Bergsteiger mit der Tusche-Feder
29.08.2019 Hölstein, PorträtAnna Uebelhart
Säuberlich gespitzte Bleistifte, unterschiedlich dickes Papier, Leim, Tusche und Schreibfedern umgeben den Arbeitsplatz von Thomas Hägler in seinem Zuhause in Hölstein. Hier, auf diesem Schreibtisch, entstehen die lebendigen Zeichnungen, im Comicstil, die ...
Anna Uebelhart
Säuberlich gespitzte Bleistifte, unterschiedlich dickes Papier, Leim, Tusche und Schreibfedern umgeben den Arbeitsplatz von Thomas Hägler in seinem Zuhause in Hölstein. Hier, auf diesem Schreibtisch, entstehen die lebendigen Zeichnungen, im Comicstil, die regelmässig in der «Volksstimme» erscheinen.
Karikaturen begleiten Hägler bereits seit seiner Schulzeit. Schon damals hat er seine Ideen gestalterisch umgesetzt, ihnen mit Stift und Papier eine persönliche Note verliehen. Heute verkauft er seine Werke als Comicband und zeichnet regelmässig für Magazine und Zeitungen.
Von Beruf ist Hägler Primarlehrer. Aktuell unterrichtet er die Viertbis Sechstklässler in Hemmiken. Die Tätigkeit als Lehrer ist aber nur eine Facette im Leben des Hölsteiners. Er hat eine ganze Reihe von Hobbys, die er in seiner Freizeit pflegt und die bei ihm einen wichtigen Stellenwert haben. Dazu gehören diverse sportliche Aktivitäten wie Joggen, Orientierungslauf, Skifahren, Langlauf, Bergsteigen und – eben – das Zeichnen. Zu viel wurde es dem Baselbieter dabei noch nie.
Er sei schon immer auf verschiedenen Schienen gefahren, erzählt der 65-Jährige. Am meisten dominieren bis heute der Orientierungslauf und Bergsteigen seine Freizeit. Als Jugendlicher war Hägler im regionalen OL-Nachwuchskader, in dem er über Jahre hinweg intensiv trainiert hat. Mit 16 Jahren kam das Bergsteigen dazu, was ebenfalls auch jetzt noch ein «zentraler Pfeiler» im Leben des Karikaturisten ist. Die Begeisterung für das Zeichnen hat er neben dem ganzen Sport nie verloren.
«Wenn man will, geht alles»
Mit so viel Engagement geht ein grosser Zeitaufwand einher. Möglich, alles gleichzeitig zu stemmen, mache es ihm unter anderem sein Beruf. Während seiner Ferien kann der Lehrer so seinen Hobbys nachgehen. Die flexible Arbeitseinteilung kommt ihm während der Unterrichtszeit entgegen. «Früher habe ich viel nachts gearbeitet», sagt Hägler. Besonders seine Karikaturen und diverse Unterrichtsvorbereitungen sind während Nachtschichten zustande gekommen. Das Motto des Künstlers: «Wenn man will, geht alles».
Zum professionellen Produzieren von Karikaturen ist Thomas Hägler eher unverhofft gekommen. Schon als Schüler hat er den Stift kaum weggelegt und während des Unterrichts laufend an seinem Zeichnungsstil gefeilt. In den Anfängen seiner künstlerischen Tätigkeit hat er Broschüren für OL-Kollegen gestaltet. Mittlerweile zeichnet er für Zeitungen und für das Magazin des Schweizerischen OL-Verbands. Seine Comic-Motive versuche er einfach zu halten, sagt Hägler. In den Zeichnungen, die er seit jeher mit Tusche und Feder zu Papier bringt, finden sich hin und wieder Elemente aus dem OL oder dem Bergsteigen. Je nach Auftrag orientiere sich der Inhalt seiner Arbeiten aber auch an aktuellen, manchmal politischen Geschehnissen.
Für seine Arbeit als Karikaturist hat Hägler bisher sowohl positive als auch negative Rückmeldungen erhalten. Er freue sich über beides. «Es bedeutet, die Leute sehen sich an, was ich zu Papier bringe. Und ganz ehrlich, eine Karikatur soll auch etwas beissen. Sonst ist es keine besonders gute Karikatur.» Die Ideen für seine Zeichnungen flögen ihm nicht einfach so zu, sagt Hägler. Er müsse sich aktiv damit befassen. Am besten gelinge ihm die Ideenfindung beim Joggen im Wald.
Ideen kommen beim Joggen
Die Bewegung ist also indirekt mit seinem kreativen Hobby, dem Zeichnen, verbunden. Sie kurbelt das kreative Denken an und gibt dem Künstler einen Ausgleich zur Arbeit am Schreibtisch.
Seine Leidenschaft für den Orientierungslauf hat Hägler an seine drei Söhne weitergegeben. Der mit 33 Jahren älteste Sohn begleitet ihn mittlerweile auf manchen seiner Bergtouren. Diese «Vater-Sohn-Zeit» schätze er sehr, erzählt Hägler.
Auch in Zukunft dürfte das Leben des Bewegungsmenschen spannend bleiben. Viele seiner Bergsteigerkollegen hätten aufgrund beruflicher Belastung, gesundheitlicher Probleme oder ihren Familien zuliebe im Laufe der Zeit aufgehört, erzählt er. Er sei ebenfalls etwas kürzergetreten.
Seine zwei grössten Touren, die 8000er Annapurna im Himalaya-Gebirge und Broad Peek, der auf der Grenze zwischen Pakistan und China liegt, waren vor der Zeit mit seiner eigenen Familie. Den Sport ganz aufzugeben stand für den Hölsteiner aber nie zur Debatte. «Ich war schon einige Male in einer Situation, in der ich viel Glück hatte. Das braucht es in den Bergen einfach.» Die Abenteuer, die er immer wieder in den Bergen erlebe, seien nicht selten eine Quelle der Inspiration für seine doch eher ruhigere und ungefährliche Arbeit als Karikaturist.