Die Landschreiberin
28.05.2019 Nachtcafé, Politik, SissachElisabeth Heer Dietrich war Gast im Nachtcafé
Was geht in den «Innereien» der kantonalen Politik vor sich?
Elisabeth Heer Dietrich, die Erste Baselbieter Landschreiberin, stand im «Volksstimme»-Nachtcafé Red\' und Antwort.
David Thommen
Baselbieter ...
Elisabeth Heer Dietrich war Gast im Nachtcafé
Was geht in den «Innereien» der kantonalen Politik vor sich?
Elisabeth Heer Dietrich, die Erste Baselbieter Landschreiberin, stand im «Volksstimme»-Nachtcafé Red\' und Antwort.
David Thommen
Baselbieter Landschreiber – das ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Walter Mundschin beispielsweise, der 2011 nach 20 Jahren im Amt und nach insgesamt 37 Jahren in der Landeskanzlei in Pension ging, war so etwas wie eine Idealbesetzung. Der einstige FCB-Libero liess in der Baselbieter Politik hinten nichts anbrennen und organisierte gewissenhaft und bei Bedarf auch einmal energisch das Spiel nach vorne. Politiker wechselten, er aber war die Konstante.
Dass das Baselbiet seinem Landschreiber manchmal fast zu viele Aufgaben zumutet, liess der souveräne Libero nie nach aussen dringen. Wie gross die Überforderung sein kann, zeigte sich erst danach. Zwei Nachfolger scheiterten nach kurzer Zeit. Jetzt aber, so macht es den Eindruck, hat das Baselbiet wieder einen Libero, oder eben: eine Libera. Seit etwas mehr als einem Jahr wirkt Elisabeth Heer Dietrich als erste Frau in der Geschichte des Kantons an der wichtigsten Schnittstelle der Baselbieter Politik. Die Landschreiberin ist zuständig sowohl für den funktionierenden Regierungsrat als auch für den Landrat. Die 44-Jährige sitzt mittendrin, wenn Politik gemacht wird.
Elisabeth Heer Dietrich war am Donnerstag Gast im «Volksstimme»- Nachtcafé und stellte sich den Fragen von Moderator Robert Bösiger. Die Landschreiberin wirkte einnehmend, fröhlich, kommunikativ und kompetent – und kam damit beim Publikum gut an. Wie schafft sie es, 90 Landräte und 5 Regierungsräte im Zaum zu halten? «Politiker können durchaus dezidierte Meinungen haben. Und fast alle haben ihre Ecken und Kanten», gab sie mit einem Schmunzeln zur Auskunft. Es gebe in diesem lebhaften Betrieb tatsächlich schwierige Momente, «aber das gehört zum Job». Dass sie zuweilen auch recht dezidiert für Ordnung sorgt, wenn der Politikbetrieb aus dem Ruder zu laufen droht, stellte sie nicht in Abrede: «Wir müssen effizient sein.» Kantonspolitiker, die den Talk in der Oberen Fabrik mitverfolgten, bestätigten: «Sie ist ‹tough›», was zäh oder auch streng bedeuten kann. Vor allem aber machte Heer Dietrich bei ihrem Auftritt in Sissach einen höchst loyalen Eindruck: Peinliche Müsterchen aus dem Politikalltag oder Details aus den Sitzungen des Regierungsrats waren ihr nicht zu entlocken.
Arbeiten für die Bevölkerung
Wenn man mitten im Politikbetrieb steht, hat man da nicht auch eigene politische Ambitionen? Die Faszination für die Politik sei bei ihr vorhanden, sagte die Juristin, die einst ein Praktikum bei der EU-Kommission gemacht hatte und schon beim Bund und auch auf der Zuger Kantonsverwaltung arbeitete, doch sie verspüre keinen Drang, selber in die Politik einzusteigen: «Dafür ist mein jetziger Job viel zu spannend.» Und auf die Frage Bösigers, ob sie als einstige Mitarbeiterin bei Pricewaterhouse-Coopers in der Privatwirtschaft nicht deutlich mehr verdienen könnte, sagte sie: «Mir gehts gut. Baselland zahlt nicht schlecht, und ich arbeite gerne für die Bevölkerung.»
Und hier wartet schon die nächste Aufgabe: Im Herbst finden die National- und Ständeratswahlen statt. Mit den Vorbereitungen des Urnengangs wurde im Hintergrund bereits begonnen: «Eine meiner Kernaufgaben ist es, dass Wahlen und Abstimmungen perfekt funktionieren.» Wir drücken die Daumen!