Heiterer Abend mit Toni Brunner
28.02.2019 Baselbiet, Wahlen, PolitikEx-Parteichef der SVP wirbt für seine Biografie
In Aesch hat sich ein besonderer Gast die Ehre gegeben: Ex-SVP-Präsident und alt Nationalrat Toni Brunner erzählte an einem Parteianlass aus seinem bewegten Leben als Bauer und Politiker. Der frischgebackene Autor wurde seinem Ruf als ...
Ex-Parteichef der SVP wirbt für seine Biografie
In Aesch hat sich ein besonderer Gast die Ehre gegeben: Ex-SVP-Präsident und alt Nationalrat Toni Brunner erzählte an einem Parteianlass aus seinem bewegten Leben als Bauer und Politiker. Der frischgebackene Autor wurde seinem Ruf als grosser Unterhalter gerecht.
Sander van Riemsdijk
Toni Brunner, bis Ende 2018 Nationalrat, hat sich am Dienstag im Gasthof Mühle in Aesch vor grossem Publikum in seiner unverwechselbaren Art, die ihn in der Schweizer Politszene über die Parteigrenzen hinaus beliebt gemacht hat, präsentiert: Schlagfertig, charmant, hemdsärmelig und humorvoll. In der Biografie «Toni Brunner» des Journalisten und BaZ-Redaktors Beni Gafner, deren Veröffentlichung mit seiner Rücktrittsankündigung zusammenfiel, gibt der Ostschweizer mit Anekdoten und humoristischen Erinnerungen Einblick in seine lange politische Karriere.
Kaum ein anderer SVPler verkörperte die Leitlinien der Partei in den vergangenen Jahren mehr als Toni Brunner; während 23 Jahren hat er die SVP massgeblich geprägt. Die Erstauflage des Buchs war sehr schnell vergriffen, was in der literarischen Landschaft doch etwas bemerkenswert ist, weil beim besten Willen nicht behauptet werden kann, dass Bücher über Schweizer Politiker zu den Topsellern gehören.
Nur drei Wochen nach der Vernissage liegt schon die zweite Auflage auf dem Ladentisch. Wer wollte, und dies waren nicht wenige, konnte an diesem Abend ein von Toni Brunner und Autor Beni Gafner signiertes Buch ergattern.
Entertainer-Qualitäten
Nationalrat und Regierungsratskandidat Thomas de Courten und Brunner liessen in Form eines Interviews das politische Leben des Gastes Revue passieren. Im Gespräch zeigte Brunner unwiderstehlich seine Qualitäten als Entertainer. In Ebnat-Kappel als jüngstes von fünf Geschwistern aufgewachsen und prädestiniert, später den elterlichen Bauernhof zu übernehmen, zog es ihn unerwartet als frisch gewählter Nationalrat mit 21 Jahren, so jung wie noch keiner in der Geschichte der Eidgenossenschaft, vom beschaulichen Toggenburg in die Grossstadt Bern.
Dort sah er sich bald «als junger Delfin im grossen Haifischbecken», wie er sagte. Statt Kühe und Mist seien plötzlich Anzug und Krawatte gefragt gewesen. Damit er dort politisch überleben konnte, habe er gezielt nach dem Motto gehandelt: «Warte, luege, lose und erscht denn laufe».
Brunner erzählte von seiner unbeschwerten Jugend und seiner besonderen Beziehung zu seinem um ein Jahr älteren Bruder Andi mit Down-Syndrom. Als Mutter Brunner mit Toni schwanger war, habe man ihr deswegen empfohlen, Toni abtreiben zu lassen. Sie entschied sich dagegen.
Brunner fühlte sich im Toggenburg sehr mit seiner Heimat verbunden. Bei seiner ersten Rede zur Eröffnung seines Hasenstalls in jungen Jahren durfte die Schweizerfahne dann auch nicht fehlen. Diese innige Beziehung zur Schweiz prägte sein politisches Handeln als Nationalrat und Parteipräsident «seiner» SVP, für die er 23 Jahre in Bern verbrachte.
Die Gründe seines Rücktritts von der Politbühne Ende vergangenen Jahres seien unter anderem sein unwiderstehlicher Drang nach grösstmöglicher Freiheit und der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben – mit seiner Frau Esther auf dem eigenen Hof wie im eigenen Wirtshaus, dem «Landgasthof Sonne – Haus der Freiheit» in Ebnat-Kappel. Mit der Aussage «Etwas Höheres als Parteipräsident gibt es nicht, nur als Bergbauer auf 1050 Meter» unterstrich er seine Bodenständigkeit, die ihn zu einem der sympathischsten Politiker in der Schweiz gemacht hat.
Das Buch «Toni Brunner» von Beni Gafner ist erschienen im Werdverlag und ist in zweiter Auflage erhältlich.