Landratskandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises Liestal
07.03.2019 Bezirk Liestaltho. Die «Volksstimme» schaut dieses Mal auch in den Wahlkreis Liestal. Mehrere Gemeinden daraus zählen wir zum Oberbaselbiet und damit zum Einzugsgebiet unserer Zeitung.
Der Hauptort-Wahlkreis, wen wunderts, war über lange Zeit seiner Geschichte fest in ...
tho. Die «Volksstimme» schaut dieses Mal auch in den Wahlkreis Liestal. Mehrere Gemeinden daraus zählen wir zum Oberbaselbiet und damit zum Einzugsgebiet unserer Zeitung.
Der Hauptort-Wahlkreis, wen wunderts, war über lange Zeit seiner Geschichte fest in der Hand des stolzen Freisinns. Hier manifestiert sich auch dessen Niedergang exemplarisch: Noch 1995 errang die FDP 28,5 Prozent der Stimmen bei den Landratswahlen. 16 Jahre später hatte sich das Resultat mehr als halbiert.
Umgekehrt die SVP: 1995 bekam sie 14,3 Prozent Stimmen und konnte ihren Anteil bis ins Jahr 2015 fast verdoppeln. Die SVP ist damit mit Abstand die stärkste Partei und darf drei der neun Sitze des Wahlkreises besetzen. Die FDP sackte 2011 auf nur noch ein Mandat ab, konnte sich 2015 aber wieder aufrappeln und holte knapp einen zweiten Sitz hinzu.
Zum SVP-Höhenflug beigetragen hatte in der Vergangenheit die Bubendörfer Malermeisterin Sandra Sollberger, die sich im Bezirk einer aussergewöhnlichen Popularität erfreuen darf und 2015 das beste individuelle Resultat aller Landrätinnen und Landräte im ganzen Kanton machte. Schon kurz nach den kantonalen Wahlen schaffte sie den Sprung in den Nationalrat – und fehlt der Partei nun auf der Landratsliste.
Für Sollberger nachgerückt ist der Lausner Reto Tschudin, der Leiter des kantonalen Betreibungs- und Konkursamts. Der Jurist mit Jahrgang 1984 zählt zur jungen Garde innerhalb der SVP-Fraktion, genoss aber schon bei den Wahlen vor vier Jahren einen offensichtlich hohen Bekanntheitsgrad und machte als Erstnachrückender auf der SVP-Liste ein deutlich besseres individuelles Resultat als so manche der Gewählten auf anderen Listen.
Tschudin könnte bei diesen Wahlen zum SVP-Spitzenmann avancieren, zumal er im Rat aktiver wirkt als die beiden andern Bisherigen Dieter Epple und Hans Rudolf Schafroth (beide Liestal). Erneut steigt auch der Ramlinsburger Obstbauer Ernst Lüthi («Öpfelhüsli») ins Rennen. Er machte 2015 viele Stimmen und erreichte den Platz des Zweitnachrückenden.
Bewährte Kräfte beim Freisinn
Keine grosse Aufregung löste die Nominierung bei den Freisinnigen im Wahlkreis Liestal aus. Heinz Lerf und Thomas Eugster (beide Liestal) treten zur Wiederwahl an – beide sind erst seit einer Amtsperiode im Landrat. Auch auf den übrigen Listenplätzen gibt es einige Kontinuität: Immerhin auf fünf der neun Linien stehen gleiche Namen wie vor vier Jahren. Mit Matthias Mundwiler ist ein Bubendörfer Gemeinderat mit von der Partie, mit Bernhard Zollinger der Gemeindepräsident von Seltisberg. Die Freisinnigen geben auch jungen Frauen eine Chance: Samira Kumiko Schaub aus Liestal hat Jahrgang 1999, Naomi Reichlin aus Seltisberg 1996. Reichlin, die noch studiert, ist bereits Vizepräsidentin der Kantonalpartei.
Mit weniger bekannten Gesichtern als vor vier Jahren müssen die Sozialdemokraten antreten. Samira Marti, die vor vier Jahren viele Listenstimmen sammelte, es aber nicht schaffte, sitzt seit Kurzem im Nationalrat. Und gleich beide vor vier Jahren mit Top-Resultaten gewählte Landräte fehlen heute: der in Liestal populäre Diego Stoll und der Lausner Thomas Bühler. Stolls Verzichtsankündigung kam überraschend. Bei der SP Baselland hatte er als Hoffnungsträger gegolten und wurde bereits als künftiger möglicher Regierungsrat gehandelt. Bühler ist 2018 vorzeitig zurückgetreten und hat dem Bubendörfer Thomas Noack Platz gemacht. Noack ist als Liestaler Stadtbaumeister und ehemaliger Bubendörfer Gemeinderat bestens bekannt und dürfte nun bei der Wahl ein sicherer Wert sein. Aussichtsreicher Anwäter auf den zweiten Sitz ist Peter Küng, der derzeitige Präsident des Liestaler Einwohnerrats. Es wäre Küngs dritter Einzug ins Kantonsparlament. Er gehörte dem Rat bereits 2002–2007 und 2010–2015 an.
Wie gut die Grünen im Wahlkreis Liestal aufgestellt sind, lässt sich dieses Mal eher schwer abschätzen. Marie-Theres Beeler (Liestal), das Zugpferd bei der letzten Wahl, ist im Vorjahr aus dem Landrat zurückgetreten und hat ihren Platz der Zweitnachrückenden Erika Eichenberger (ebenfalls Liestal) überlassen. Die Erstnachrückende Anna Ott, die Tochter des ehemaligen Liestaler Stadtpräsidenten Lukas Ott, meldete damals wegen eines Auslandaufenthalts ihren Verzicht. Nun ist Ott zurück – und wieder auf der Liste der Grünen. Sie vermochte Eichenberger vor vier Jahren zu distanzieren. Viele Stimmen sammeln dürfte nun auch Meret Franke, die als Präsidentin von Pro Natura über eine starke Hausmacht verfügt. Zu erwähnen wäre auch der Ziefner Physiker Fredy Dinkel, der sich unter anderem als Experte für Ökobilanzen einen Namen gemacht hat.
Voraussichtlich nicht einfach wird es für die EVP. Zwar hält sie seit einer kleinen Ewigkeit einen Sitz im Wahlkreis Liestal, doch dieses Mal ist alles etwas anders: Die Liestaler Elisabeth Augstburger, die langjährige und über die Parteigrenzen hinweg populäre Landrätin und ehemalige Landratspräsidentin, ist im Vorjahr zurückgetreten. Damit fehlt der Partei ihr Aushängeschild. In den Landrat nachgerückt ist die Bubendörferin Priska Jaberg, die vor vier Jahren nur den vierten Rang auf der Liste belegte und trotz dem jetzigen «Bisher»- Bonus nicht an Augstburgers individuelles Resultat herankommen dürfte. Indessen: EVP-Wähler sind in aller Regel treu und nirgendwo im Kanton hat die Partei vor vier Jahren mehr Prozente geholt als im Wahlkreis Liestal. Ein deutlicher Stimmeneinbruch käme also überraschend.
Traditionell eher schwer hat es die CVP in diesem Wahlkreis. In der Legislaturperiode von 2007–2011 gelang es ihr kurzzeitig, einen Sitz zu besetzen, der dann aber wieder verloren ging. Zuvor, bis ins Jahr 2003, delegierte die CVP aus dem Wahlkreis Pratteln einen Landrat. Da diese beiden Wahlkreise zur gleichen Wahlregion gehören, ist ein CVP-Sitz also immer im Bereich des Möglichen. Eher weniger Chancen werden der BDP und der glp eingeräumt. Die glp machte 2011 mit Gerhard Schafroth in Liestal einen Sitz, der vier Jahre später aber in den Wahlkreis Pratteln abwanderte. Ein Zugpferd à la Schafroth ist auf der Liestaler Liste diesmal nicht zu erkennen.
Noch eine Korrektur zu unserer Übersicht über den Wahlkreis Gelterkinden: Dort war in der letzten Ausgabe eine falsche Bildlegende unter der Sitzverteilungsgrafik verwendet worden. Richtig hätte es (wie in der Grafik gezeigt) heissen müssen: 3 SVP, 1 SP, 1 FDP, 1 EVP. Wir bitten um Entschuldigung.
Wahlkreis Liestal:
Bubendorf, Lausen, Liestal, Lupsingen,
Ramlinsburg, Seltisberg, Ziefen.
Bisher erschienen: Die Wahlkreise Sissach und Gelterkinden («Volksstimme» vom 1. und 5. März)
Nächste und letzte Folge:
Der Wahlkreis Waldenburg.