Auf den Spuren der Waldvermesser
27.06.2019 Baselbiet, WenslingenAuf rund 700 Referenzflächen erfassen Fachleute die vorhandenen Bäume im Forstrevier Ergolzquelle nach verschiedenen Kriterien.
Sie gehen der Frage nach, wie sich der Wald über längere Zeit verändert.
Elmar Gächter
Wenn sie ihr Werk vollendet haben, kennen ...
Auf rund 700 Referenzflächen erfassen Fachleute die vorhandenen Bäume im Forstrevier Ergolzquelle nach verschiedenen Kriterien.
Sie gehen der Frage nach, wie sich der Wald über längere Zeit verändert.
Elmar Gächter
Wenn sie ihr Werk vollendet haben, kennen sie die Wälder in den sechs Gemeinden des Forstreviers Ergolzquelle wie sonst wohl kaum jemand. Rund 700 Flächen mit je rund drei Aren Waldareal werden sie dannzumal mit GPS, Laser und Metalldetektor ausfindig gemacht und mit der Finnenkluppe die Stammdicke von 20 000 Bäumen gemessen haben. Die Rede ist von den professionellen Waldvermessern Andreas Gabriel und Markus Buser, ihres Zeichens Umweltwissenschafter beziehungsweise Forstwart. Sie sind fast täglich unterwegs, um die Grundlagen für ein Inventar zu ermitteln, das für rund 1400 Hektaren Waldfläche Aussagen zur Entwicklung des Baumbestands liefert.
Neu ist es nicht, was hier in den öffentlichen und privaten Wäldern der Gemeinden Anwil, Hemmiken, Oltingen, Ormalingen, Rothenfluh und Wenslingen vonstattengeht. Erste Vermessungen erfolgten bereits in den späten 1980er-Jahren, gefolgt von weiteren Aufnahmen im Abstand von je rund 15 Jahren. Franziska Baumgartner vom Amt für Wald beider Basel leitet das neueste Projekt, das vergleichende Zahlen zur Frage liefern wird, wie sich der Wald in den vergangenen 30 Jahren verändert hat. Sie spricht dabei von einer gesetzlichen Pflicht. «Das Gesetz schreibt für die Waldplanung bestimmte Informationen vor, die es braucht, um festzulegen, wie viel Holz in einer bestimmten Periode genutzt werden darf. Das Wachstumsvolumen liefert zentrale Daten für die Betriebspläne der Waldbewirtschafter», so die Projektleiterin.
Normale Bewirtschaftung möglich
Die moderne Technik ermöglicht es den Waldvermessern, täglich bis zu zehn Stichprobenflächen zu bearbeiten. Auf ihren Tablets sind alle jene Punkte ersichtlich, die in den ersten beiden früheren Messperioden erfasst worden sind. Dank GPS lassen sich die Standorte relativ schnell orten und mit dem Detektor die im Boden vergrabenen Metallröhrchen, die das Zentrum der Stichprobenfläche markieren, mehr oder weniger problemlos finden. Im Radius von rund zehn Metern werden alle Bäume erfasst, die auf einer Höhe von 1,30 Metern einen Stammdurchmesser von mindestens 12 Zentimetern aufweisen. Alles, was darunter ist, gilt als Jungwuchs und wird gesamthaft bewertet.
Die Waldvermesser sind seit Anfang Mai unterwegs, statistisch relevante Erkenntnisse sind laut Baumgartner allerdings erst nach Abschluss der Messkampagne möglich. Buser stellt jedoch heute schon fest, dass sich der Wald sehr unterschiedlich verändert hat. «Es gibt Gebiete an den Südhängen, da halten sich die Veränderungen im Millimeterbereich, andererseits haben wir in Wenslingen bei einzelnen Weisstannen ein Wachstum von fast 30 Zentimetern gemessen.» Dabei spielten Bodenbeschaffenheit und Lichteinfall eine wichtige Rolle. Die Bäume innerhalb der Stichprobenflächen können ganz normal bewirtschaftet werden, ihre Standorte sind den Waldbesitzern nicht bekannt. «Wir möchten ja die natürliche Entwicklung beobachten, zu der auch die Nutzung der Bäume gehört», hält Baumgartner fest. So werden auch Baumstrünke und Totholz in das Inventar aufgenommen.
Die Vermessungsaktion wird voraussichtlich Ende September abgeschlossen. Das daraus resultierende Waldinventar wird unter anderem aufzeigen, wie sich die Zusammensetzung der Baumarten seit Messbeginn verändert hat. Auch das gesamte Holzvolumen oder die zuwachsende Holzmenge können berechnet werden. «Dies sind alles Zahlen, die für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung unerlässlich sind», so Franziska Baumgartner.