Der Wald ist im Wandel
22.02.2019 Baselbiet, LandwirtschaftTrockenes Klima bedroht traditionelle Baumarten
Die Wälder in der Region leiden unter Stress. Immer öfter auftretende Hitzesommer und die Trockenheit führen dazu, dass traditionelle Arten wie Nadelbäume und Buchen unter Druck geraten. Der Wald muss sich dem Klima anpassen. Auch im ...
Trockenes Klima bedroht traditionelle Baumarten
Die Wälder in der Region leiden unter Stress. Immer öfter auftretende Hitzesommer und die Trockenheit führen dazu, dass traditionelle Arten wie Nadelbäume und Buchen unter Druck geraten. Der Wald muss sich dem Klima anpassen. Auch im Oberbaselbiet.
Tobias Gfeller
Die klimatischen Veränderungen bringen in den Wäldern der Region grosse Herausforderungen mit sich. Das Forstpersonal muss die Sicherheit der Waldbesucherinnen und -besucher gewährleisten und neuralgische Stellen wie Picknickplätze vor herunterfallenden Ästen und umkippenden Bäumen schützen. Weiter muss es herausfinden, welche Baumarten langfristig mit den veränderten Klimabedingungen zurechtkommen. Und schliesslich gilt es, die abgestorbenen Bäume sicher aus dem Wald zu holen. «Geschwächte Bäume verhalten sich beim Fällprozess anders als gesunde Pflanzen. Die Fällarbeiten sind deshalb besonders anspruchsvoll und mit erhöhtem Risiko für das Forstpersonal verbunden», erklärte Christian Kleiber, Präsident des Försterverbands beider Basel, gestern auf einem Spaziergang durch den Hardwald.
Die Abstände zwischen den Hitzesommern werden kürzer, der Stress für die Wälder dementsprechend grösser. Dazu kommen vermehrt längere Trockenperioden. Und damit nicht genug: 2018 verzeichnete die Region auch zahlreiche Starkniederschläge. Die ausgedörrten Böden können das viele Wasser nicht aufnehmen, wodurch wertvolle Erde weggeschwemmt wird.
Suche nach beständigen Arten
Dazu kommen neu auftretende Schädlinge wie etwa der Pilz, der das Eschentriebsterben auslöst, und alte Bekannte wie der Borkenkäfer. Aufgrund der Häufung solcher Trockenperioden fehlt vielen Bäumen die Zeit, sich zu erholen und Reserven in Form von Zucker und Nährstoffen anzulegen. Die schwierige Situation ist auch an den Stämmen festzustellen. Weil die Bäume bei Trockenheit zum Eigenschutz frühzeitig das Laub verlieren, werden die Stämme durch die Sonneneinstrahlung verbrannt. Luftaufnahmen des Hardwalds zeigen, wie sehr vor allem die Buchen leiden.
Im Oberbaselbiet sei die Situation überdurchschnittlich kritisch, räumt Samuel Bürgin, Leiter des Forstreviers Homburg, ein. «Das ist aber schon seit 10 bis 15 Jahren der Fall und nicht erst seit dem Hitzesommer 2018.» Die zum Teil steinigen Böden im Oberbaselbiet sind schlechte Wasserspeicher. «Wenn dann auch von oben das Wasser fehlt, werden die vorhandenen Probleme der Trockenheit noch multipliziert.»
Eine generelle Aussage über die Situation im Oberbaselbiet könne aber nicht gemacht werden, zu unterschiedlich seien die Standorte. «Es kann sich wirklich von Meter zu Meter unterscheiden. Schwierig ist es auf kuppigen Lagen, über Kreten und überall dort, wo es steinige Böden gibt.»
Angesichts der sich ändernden klimatischen Bedingungen sind die Förster nun daran, die Wälder kontinuierlich umzuwandeln. Die meisten Nadelbäume etwa gedeihen besser in kühleren und damit höheren Lagen. Vielerorts werden heutzutage in der Nordwestschweiz Arten wie Schneeballblättriger Ahorn, Edelkastanie, Speierling, Winterlinde, Traubeneiche und Kirsche gepflanzt – alles Arten mit Wurzeln, die tiefer in den Boden wachsen und so tiefer ins Grundwasser gelangen.
Ob sich diese Arten im sich weiter wandelnden Klima bewähren, könne heute noch nicht mit Sicherheit gesagt werden, gibt Christian Kleiber zu bedenken. «Darüber müssen die kommenden Generationen befinden. Klar ist einzig, dass im Vergleich zu früher eine höhere Anzahl verschiedener Baumarten eingesetzt wird, um langfristig mit einzelnen Arten Erfolg zu haben.»
Aufwand nimmt zu
41,8 Prozent der ganzen Fläche des Kantons Baselland besteht aus Wald. Die Auswahl neuer klima- und standortgerechter Bäume ist zeitintensiver als der bisherige Waldbau und teurer als die natürliche Verjüngung. Die Forstbetriebe werden bei diesem Artenwandel vom Kanton Baselland unterstützt, betonte Volkswirtschaftsdirektor Thomas Weber (SVP). Das Baselbiet hat sich mit der Korporation Zug zusammengetan und führt seit 2014 auf einer Hektare Provenienzversuche durch, mit denen geprüft wird, welche Arten mit welcher Herkunft an welchen Stellen am besten geeignet sind. Je eine Fläche befindet sich auf dem Sulzchopf sowie im Hardwald in Muttenz.
Die im September in Rünenberg stattfindenden Waldtage werden zur Aufklärung der Bevölkerung genutzt. Zum Auftakt sind Kinder das primäre Zielpublikum. Samuel Bürgin ist OK-Präsident der Waldtage 2019. Vieles drehe sich um die Wertschätzung für den Wald, das gegenseitige Verständnis für die verschiedenen Nutzergruppen und im Speziellen den Wald als Rohstofflieferant, was gerade im Zeitalter des Klimawandels essenziell sei. «Denn sowohl als Baumaterial als auch als Energieträger ist Holz erstklassig: Es wächst nach, schafft regionale Arbeitsplätze, ist mit kurzen Transportwegen verbunden und bindet als Parkett oder Balken langfristig CO2.» Die diesjährigen Waldtage stehen denn auch unter dem Motto «Ressource Holz».