Schülerversuch zeigt Auswirkungen von Stress
15.03.2019 BubendorfMedizinstudent erforscht das Gedächtnis
Beim diesjährigen nationalen Wettbewerb der Stiftung Schweizer Jugend forscht nimmt Medizinstudent Michal Remen teil. Der Bubendörfer beschäftigt sich mit der Auswirkung von Stresssituationen auf das Kurzzeitgedächtnis.
Anna ...
Medizinstudent erforscht das Gedächtnis
Beim diesjährigen nationalen Wettbewerb der Stiftung Schweizer Jugend forscht nimmt Medizinstudent Michal Remen teil. Der Bubendörfer beschäftigt sich mit der Auswirkung von Stresssituationen auf das Kurzzeitgedächtnis.
Anna Uebelhart
Jährlich veranstaltet die Stiftung Schweizer Jugend forscht (SJf) einen nationalen Wettbewerb, bei dem junge Talente für ausserordentliche wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet werden. Durchgesetzt hat sich 2019 neben 124 Jugendlichen auch der Bubendörfer Michal Remen. Der Student hat seine Maturarbeit vergangenen Herbst bei SJf eingereicht und diese am 19. Januar in Bern vor einer Fachjury präsentiert.
Die Arbeit des 20-Jährigen besteht aus zwei Teilen. Zum einen habe er untersucht, wie sich Stress in der Konzentration des Hormons Cortisol abzeichnet. Zum anderen habe er wissen wollen, wie sich erhöhter Stress auf das Kurzzeitgedächtnis auswirkt. Dafür habe er bei zwei Gruppen 18-jähriger Gymnasiasten einen Versuch durchgeführt.
Neu, fremd und unkontrollierbar
Eine Gruppe durchlief ein Stress-Protokoll, den «Trial Social Stress Test» (TSST), das von Psychologen entwickelt wurde, um Stress zu induzieren. Remen erklärt: «Man empfindet Stress, wenn eine Situation nicht kontrollierbar, fremd und neu ist. Im Test wird eine solche Situation simuliert.» Dabei mussten die Versuchspersonen in einem Raum vor fremden Personen, Schauspieler, verschiedene Aufgaben erfüllen. Die Schauspieler hatten die Anweisung, autoritär aufzutreten und keinerlei emotionales Feedback zu geben. Konkret heisst das, sie traten kühl auf und wenn jemand beim Sprechen stockte, schwiegen sie. Die Probanden mussten sich unter Zeitdruck vor laufender Kamera präsentieren und in 13er-Schritten von 1022 hinunterzählen. Im einem letzten Schritt waren sie aufgefordert, ihre Hand in ein Terrarium zu halten, ohne zu wissen, was sich darin befindet. Im Anschluss an das Testverfahren folgte eine Spreichelprobe.
«Nachdem im Speichel der Probanden ein erhöhter Cortisol-Wert festzustellen war, mussten diese einen Kurzzeitgedächtnistest durchführen», erzählt Remen. Denselben habe auch die andere Gruppe absolviert, die sich zuvor in einem neutralen Setting befunden hatte. So sei es ihm gelungen, eine Situation zu schaffen, in der sich die Gruppen vergleichen liessen. «Die Auswirkung von Stress auf das Kurzzeitgedächtnis ist bis heute wenig erforscht», sagt Michal Remen. Das Gedächtnis sei, so der Student, ein abstraktes Gebiet.
In der Forschung zu Hause
Mit 20 Jahren steht Remen noch am Anfang seiner beruflichen Karriere. Aktuell studiert er Humanmedizin im zweiten Semester an der Universität Basel. Die Matur hat er am Gymnasium Liestal mit dem bilingualen Schwerpunktfach Biologie und Chemie absolviert. Das Interesse für naturwissenschaftliche Fächer kommt nicht von ungefähr. Remens Mutter ist als Ärztin und sein Vater als Chemiker in der Forschung tätig.
Die Teilnahme am Wettbewerb von SJf hat der 20-Jährige der Lehrperson zu verdanken, die seine Maturarbeit betreut hat. Sie habe ihn nach den Sommerferien kontaktiert, und ihn ermutigt, beim Wettbewerb teilzunehmen. «Schweizer Jugend forscht» sei ihm bereits ein Begriff gewesen und nach kurzer Bedenkzeit habe er sich entschlossen, seine Maturarbeit einzusenden. «Ich habe viel Zeit und Mühe in diese Arbeit gesteckt. Sie weiterzuentwickeln erschien mir sinnvoll», sagt der ehemalige Gymnasiast.
Durch den Wettbewerbsaufbau sei es machbar, die mit dem Wettbewerb verbundene Arbeit und das Studium unter einen Hut zu bringen, findet Remen. Die Finalisten hatten die Gelegenheit, ihre Arbeiten in einem Workshop zu präsentieren. Jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer ist ein Experte zugeteilt, der nach der Präsentation Auflagen zur Optimierung des Projekts formuliert. Diese versuchten die Teilnehmer dann bis zum 15. März umzusetzen und in die Arbeit zu integrieren, um zum Finale im Mai zugelassen zu werden.
In dieser Phase befindet sich der Bubendörfer jetzt. Sein Experte, ein Psychiater der Klinik Barmelweid im Kanton Aargau, könne ihm gute Tipps geben und unterstütze ihn beim weiteren Vorgehen. Da Remen die erste Prüfungsphase im Studium schon hinter sich hat, könne er sich in seiner Freizeit auf den Wettbewerb konzentrieren, statt lernen zu müssen. Das Studium stehe für ihn aber ganz klar an erster Stelle, so Remen. «Die zwei Dinge kann ich aber nicht vollständig trennen, denn was ich in der wissenschaftlichen Arbeit schreibe, lerne ich vertieft auch im Studium», erklärt er. Für ihn sei die Wettbewerbsteilnahme eine gute Übung.
Am Finaltag im Mai wird sich zeigen, wie weit Remen mit seiner Ausarbeitung im SJf-Contest kommen wird. Er mache aber nicht mit, weil er um jeden Preis gewinnen möchte, stellt er klar. Dennoch – eine Auszeichnung würde sich in seinem Lebenslauf bestimmt gut machen und er werde versuchen, möglichst weit zu kommen. «Ein hoch gestecktes Ziel ist die Veröffentlichung meiner Arbeit in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift», sagt der Medizinstudent. In erster Linie sei er aber einfach froh, ein Teil von «Schweizer Jugend forscht» sein zu dürfen und habe schon jetzt wertvolle Erfahrungen sammeln können.
«Schweizer Jugend forscht»
aue. Seit bald 50 Jahren organisiert die Stiftung Schweizer Jugend forscht (SJf) einen nationalen Wettbewerb, bei dem Jugendliche für ausserordentliche Arbeiten ausgezeichnet werden. Dieses Jahr haben sich 125 Jugendliche mit 105 Projekten für das Finale qualifiziert, das vom 2. bis 4. Mai stattfinden wird. Die Veranstaltung an der Hochschule für Technik in Rapperswil ist öffentlich zugänglich und Zuschauer sind eingeladen, sich das Finale anzusehen.