Für ein Leben jenseits von Nutzen
12.06.2019 Baselbiet, Känerkinden, Gemeinden, LandwirtschaftGabriela Kaufmann
Die «Villa Kuhnterbunt» ist ein Lebenshof für Kühe, Ochsen und Kälber. Hier dürfen die Tiere ein Leben in Freiheit und ohne jegliche Nutzungsansprüche geniessen. Am vergangenen Samstag war Tag der offenen Tür auf dem Hof Riedmatt in Känerkinden ...
Gabriela Kaufmann
Die «Villa Kuhnterbunt» ist ein Lebenshof für Kühe, Ochsen und Kälber. Hier dürfen die Tiere ein Leben in Freiheit und ohne jegliche Nutzungsansprüche geniessen. Am vergangenen Samstag war Tag der offenen Tür auf dem Hof Riedmatt in Känerkinden und dem Hof Homberg in Läufelfingen.
Begonnen hat die «Villa» mit einer Kuh und einem kühnen Traum. Nun ist sie zu einem Lebenshof mit 35 Rindern, 36 Schafen, 2 Ponys, Schweinen sowie Tierschutz-Katzen und Hühnern gewachsen. Die «Villa» hat derzeit ihren Maximalbestand an Tieren erreicht, daher sucht der Verein noch weitere landwirtschaftliche Betriebe, die gerne am Projekt teilnehmen würden. Ein weiterer Hof befindet sich in Kleinlützel. Über einen Notfalldienst auf ihrer Website vermittelt die «Villa» immer wieder notfallmässig Plätze für Tiere.
Willkommene Alternative
In Läufelfingen betreibt die Familie Hess den Hof. Wunderschön gelegen ist der Bauernhof – ganz in der Nähe des Hotels Bad Ramsach. 13 Jahre züchtete die Familie Hess Strausse, danach Schafe und Hochlandrinder. Da der Betrieb in der Bergzone auf rund 700 Meter Höhe liegt, ist die Tierzucht hier aufwendig und die Fleischpreise sind im Keller. Die Landwirte suchten nach einer Alternative und stiessen auf ein Inserat in der «Tierwelt», wo der Verein einen Hof für seine Tiere gesucht hatte.
Man wurde sich schnell handelseinig. Nun konnte dank Familie Hess vor einem Monat noch ein weiterer Hof in Känerkinden vermittelt werden. Er wird aktuell von Willi Thommen geführt und geht ab 2020 in die Hände von Sascha Handschin über. Der Hof Riedmatt beherbergt im Moment 19 Rinder. Er ist idyllisch gelegen und man hat eine fantastische Aussicht bis in den Schwarzwald. Bauer Thommen stellt Robin vor: es ist ein fünfjähriges Hochlandrind, welches gerade eine grosse Zahnlücke hat. Es wechsle gerade die Milchzähne. Der Landwirt kennt jedes seiner Tiere und weiss auch zahlreiche Geschichten über sie zu erzählen. In der Scheune führt der Verein ein Kuchenbuffet und auch einen kleinen Verkaufsstand mit Produkten, wie etwa die Wolle von glücklichen Schafen.
Kuh kostet 250 Franken im Monat
Der Verein Villa Kuhnterbunt wurde aufgrund der Kuh Odyssee, die im Oktober 2016 geschlachtet werden sollte, gegründet. Der Besitzer von Odyssee hörte mit der Milchwirtschaft auf und wollte die Kuh nicht zur Schlachtbank bringen. Er bat Bea Gutzwiller um Hilfe. Kurzerhand gründete sie den Verein und der Stein kam ins Rollen. Es kam ein Tier nach dem anderen dazu, das vermittelt werden musste.
Den Unterhalt finanziert Gutzwiller über Spenden. «Eine Kuh kostet im Monat 250 Franken. Kommen noch Arztkosten dazu, kann es schnell teurer werden», erzählt sie. Deshalb ist der Verein immer auf der Suche nach Geldspenden, aber auch nach Werbebeiträgen und freiwilligen Helfern. «Es ist mir ein Anliegen, dass die Menschen eine neue Sicht auf diese wunderbaren Tiere bekommen.» Zwei bis drei Mal im Jahr werden Führungen auf den Höfen organisiert, bei denen sich Paten und zukünftige Gönner ein Bild von den Tieren machen können. Sie alle bekommen einen Namen und dürfen bis an ihr Lebensende «nur» noch Kuh sein.