Vergeblicher Kampf für mehr Busfahrten
27.06.2019 Bezirk Waldenburg, LampenbergDie Lampenberger kritisieren seit dem Abbau auf der Linie 93 die schlechte Anbindung ihres Dorfs an den öffentlichen Verkehr. Der Kanton weiss um die unbefriedigende Situation, ändern wird sich aber wohl auch mit dem kommenden Fahrplan nichts.
Sebastian Schanzer
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Die Lampenberger kritisieren seit dem Abbau auf der Linie 93 die schlechte Anbindung ihres Dorfs an den öffentlichen Verkehr. Der Kanton weiss um die unbefriedigende Situation, ändern wird sich aber wohl auch mit dem kommenden Fahrplan nichts.
Sebastian Schanzer
Die Einwohner von Lampenberg sind unzufrieden mit der Anbindung ihres Dorfs an den öffentlichen Verkehr. Rund 200 Personen – die Gemeinde zählt etwa 500 Seelen – haben einen Brief an den Regierungsrat unterschrieben mit der Bitte, das Angebot der Buslinie 93 zwischen Lampenberg und Lausen einer erneuten «wohlwollenden» Prüfung zu unterziehen. Anlass dafür bot die am 16. Juni zu Ende gegangene Vernehmlassung zum Fahrplanentwurf 2019/20.
Die Gemeinde rief ihre Bevölkerung zudem via Dorfblatt auf, sich an der Vernehmlassung zu beteiligen. 28 von insgesamt 350 Stellungnahmen zum Fahrplanentwurf betreffen die Buslinie 93, wie der Verkehrsplaner des Kantons, Dominic Wyler, sagt.
Zehn Fahrten gestrichen
Der Lampenberger Präsident Peter Degen zeigt sich auf Nachfrage enttäuscht vom Entwurf, weil er keinerlei Änderungen zum aktuellen Fahrplan enthält. Schon vor einem Jahr monierte die Bevölkerung schlechte Verbindungen und lieferte Ideen zur Verbesserung – ohne Erfolg.
So müssen beispielsweise Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Frenke oder des Gymnasiums in Liestal weiterhin über 20 Minuten auf den Bus ins Dorf warten, wenn sie um 16.14 Uhr bei der Station Lampenberg-Ramlinsburg aus der Waldenburgerbahn (WB) steigen. Anstatt zu warten, liessen sich aber viele mit privaten Autos abholen, sagt Gemeindepräsident Degen. Das könne nicht der Sinn eines guten ÖV-Angebots sein.
Morgens sieht es nicht besser aus: Die Verbindung für den Schulanfang um 7.30 Uhr in der Sekundarschule Frenke verursacht eine Aufenthaltszeit von 16 Minuten in Lausen. Vor allem im Winter seien diese Verbindungen unhaltbar, schreibt auch der Verein Region Liestal Frenkentäler Plus in seiner Vernehmlassungsantwort.
Grund für die schlechte Anbindung des Dorfs sind zum einen Sparmassnahmen, die im Fahrplan 2017/18 dazu geführt haben, dass insgesamt zehn Fahrten auf der Linie 93 gestrichen wurden. Seither fahren wochentags zwischen halb neun und zwölf Uhr Busse weder von noch nach Lampenberg. Wyler weiss um die unbefriedigende Situation: «Ohne es genau geprüft zu haben, würde ich sagen, dass es keine andere Baselbieter Gemeinde in der Grösse von Lampenberg gibt, die über solch schlechte ÖV-Verbindungen verfügt», gesteht er ein.
Zu Recht schielten die Lampenberger eifersüchtig auf die knapp 100 Einwohner weniger zählende Gemeinde Titterten, die seit März vom politisch geforderten Ausbau der Linie 71 profitiert. In den Hauptverkehrszeiten fährt dort alle 30 Minuten ein Bus nach Liestal. Während man sich in Titterten über mehr öV freut, sind die Fahrgastzahlen der Buslinie 93 im vergangenen Jahr von jährlich 62 000 (2017) auf 53 000 deutlich gesunken.
Interessenkonflikt mit Nachbarn
Die Lampenberger sind auch unglücklich darüber, dass die Linie 93 nach Lausen führt und nicht wie früher lediglich zur WB-Station Talhaus. Der Weg nach Liestal via Lausen bedeutet für sie längere Fahrzeiten. Zudem müssen sie ihr Billett für eine zusätzliche Zone lösen. «In Lausen statt bei der Station umzusteigen ist für uns deshalb keine Alternative», sagt «Breesi» Degen.
Die Einwohner des Nachbardorfs Ramlinsburg nutzen diese Verbindung allerdings ebenso viel wie jene über die WB. Sie befinden sich in der komfortablen Lage, sowohl über Lausen wie auch über die Station Lampenberg-Ramlinsburg nach Liestal zu gelangen, ohne wesentliche Unterschiede punkto Kosten und Reisedauer. An dieser Wahlmöglichkeit möchten sie auch künftig festhalten. In Gesprächen mit dem Kanton lehnte es der Ramlinsburger Gemeinderat ab, die Fahrten nach Lausen zu streichen und stattdessen öfter nach Lampenberg zu führen, wie Verkehrsplaner Wyler sagt. «Die Bedürfnisse der beiden Gemeinden widersprechen sich und wir haben nur ein Fahrzeug zur Verfügung. Die Möglichkeiten, sämtliche Bedürfnisse abdecken zu können, sind daher eingeschränkt.»
In den Gesprächen zwischen Gemeinden und ÖV-Planer ist es zu keiner Einigung gekommen. Wyler zeigt sich indes ehrgeizig: «Wir geben die Suche nach besseren Lösungen nicht auf.» Allerdings dürfte der Weg über Lausen nach Liestal in Zukunft auch für die Lampenberger an Attraktivität gewinnen. Dann nämlich, wenn die Bauarbeiten an der neuen WB einen Bahnersatz erfordern. Verbesserungen auf der Linie 93 stellt Wyler aber frühestens für die Zeit nach der WB-Erneuerung in Aussicht.
Die Gemeinde hat für die Zeit bis dahin schon einmal eine Massnahme ergriffen. Ab Juli soll an der Abzweigung nach Lampenberg ein «Mitfahrbänkli» stehen.