Mit Traktoren, Musik und Wetterkapriolen
14.05.2019 Baselbiet, ZiefenDer Frühlingsmarkt erreicht mit 60 Ständen einen Rekord
Dem schlechten Wetter zeigten die Ziefner die lange Nase. Trotz Wind und Platzregen hat der Frühlingsmarkt am vergangenen Samstag viele Dorfbewohner zum Flanieren angelockt. Wegen starker Windböen wurden die Stände allerdings eine ...
Der Frühlingsmarkt erreicht mit 60 Ständen einen Rekord
Dem schlechten Wetter zeigten die Ziefner die lange Nase. Trotz Wind und Platzregen hat der Frühlingsmarkt am vergangenen Samstag viele Dorfbewohner zum Flanieren angelockt. Wegen starker Windböen wurden die Stände allerdings eine Stunde früher als geplant abgeräumt.
Nelly Anderegg
Das war er also. Der fünfte Ziefner Frühlingsmarkt. Er fand ein abruptes, aber dennoch glückliches Ende um 16 Uhr. Dieser Umstand war dem unbeständigen Wetter geschuldet, das am Nachmittag alle Register zog. Organisatoren und Mitwirkende zeigten sich durchwegs zufrieden und stuften den Markttag als gelungen ein.
Zwischen sonnig, regnerisch und windig orakelte Thomas Bucheli bei SRF-Meteo. Eine ungünstige «Märet-Wetterprognose». Eine Windböe ist gegen 15 Uhr so stark, dass sie einen Marktstand in die Luft bugsiert und dieser drei Meter weiter zu Boden kracht. Zu Schaden kommt dabei niemand. Mit Füssen und Händen wird alles festgehalten, was zum Himmel strebt. Auch Stehplätze am «Schärme» sind während des immer wiederkehrenden Regens heiss begehrt. So abwechslungsreich wie das Wetter sich an diesem Tag präsentiert, so bunt präsentiert sich auch der Frühlingsmarkt – er gleicht einer Tüte Haribos. Die Stimmung ist familiär. Man kennt sich.
Buntes Rahmenprogramm
Gleich beim Schulhauseingang kann der geübte Dartwerfer Eindruck bei seiner Herzallerliebsten schinden, indem er alle vier Ballone zum Platzen bringt. Kein leichtes Unterfangen zwar, aber machbar. Denn, zur Erinnerung, es ist sehr windig.
Wer sich aufs Ponyreiten gefreut hatte, wird enttäuscht – die «Habertraktoren» bleiben heute im Stall. Auf Pferdestärken muss trotzdem niemand verzichten. Eine Gruppe der «Freunde alter Landmaschinen Nordwestschweiz», kurz Falnowe, ist mit ihren Oldtimer Traktoren der Marke Bührer zum Frühlingsmarkt angereist. Sie haben genügend PS unter der Haube, um gleich ganze Gruppen im Anhänger herumzuchauffieren. Da leuchten nicht nur Bubenaugen. Auch die dazugehörenden Väter begeistern sich für die Trecker.
Etwas auf die Ohren gibt’s vom Musikverein Ziefen beim Chesiplatz. Sie geben am Frühlingsmarkt ihr Muttertags- und Jubilarenkonzert zum Besten. Eine musikalische Gratulationskarte für alle 80-Jährigen des Dorfs.
Verpflegungsstände schaffen Abhilfe bei einem knurrenden Magen. Wer es exotisch mag, probiert gefüllte Weinblätter und Katmer, eine Art Couscous to go. Wer keine kulinarischen Experimente wünscht, hält sich an Crêpes, Pizza und Pommes frites. Bei Kaffee und Kuchen werden die Lebensgeister geweckt und der Blutzuckerspiegel auf Vordermann gebracht. Denn zu schwadronieren und flanieren gibt es viel an diesem Nachmittag.
Neues, Altes und Selbstgemachtes
Die Marktstände sind ein Potpourri aus Secondhand- und Neuware. Alte Spielsachen warten darauf, Kinderaugen erneut zum Glänzen zu bringen. Ausgelesene Bücher hoffen auf neue Leserschaft. Geschirr und alte Möbel warten auf Shabby-Chic-Liebhaber. Wer wissen will, was er demnächst auf dem Teller zu liegen hat, kann hier Gemüsesetzlinge für den heimischen Garten kaufen. Mit selbst gemachter Konfitüre, Dinkelbrot vom Bauernhof und Rohessspeck vom Wiesenschwein kann man sich «last minute» noch für den Muttertagsbrunch eindecken.
An diesem Samstag sind auch die Tiger und Bären los. Mit Pinsel und Farbe werden die kleinen Buben und Mädchen beim Kinderschminken ins gewünschte Tier verwandelt. Auch wenn die Pinselstriche im Gesicht kitzeln, die Kleinen halten schön still.
Ein Frühlingsmarkt mit Dorffest-Charakter. Nichts weniger haben sich die Initiantinnen Fabienne Vleeshouwer und Marie-Sarah Pizzi vor fünf Jahren vorgenommen. Denn das erklärte Ziel des Frühlingsmarkts ist es, Leben auf die Strasse zu bringen und die Dorfgemeinschaft zu stärken. Deshalb sind auch keine professionellen Marktfahrer zugelassen. «Vom Steppke bis zum Rentner sind uns alle herzlich willkommen. Alle können einen Stand betreiben», sagt Vleeshouwer. Der Funke scheint übergesprungen zu sein. Mit 60 Ständen ist der Markt so gross wie noch nie. Vielleicht wird die Rekordmarke im nächsten Jahr bereits wieder geknackt.