Von Stauseen und Mondhörnern
28.06.2019 Baselbiet, Kultur, Lausen, GesellschaftDie kantonale Archäologie stellt ihren Jahresbericht vor
Der Baselbieter Boden gibt immer mal wieder Schätze oder Indizien für neue Erkenntnisse frei. Ein paar davon stellt die Archäologie Baselland in ihrem Jahresbericht vor. Ein Streifzug durch Raum und Zeit.
Barbara ...
Die kantonale Archäologie stellt ihren Jahresbericht vor
Der Baselbieter Boden gibt immer mal wieder Schätze oder Indizien für neue Erkenntnisse frei. Ein paar davon stellt die Archäologie Baselland in ihrem Jahresbericht vor. Ein Streifzug durch Raum und Zeit.
Barbara Saladin
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen am Ufer eines glitzernden Sees, und das mitten im Ergolztal. Diese und andere spannende Gedankengänge löst der Jahresbericht 2018 der Archäologie Baselland aus, der gestern Vormittag in der (kühlen) Kirche St. Niklaus zu Lausen vorgestellt wurde.
Es gibt einiges an Spektakulärem, das die beiden Archäologen Reto Marti und Andreas Fischer vermelden konnten. Das buchstäblich Grösste davon ist wohl der Stausee, der die unteren Teile des heutigen Dorfs Lausen zu Römerzeiten überdeckt haben dürfte. Zwar gebe es diese Theorie schon länger, so der Kantonsarchäologe Marti, doch vergangenes Jahr wurden zwei entscheidende neue Indizien entdeckt.
Einerseits wurde bei Bodenuntersuchungen einer Grossbaustelle unter alten Flussablagerungen der Ergolz sogenanntes Stillwassersediment gefunden – eine Bodenschicht, die nur entstehen kann, wenn über längere Zeit stehendes Wasser da war. Zudem entdeckte man unter der Erde eine natürliche Felsrippe aus Hauptrogenstein. Ein Höhenkurvenplan bewies schliesslich, dass es einen Damm an der engsten Stelle quer durchs Ergolztal gibt, welcher über weite Teile genau auf der Gemeindegrenze Lausen/Liestal verläuft. Auch der Standort der Lausner Kirche, die früher deutlich ausserhalb des Dorfs lag, steht im Zusammenhang mit dem Stausee. Die Kirche gehörte einst zu der abgegangenen Siedlung Bettenach, die römischen Ursprungs war und wohl am Gestade des Sees lag. «Als man Bettenach verliess, verlandete auch der See», so Marti. Lausen, wie wir es heute kennen, kam dann erst später.
Mit der neu genährten Theorie des römischen Stausees lässt sich nämlich begründen, wie die Römer es überhaupt schafften, mit ihrer sieben Kilometer langen Wasserleitung 24 000 Kubikmeter Wasser täglich aus dem Ergolztal nach Augusta Raurica zu leiten. «Wir haben ein weiteres Mosaiksteinchen, das erklärt, warum Augusta Raurica eben dort war, wo es war, und nicht woanders», sagte Marti.
Liebe und Kult
Ein weiterer interessanter Fund während des vergangenen Jahres war ein goldener Fingerring, mutmasslich für ein Kleinkind, aus der Römerzeit, mit einem eingravierten Delfin. Dieser galt damals als Symbol für Liebe und Zuneigung. Entdeckt wurde er von einem ehrenamtlichen archäologischen Späher in Oberwil. Ein sogenanntes Mondhorn aus Ton, ein wahrscheinlich kultisches Objekt aus der Bronzezeit, fand man in Reinach. Bis heute wisse man nicht, wofür es genau verwendet wurde, sagte Marti.
Einen weiteren Fund, nämlich eine verrostete Ofentür vom Prattler Horn, konnte man dank eines alten Protokolls des Basler Kleinen Rats aus dem Jahr 1792 in die Geschichte ordnen. Es dürfte sich um die Überreste des Ofens des Wachhäuschens der damaligen Hochwacht handeln, von wo Wachen die Umgebung beobachteten. Das Häuschen war einem Brand zum Opfer gefallen und hätte durch das weitherum sichtbare Feuer beinahe einen Grossalarm ausgelöst.
Der Jahresbericht der Archäologie Baselland ist voller spannender Geschichten und Erkenntnisse, die uns eine Nase voll davon nehmen lassen, wie frühere Bewohner des Baselbiets lebten. Er steht zum Download auf der Website www.archaeologie.bl.ch bereit.