Analyse: Der FC Gelterkinden – oder die Verwandlung
07.06.2019 Fussball, Gelterkinden, SportNur 4 Siege aus 14 Spielen – der FC Gelterkinden steckt am 27. März dieses Jahres auf Rang 11 mitten im Abstiegskampf. Nach gutem Saisonstart hat er zu diesem Zeitpunkt sieben Spiele in Folge verloren. Auch gegen Bubendorf gibt es zum Auftakt der Rückrunde keine Punkte für das Team von Roger ...
Nur 4 Siege aus 14 Spielen – der FC Gelterkinden steckt am 27. März dieses Jahres auf Rang 11 mitten im Abstiegskampf. Nach gutem Saisonstart hat er zu diesem Zeitpunkt sieben Spiele in Folge verloren. Auch gegen Bubendorf gibt es zum Auftakt der Rückrunde keine Punkte für das Team von Roger Schreiber. Das Derby in Sissach steht auf dem Programm. Doch es wird kein Fest, wie es die vergangenen drei Direktbegegnungen der Oberbaselbieter nach Jahren ohne Duell waren. Das Spiel ist von einem sonnigen Samstag auf einen Mittwochabend verlegt worden, für gute Fotos ist es zu dunkel – und vor allem ist es kalt.
In diesem Setting gelingt dem FC Gelterkinden die Verwandlung. Von einer Mannschaft im Abstiegskampf, die in den entscheidenden Momenten Tore kassiert, statt sie zu schiessen, zu einem Team, das von den restlichen 12 Spielen 10 gewinnt, bald nichts mehr mit dem Strich zu tun hat und am Ende der Saison mit 44 Punkten (31 alleine aus den letzten 12 Runden!) das beste 2.-Liga-Resultat der Klubgeschichte erreicht.
Doch an diesem Abend im März spricht niemand von einer Verwandlung, niemand vom Turnaround. Das Spiel ist zäh, auf beiden Seiten passieren viele Fehler. Sissachs Trainer Claudio Masi sagt am Ende zu Recht: «Beide Mannschaften haben heute wie sichere Absteiger gespielt.»
Die Entscheidung im Spiel fällt durch einen Energieschub. Als in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit auf und neben dem Spielfeld alle auf den Pausenpfiff und damit etwas Wärme in Garderobe oder Klubbeiz warten, überlobt Rico Waibel, von Lars Dalhäuser mit einem langen Freistoss angespielt, mit dem Kopf einen Sissacher Verteidiger. Mit dem zweiten Kopfball – ja, zwei Kopfbälle am Stück des Nicht-Riesen – trifft er über den Torhüter zum siegbringenden 1:0. Niemand ausser Waibel sieht in dieser Szene gut aus. Die zweite Halbzeit ist schwere Kost wie die erste, die Gelterkinder jubeln am Ende kaum. Trotz eines Sieges im Abstiegskampf – im Derby. Gegen Sissach!
Es hängt nicht alles an diesem einen Tor und an diesem einen Sieg. «Wir haben in der Winterpause wirklich gute Transfers getätigt, die uns mehr Kreativität in der Offensive gebracht haben», sagt FCG-Trainer Schreiber im Rückblick. Und auch das System hat er geändert. Von einem 3-5-2 auf ein 4-2-3-1. Doch im Derby im März greift noch nicht viel. Der Sieg in Sissach ist ein Murks. Aber auch ohne Jubel: Beim FC Gelterkinden ist ab da nichts mehr so wie vorher. Ab dem 16. Spieltag schiesst der FCG, der davor 19 Tore erzielt hat, in 9 Runden 32 Tore und kassiert nur noch 14 (davor 35).
Damit halten sich die Gelterkinder in der Saison 2018/19 mehr als nur souverän in der 2. Liga. In einer Saison, die aus Gelterkinder und vor allem Oberbaselbieter Perspektive viel interessanter war, als es die kommende überhaupt werden kann: Durch den Aufstieg des FC Bubendorf, den Ligaerhalt des FC Gelterkinden und den Abstieg des SV Sissach wird es 2019/20 in der 2. Liga keine Oberbaselbieter Derbys geben. Dafür erhält der FC Liestal in der 2. Liga interregional mit dem Duell gegen den FC Bubendorf eine spannende Affiche. Und in der 3. Liga kommt es dank des Aufstiegs des FC Lausen wieder zu einem Lausner Derby gegen die AC Rossoneri.
Sebastian Wirz