Paradigmen wechsel auf dem Dietisberg
24.05.2019 Bezirk Waldenburg, LäufelfingenDietisberg will die Landwirtschaft an GmbH auslagern
Zusammen mit dem Witwald wird der Dietisberg zu einem der grössten Bauernhöfe im Baselbiet – und will nicht mehr auf Direktzahlungen verzichten. Das wird an der Jahresversammlung zu reden geben.
Ueli ...
Dietisberg will die Landwirtschaft an GmbH auslagern
Zusammen mit dem Witwald wird der Dietisberg zu einem der grössten Bauernhöfe im Baselbiet – und will nicht mehr auf Direktzahlungen verzichten. Das wird an der Jahresversammlung zu reden geben.
Ueli Frei
Vor einem Jahr hat der Verein Dietisberg tief in die Tasche gegriffen. Von der Basler Familie Sarasin übernahm er das benachbarte Hofgut Witwald. Zusammen avancieren die beiden Höfe zu einem der fünf grössten Landwirtschaftsbetriebe im Kanton Baselland, wie Pascal Simon, Leiter Direktzahlungen des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach, bestätigt.
Heute Freitagabend wird die Generalversammlung des Männer-Wohn- und Werkheims auf dem Plateau zwischen Diegten und Läufelfingen erneut einen gewichtigen Entscheid zu treffen haben. Vorstand und Geschäftsleitung beantragen, den Bauernbetrieb in eine eigenständige «Dietisberg Landwirtschaft GmbH» auszulagern.
Damit einher geht ein nicht unumstrittener Paradigmenwechsel. Mit den neu knapp 100 Hektaren Nutzfläche und 46 Hektaren Wald kann und will der Dietisberg nicht mehr auf Direktzahlungen verzichten. Rund 200 000 Franken pro Jahr dürften es bei der Grösse dieses Betriebs sein. Andreas «Res» Thomet verzichtete noch aus Prinzip auf die Finanzhilfen des Bundes.
Zu starr waren dem ehemaligen Verwalter die mit den Zuschüssen verbundenen Auflagen. «Das wird zu reden geben», erwartet Vereinspräsident Bruno Imsand. Die Argumente pro Direktzahlungen lägen allerdings auf der Hand. In der Zwischenzeit habe sich im Sozialwesen viel geändert. Statt mit einer Pauschale entschädigt die Invalidenversicherung heute nur noch den individuellen Betreuungsbedarf der Bewohner. Damit hat die Institution einen Teil ihrer Einkünfte verloren.
Rechnung ist wieder schwarz
Zudem sei der Bereich Landwirtschaft seit Jahren defizitär. «Aus finanzieller Sicht haben wir nicht so tolle Jahre hinter uns», fasst Imsand zusammen. Die Rechnung 2018 weise aber wieder schwarze Zahlen aus. Die Direktzahlungen dienen in erster Linie der Finanzierung der Löhne der drei angestellten Landwirte und der Bewohner.
Die Höhe der Bundesgelder hängt nicht allein von der Grösse des Betriebs, sondern auch von der Bewirtschaftungsform ab, erklärt Pascal Simon vom «Ebenrain». Die Ertragskraft spielt ebenso eine Rolle wie die Förderung der Landschaftsqualität und der Biodiversität. Die kantonalen Behörden scheinen dem Plan keine Steine in den Weg zu legen.
Die Auslagerung der Landwirtschaft sei rechtlich korrekt aufgegleist, bestätigt Simon. «Die Vorprüfung läuft.» Die genaue Berechnung der Direktzahlungen sei allerdings erst möglich, wenn alle Bedingungen erfüllt sind. Konkret: Adrian Thomet, Geschäftsleiter der Abteilung Werken, muss seine landwirtschaftliche Ausbildung abschliessen.
Für den Verein Dietisberg ist die Landwirtschaft nach wie vor unentbehrlich. Die neue GmbH fungiert als Pächterin und übernimmt das gesamte Inventar in Form eines zu amortisierenden Darlehens von der Dietisberg Werken AG. Dazu gehört neben Fahrzeugen, Maschinen und Vorräten auch das Vieh.
Mit dem Pachtvertrag verpflichtet sich die GmbH, die vom Dietisberg betreuten Männer zu beschäftigen und den Verein mit Milch und Fleisch zu beliefern. Mit rund 9 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche erbringt die Dietisberg Landwirtschaft GmbH den ökologischen Leistungsnachweis. Adrian Thomet wird sich mit 75 Prozent an der neuen GmbH beteiligen und den Betrieb in Zukunft selbstständig führen.
Vor einem Jahr vollzog der Verein Dietisberg einen Generationenwechsel in der Geschäftsleitung. Der langjährige Verwalter Res Thomet übergab das Zepter an seine Söhne Adrian und Florian sowie an Stefan Sutter. An der Generalversammlung tritt nun Präsident Bruno Imsand nach 16 Jahren aus dem Vorstand zurück. «Es ist Zeit, auch den Vorstand zu verjüngen.»