinsamen Weg finde. «Wir haben eine Klimakatastrophe, und diese bekommen wir nicht anders in den Griff, als wenn wir uns darauf verständigen, gemeinsam zu handeln», sagt Csontos. Dabei sei das Augenmerk über die Grenzen hinaus zu richten. «In einer globalen Welt müssen wir globalpolitisch handeln. So, wie in der kleinen Zelle der Gemeinde, wo man sich in die Augen schaut und so handelt, dass es im globalen Bild stimmt», hält er fest und ergänzt, dass es bei allen unterschiedlichen Meinungen nur funktionieren könne, wenn das, was man sage, auch einen Widerhall ernte.
Immer wieder spricht er von der Klimakatastrophe. «Die Zukunft der Welt ist nicht per se gut, sonst könnten wir alle gemütlich im Garten sitzen. Die Erde ist aber ein solch schöner Ort, für den es sich lohnt, sich zu engagieren. Mich persönlich belastet die Situation. Aber das soll sie die Menschheit ja auch. Die Welt ist erst verloren, wenn sie uns egal ist und wir deshalb aufhören, sie zu verbessern.» Bálint Csontos ist sich bewusst, dass jeder Einzelne grundsätzlich einen gewissen Basisabdruck hinterlasse, den er nicht beeinflussen könne. «Aber man darf an der eigenen Machtlosigkeit nicht ersticken. Deshalb müssen wir uns als Gesellschaft finden.»
Darüber, wie lange er der Politik in dieser Form treu bleibt, verschwendet er keine Gedanken. «Ich weiss ja nicht, wo es mich nach meinem Jus-Studium beruflich hinführt.» So lässt er auch offen, in welche Sphären ihn seine bis heute beeindruckende politische Laufbahn noch führen wird.