Vom Römerbad zur privaten Wohfühloase
04.04.2019 RegionBadekultur | Das persönliche Badezimmer ist eine junge Erfindung
Erst seit etwa 70 Jahren verfügen Wohnungen über ein Badezimmer, so wie wir es heute kennen. Reiche und Mächtige konnten sich diesen Luxus schon vor 4000 Jahren ...
Badekultur | Das persönliche Badezimmer ist eine junge Erfindung
Erst seit etwa 70 Jahren verfügen Wohnungen über ein Badezimmer, so wie wir es heute kennen. Reiche und Mächtige konnten sich diesen Luxus schon vor 4000 Jahren leisten.
vs. Das jüngste bekannte Badezimmer ist denn auch das der Herrscherin des mesopotamischen Mari, das sich bereits 2000 v. Chr. in einem ihrer privaten Räume befunden haben soll. Ausgestattet mit einem Ofen zum Erwärmen des Wassers, einer Badewanne aus Ton und einer Installation, die der Funktion einer Dusche entsprach, gilt dieser Raum als erstes privates Badezimmer.
Vor rund 2000 Jahren waren die Griechen und Römer dann die Ersten, die über eine Kanalisation verfügten. So verbreiteten sich in wohlhabenden Familien die privaten Baderäume. Die breite Öffentlichkeit nutze weiterhin die für jeden zugänglichen Badehäuser. Um das Jahr 537 wurde das gesamte Wasserleitsystem von den Arabern zerstört, was zum Ende der Badekultur führte.
Die islamischen Länder führten die Badekultur weiter aus und bauten im 7. Jahrhundert vielzählige Badehäuser im byzantinischen Stil. Im 8. und 9. Jahrhundert brachten Kreuzfahrer die Badekultur von ihren Reisen zurück nach Europa. Jedoch erreichte der Standard im Mittelalter nie das Level der römischen Zeit.
Im Hochmittelalter wurden in den Badestuben und im Adel die ersten Badewannen, zumeist aus Holz, Messing oder Kupfer, hergestellt. Damals galt ein Bad im Monat als mondän, alles andere wurde als übertriebener Luxus angesehen. Ausserdem nutzten die meisten Menschen ein Dampfbad, weil eine Wanne voller Wasser einfach viel teurer war.
Im 18. Jahrhundert war das Baden aus verschiedenen Gründen sogar verpönt. Parfum und Puder waren im Rokoko in Mode. Lediglich die sogenannten Kurbäder erfreuten sich weiterhin grosser Beliebtheit. Im privaten Bereich wurden zu dieser Zeit hauptsächlich die Hände, Füsse und das Gesicht über einem Krug Wasser gewaschen.
Nach und nach kam die Unterwäsche in Mode, welche Schweiss und Schmutz fernhalten sollte. In privaten Haushalten gab es Wasch- und Toilettentische, an denen man sich um seine Hygiene kümmerte. Ein installiertes Badezimmer war in dieser Zeit hauptsächlich bei den Adeligen zu finden.
1870 wurde die Waschkommode an fliessendes Wasser angeschlossen und entwickelte sich zu einem Möbel mit ein oder zwei Becken und einem System von Armaturen. Die Engländer kreierten grosse Badewannen aus Porzellan mit doppelter Wand.
Ab 1880 werden immer mehr private Haushalte mit Badewannen ausgestattet, wenn auch zunächst nur in luxuriösen Gebäuden mit übereinanderliegenden, gleich geschnittenen Wohnungen.
Ab etwa 1890 wurde die Porzellanbadewanne durch eine aus Gusseisen ersetzt, die sehr viel preiswerter war. Nach 1900 wurde auch die Emailletechnik eingesetzt. Ab 1916 konnten Standardbadewannen aus einem Stück hergestellt werden. Sie bestanden aus beschichtetem Gusseisen mit doppelter Wand.
Um 1900 richteten sich immer mehr Bürger separate Badezimmer mit Waschbecken und Badewannen ein. Die Objekte fürs Bad bekamen zum ersten Mal ein einheitliches Äusseres: Formgebung, Ornamente und Designs entsprachen dem Jugendstil. 1930 genossen Hygiene und Körperkultur einen hohen Stellenwert, was sich in der Gestaltung des Bades widerspiegelte: Gestrichene Wände, Glaselemente, Mosaike, lackierte Metallmöbel, eine grosszügige Einbaubadewanne und viel Raum und Licht waren typische Gestaltungsmerkmale.
1950 wurden die Wohnungen im Rahmen des Baubooms mit sogenannten Nasszellen ausgestattet. Eine komplette Badezimmerausstattung wurde in einem separaten Zimmer auf relativ kleinem Raum untergebracht. Ab 1960 entwickelte sich ein zunehmendes Interesse an Design und Innenarchitektur in der Gesellschaft. Designer wie Gae Aulenti oder Andrée Putman wurden bekannt. Ausserdem wurden neue Materialien wie PVC eingesetzt. Ab 1980 kam das Streben nach individueller Gestaltung und Formgebung auf. Die grossen Sanitärhersteller beauftragten Designer, um neue Badezimmerserien zu entwerfen. Auch heute noch arbeiten die Hersteller mit Designern und Architekten zusammen, um neue und innovative Lösungen zu finden. Das Bad entwickelt sich immer weiter, um den Ansprüchen an Funktion und Design sowie den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.