Geigenspiel um den besten Platz
21.05.2019 Baselbiet, Ramlinsburg, Buus, KulturKatalin Csontos und Silvan Irniger musizieren im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester
Die Frühlingstournee des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters ist um. Ruhiger wird es für Katalin Csontos und Silvan Irniger wohl kaum: Die beiden Musikstudenten haben sich ihrer Leidenschaft, der Geige, ...
Katalin Csontos und Silvan Irniger musizieren im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester
Die Frühlingstournee des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters ist um. Ruhiger wird es für Katalin Csontos und Silvan Irniger wohl kaum: Die beiden Musikstudenten haben sich ihrer Leidenschaft, der Geige, verschrieben und gehen dieser fast in jeder freien Minute nach.
Anna Uebelhart
Über 80 Musikerinnen und Musiker zwischen 15 und 25 Jahren spielen im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester (SJSO) und gleich zwei davon kommen aus dem «Volksstimme»- Gebiet. Silvan Irniger aus Buus und die Ramlinsburgerin Katalin Csontos sind Mitglieder des SJSO, eines nationalen Orchesters, das jungen und talentierten Musikern die Möglichkeit gibt, wertvolle Orchestererfahrungen zu sammeln.
Zur Feier seines 50-Jahre-Jubiläums verantstaltet das Sinfonieorchester vier Konzerttourneen über zwei Jahre.Vergangenen Samstag hat das SJSO seine diesjährige Frühjahrstournee mit einem Abschlusskonzert in Lugano beendet. Dort haben die 19-jährige Violinistin und der 20-jährige Violinist ein letztes Mal das Programm, die Sinfonie Nr. 7 in E-Dur von Anton Bruckner und das Flötenkonzert in G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, vorgetragen.
Während es für Csontos die erste Tournee mit dem SJSO war, hat Irniger bereits in den zwei Jahren zuvor bei den musikalischen Projekten des Orchesters mitgewirkt. Ihr Können mussten beide zuerst bei einem Vorspielen beweisen, denn die Plätze im Orchester sind begrenzt und stehen ausschliesslich den besten Schweizer Jungmusikern zur Verfügung. Beim Aufnahmeverfahren waren die zwei Geigenspieler jeweils aufgefordert, einen schnellen und einen langsamen Satz zu spielen sowie einzelne Orchesterstellen vorzutragen. Sowohl Irniger als auch Csontos konnten einen Platz im schweizweit besten Jugend-Sinfonie-Orchester ergattern.
Es liegt in der Familie
Katalin Csontos’ musikalisches Interesse lässt sich bis in die frühen Jahre ihrer Kindheit zurückverfolgen. In ihrer Familie sei, so sagt sie, stets viel gemeinsam musiziert worden und ihre zwei musikalischen Brüder – einer davon ist Bálint Csontos, Präsident der Baselbieter Grünen – dienten der Ramlinsburgerin als Vorbilder.Vor 15 Jahren entschied sich die damals Vierjährige für ihr Instrument, die Geige. Acht Jahre lang spielte sie ausserdem Querflöte. 2017 entschied sie sich dann, sich ausschliesslich auf ihr Hauptinstrument, die Geige, zu konzentrieren.
Über die Jahre hat Csontos in diversen Orchestern der Regionalen Musikschule Liestal sowie als Konzertmeisterin im Orchester Gymnasium Liestal mitgewirkt. Das SJSO ist das bisher grösste und erfolgreichste Orchester, bei dem die Musikerin mitgespielt hat.
Auch bei Silvan Irniger hat die Leidenschaft zu seinem Instrument bereits früh ihren Anfang genommen. Mit drei Jahren schon spielte er auf der Mundharmonika diverse Kinderlieder. Mit fünf Jahren begann er dann mit dem Geigespielen. Praktisch: Sein Onkel ist Geigenbauer und konnte ihn entsprechend ausrüsten. Seither sind einige Jahre vergangen, von denen er eines an einem Musikgymnasium in Ungarn verbrachte.
Mit rund 20 Stunden Musikunterricht pro Woche und einem Orchesterpraktikum in einem Berufsorchester, durch das er alle zwei Wochen in Konzertsälen in Budapest spielen konnte, war der Auslandaufenthalt eine intensive Zeit für den jungen Violinisten. Eine Zeit, in der er Einblick in den Alltag eines Berufsmusikers bekommen hat. «Von da an wusste ich, dass dies das Einzige ist, was ich will», sagt Irniger.
Auch Katalin Csontos träumt von einer musikalischen Karriere. Die 19-Jährige hat vergangenen Herbst ihr Studium in Instrumentalmusik im Hauptfach Geige in Basel begonnen. Trotz jahrelanger Erfahrung ist sich Csontos sicher, dass sie durch die musikalische Arbeit mit ihrer Dozentin noch viel dazulernen kann. Täglich investiert die Musikerin drei bis vier Stunden ins Üben. «Mein Ziel ist es, meine Spieltechnik zu vertiefen», erklärt die Studentin. Zehn Jahre lang hatte sie dieselbe Instrumentallehrerin, bis sie zu ihrer jetzigen Dozentin gewechselt hat. Durch diesen Wechsel habe sie eine neue Perspektive und Inspiration bekommen und ihre Technik geändert. «Die Arbeit mit der Musik ist ein Weg, der nie fertig ist», so Csontos.
Heute spielt Silvan Irniger in der ersten Geige des SJSO und studiert wie seine Baselbieter Orchesterkollegin an der Basler Musikhochschule im Hauptfach Geige. Zusätzlich zum Studium ist er als Stellvertretung an der Musikschule in Wettingen (AG) tätig, an der er 14 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Auch nach Abschluss seines Studiums als Musiklehrer tätig zu sein, kann sich der 20-Jährige durchaus vorstellen. Am liebsten würde er aber zukünftig als Dirigent arbeiten. Die Anforderungen für die Ausbildung zum professionellen Dirigenten seien extrem hoch, versuchen möchte er es aber auf jeden Fall, sagt Irniger.
Bitterer Konkurrenzkampf
Csontos strebt den Master in Pädagogik an, sagt aber auch, dass ihre Zukunftspläne noch nicht in Stein gemeisselt seien. Während des ersten Studienjahres sammle sie noch Eindrücke. Sie weiss, dass das Leben als Berufsmusiker nicht einfach ist, denn die Konkurrenz ist gross. Das erlebt sie bereits beim Studium: «Nach der Aufnahmeprüfung bekam ich die Nachricht, dass ich zwar bestanden hätte, es aber keine freien Plätze mehr gebe», erzählt Csontos. Nach ein paar Monaten auf der Warteliste bekam sie dann den erlösenden Anruf, bei dem ihr gesagt wurde, dass ein Platz für sie frei geworden war.
Für die beiden Oberbaselbieter ist klar: Ihre Leidenschaft reicht aus, um die Risiken, die ein Leben als Musiker mit sich bringt, in Kauf zu nehmen. «Man darf nie die Freude an der Musik verlieren und muss seine Kreativität beibehalten. Die Konkurrenz darf nicht im Vordergrund stehen», sagt Irniger und auch Csontos findet: «Musik mache ich für mich und meine Zuhörer. Wenn ich spiele, ist es unwichtig, ob jemand anderes besser ist. Denn ich spiele, weil ich es liebe und nicht, weil ich die Beste sein will.»