Mehr als 100 neue Wohnungen für Gelterkinden
17.05.2019 Bauprojekte, Gelterkinden, Bezirk SissachWohnen und Arbeiten auf dem ehemaligen Bally-Gelände
Eine Immobilienfirma aus Murten will die ehemalige Bally-Fabrik im Gebiet Eifeld abreissen und eine grosse Überbauung realisieren. Rund 100 Wohnungen sind geplant. Die Textildruckerei Permatrend wandert nach Pratteln ...
Wohnen und Arbeiten auf dem ehemaligen Bally-Gelände
Eine Immobilienfirma aus Murten will die ehemalige Bally-Fabrik im Gebiet Eifeld abreissen und eine grosse Überbauung realisieren. Rund 100 Wohnungen sind geplant. Die Textildruckerei Permatrend wandert nach Pratteln ab.
David Thommen
Von 1925 bis 1990 produzierte die Bally in ihrer grossen Fabrik Schuhe am Eiweg nördlich der Bahnlinie unweit des Gelterkinder Bahnhofs. Nach der Schliessung der Produktionsfiliale – rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren damals betroffen – übernahm der schwedische Möbelkonzern Ikea die alte Fabrik und baute dort seine Verwaltung auf. Doch vor etwas mehr als zehn Jahren zog es die Ikea weiter – in ihr neues Zentrum in Pratteln. Danach war lange Zeit unklar, was auf dem ehemaligen Bally-Areal längerfristig passieren soll.
2017 wurden Fabrik und Gelände dann an die Immobilienfirma Nerinvest aus Murten verkauft. Und dort liegen mittlerweile Pläne für das Areal vor: Das alte Bally-Gebäude soll demnach abgerissen werden. Geplant ist auf dieser sowie auf weiteren benachbarten Parzellen eine grosse Überbauung mit Wohn- und Gewerbeliegenschaften auf einer Fläche von gesamthaft rund 16 000 Quadratmetern. Laut dem stellvertretenden Nerinvest-Geschäftsleiter Walter Zahnd jun. sollen auf einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern Wohnungen entstehen, auf rund 5000 Quadratmetern sind Gewerbebauten geplant, dazu soll eine grosszügige Grünanlage entstehen. Einige wenige Besitzer von Nachbarsparzellen haben sich laut Zahnd als Partner für die Überbauung angeschlossen.
100 neue Wohnungen
Die Nerinvest, ein seit 30 Jahren bestehendes Familienunternehmen, will alleine rund 100 Wohnungen bauen. Ein Teil davon soll als Stockwerkeigentum verkauft werden, andere Wohnungen würden vermietet. Vor allem kleinere Wohnungen seien derzeit im Trend, sagt Zahnd. Die Lage in Bahnhofsnähe sei ideal. Er geht davon aus, dass die Bagger im Idealfall im Jahr 2022 auffahren können. Die Bauzeit werde voraussichtlich zwei Jahre betragen. Derzeit werde auch über eine Etappierung nachgedacht.
Laut dem Gelterkinder Bauverwalter Pascal Bürgin muss für dieses Vorhaben ein Quartierplan vorgelegt werden. 2014 hatte die Gemeindeversammlung die Spezialzone Eifeld knapp genehmigt, die eine maximal 65-prozentige Wohnnutzung bei Quartierplanpflicht vorsieht. Gewerbevertreter hatten sich damals vergeblich dafür eingesetzt, dass der Gewerbeanteil bei mindestens 50 Prozent liegen müsse. Mit dem jetzt gewählten Anteil von 65 Prozent für die Wohnnutzung halte man sich exakt an die geltende Zonenvorschrift, so die Nerinvest. Ihre Sondierungen hätten gezeigt, dass beim Gewerbe kaum Bedarf an grösseren Flächen bestehe. Wann der neue Quartierplan, mit dem ein Mitwirkungsverfahren einhergeht, der Gemeindeversammlung vorgelegt werden kann, ist laut Bauverwalter Bürgin noch nicht klar.
Permatrend geht nach Pratteln
Tangiert durch den Abriss der alten Bally-Gebäude sind einige wenige Firmen, die bislang dort eingemietet sind. Die grösste davon ist die bekannte Textildruckerei Permatrend. Co-Geschäftsführer Stefan Meyer: «Wegen des Abbruchs des Produktionsgebäudes werden wir nicht hier bleiben können.» Er bedauere dies, da sich Permatrend seit vielen Jahren ausgesprochen wohl fühle in Gelterkinden. Man habe ein Provisorium und einen späteren Wiedereinzug in die neuen Gewerberäumlichkeiten geprüft, doch die Kosten für eine Übergangslösung seien nicht zu rechtfertigen gewesen: «Die Infrastruktur für eine Textildruckerei ist aufwendig», sagt er. Beispielsweise müssten die Räume exakt klimatisiert werden können, ferner brauche es spezielle Einrichtungen für das Abwasser. Permatrend hat daher auf Ende September in Gelterkinden gekündigt und zieht auf dann – wie zuvor die Ikea – nach Pratteln. Im Planzer-Gebäude habe kürzlich ein ähnliches Unternehmen aufgegeben, so Meyer. Dort fände die Permatrend mit ihren 30 Beschäftigten nun ideale Produktionsbedingungen vor.
Welche Unternehmen in die geplanten neuen Gewerberäume einziehen werden, kann Nerinvest-Geschäftsführer Zahnd noch nicht sagen: «Es gibt Interessenten, mit denen wir Gespräche führen oder in Verhandlung sind.» Namen will er noch keine nennen.
Der Plan für das Areal der Rahmtäfeli-Fabrik
tho. Im gleichen Gebiet nördlich der Bahnlinie in Gelterkinden konkretisiert sich ein weiteres Bauvorhaben: Auf dem Areal, auf dem einst die berühmten «Baselbieter Rahmtäfeli» produziert worden sind, soll neuerdings ebenfalls hauptsächlich gewohnt werden. Das Gelände gehört der Trikolon-Sammelstiftung, der das «Läckerli Huus» angeschlossen ist. Das «Läckerli Huus» hatte die Produktion der Rahmtäfeli vor mehreren Jahren in Gelterkinden eingestellt; die Fabrik wurde in der Zwischenzeit abgerissen.
Geplant ist nun ein grosser neuer Baukörper mit rund 25 Wohnungen sowie einem Kopfbau zur Bahnlinie mit vorwiegend Gewerbenutzung, wie Norman Humm, Finanzchef der «Läckerli Huus AG», erklärt. Eine Quartierplanpflicht bestehe für dieses Grundstück nicht. Dafür wird laut Humm in Gelterkinden zum ersten Mal das neue Planungsinstrument «Überbauung nach einheitlichem Plan» angewendet. Dieses im Raumplanungs- und Baugesetz vorgesehene Planungsinstrument soll eine qualitativ hochstehende Bebauung sicherstellen. Entstehen werden hauptsächlich Mietwohnungen. Laut Humm sollten diese Mitte 2021 bezogen werden können – falls alles nach Plan laufe.