Denkmalpflege digitalisiert Archiv
30.07.2019 Baselbiet, Kultur, Bezirk LiestalBis zu 100 Jahre alte Aufnahmen sind künftig im Netz zu sehen
Es ist ein wahrer Fundus an Fotos, Dias und Plänen, der im Archiv der Denkmalpflege in der Villa Scholer lagert. Nun wird er digital erfasst und ist künftig auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Elmar ...
Bis zu 100 Jahre alte Aufnahmen sind künftig im Netz zu sehen
Es ist ein wahrer Fundus an Fotos, Dias und Plänen, der im Archiv der Denkmalpflege in der Villa Scholer lagert. Nun wird er digital erfasst und ist künftig auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Elmar Gächter
Über 20 000 Fotos, 10 000 Diapositive und gegen 3000 Pläne fristen in den Katakomben der altehrwürdigen Villa Scholer am Kreuzweg 2 in Liestal ihr archivarisches Dasein. Fein säuberlich geordnet legen die Dokumente der kantonalen Denkmalpflege Zeugnis ab über historische Bauten, aber längst nicht nur über diese. Hier finden sich auch wertvolle Aufnahmen von unseren Dörfern, sowohl vom Boden wie aus der Luft fotografiert, die ältesten Fotos sind beinahe hundert Jahre alt.
Nicht wenige davon sind echte Trouvaillen in einer Qualität, die auch heute noch erstaunt und beeindruckt. Kein Wunder, erkannte auch die Geschäftsprüfungskommission des Landrates bei ihrem Besuch vor ein paar Jahren den hohen Wert dieser Zeitzeugen und empfahl einen besseren Schutz. Auch wenn sie heute in feuerfesten Schränken lagern, sind vor allem die Diapositive nicht farbresistent, das heisst, sie verändern sich nachteilig im Laufe der Zeit. Deshalb hat sich die kantonale Denkmalpflege entschieden, das ganze Dokumentengut digitalisieren zu lassen. «Dieser Schritt ist somit primär eine Sicherungsmassnahme», betont Brigitte Frei-Heitz, die kantonale Denkmalpflegerin.
Wegen der grossen Sparprogramme des Kantons hätte sich ein entsprechendes Vorhaben verzögert. «Heuer ist jedoch ein Budgetfenster aufgegangen und wir packen nun die Chance», freut sich Chefin der kantonalen Denkmalpflege. 80 000 Franken sind eingestellt, um das ganze Archivmaterial einzuscannen und zu digitalisieren.
Direkter Zugriff für Private
Da weder die Abteilung noch das Amt für Raumplanung, zu dem die Denkmalpflege gehört, über entsprechende Geräte verfügen, wurden extern Offerten eingeholt. So ist es nun das Bürgerspital Basel, das im Laufe der nächsten Wochen das Material abholt, alle Fotos, Pläne und Dias mit ihren Scannern und Plottern erfasst und bis Ende Jahr als Digitalisate zugänglich macht. «Das Bürgerspital Basel hat bereits das Planarchiv unseres Amtes digitalisiert und dabei sehr gute Arbeit geleistet», so Brigitte Frei-Heitz.
Die Denkmalpflegerin verspricht sich von der Massnahme einen grossen Gewinn. Diesen sieht sie abteilungs- und amtsintern im direkten Zugriff auf die entsprechenden Dokumente. «Wir werden unser Archiv zweifellos mehr brauchen als jetzt», ist sie überzeugt. Ganz wichtig sind ihr jedoch auch die privaten Nutzerinnen und Nutzer. Denn bereits heute ist das Archiv öffentlich zugänglich und wird praktisch wöchentlich für Forschungszwecke, Heimatkundebücher oder Restaurationsvorhaben kontaktiert. Und für Brigitte Frei-Heitz steht fest, dass ein Teil der digitalisierten Dokumente über die Website des Amtes direkt zugänglich sein wird.
Auch wenn mit der Digitalisierung ein wichtiger Schritt hinsichtlich Datensicherheit erfolge, so heisse dies nicht, dass man auf ein papierloses Archiv zustrebe. «Wir sind rechtlich verpflichtet, alle vom Regierungsrat genehmigten Dokumente, vor allem auch Nutzungspläne, in Papierform zu archivieren, denn nur in dieser Form sind sie rechtsverbindlich», hält Brigitte Frei-Heitz fest und ergänzt, dass auch die Gerichte stets den Papierausdruck verlangen würden. Dies, so die kantonale Denkmalpflegerin, wohl nicht zuletzt, weil man bei den digitalisierten Dokumenten Manipulationen nicht zweifelsfrei ausschliessen könne.
Ob mit der Digitalisierung die Qualität vor allem der fotographischen Aufnahmen auf alle Ewigkeit gewährleistet ist, sei eine andere Frage. «Ich als Historikerin habe da einen gewissen Vorbehalt, ja, ich gebe zu, da bin ich ein bisschen fortschrittskritisch», sagt Brigitte Frei-Heitz. Und so werden auch künftig nicht nur die Pläne, sondern auch die Fotos weiterhin in Papierform im Keller der historischen Villa Scholer lagern.