«Leim»-Bau unabhängig von Schutzzonen
08.02.2019 BaselbietNeuer Eckpfeiler der regionalen Wasserversorgung Wühre wird erschlossen
Die Wasserversorgung Wühre wird auf neue Beine gestellt. Nach der Umorganisation des Zweckverbands und der Schaffung der rechtlichen Grundlagen im vergangenen Jahr geht es nun an die Erschliessung des ...
Neuer Eckpfeiler der regionalen Wasserversorgung Wühre wird erschlossen
Die Wasserversorgung Wühre wird auf neue Beine gestellt. Nach der Umorganisation des Zweckverbands und der Schaffung der rechtlichen Grundlagen im vergangenen Jahr geht es nun an die Erschliessung des Grundwasserbrunnens Leim in Thürnen.
Daniel Schaub
Seit 1965 gibt es den Grundwasserbrunnen Leim in Thürnen, seit 1988 besteht eine über 40 Jahre laufende Konzession zur Wassergewinnung – doch genutzt wurde diese bislang nicht. Entsprechend dem Massnahmenplan der Wasserversorgungsplanung für die «Region 3» soll nun der vom Grundwasserstrom des Homburgerbachs gespiesene Brunnen im «Leim» vom Zweckverband Wühre mit einem 2,4 Millionen Franken teuren Projekt erschlossen werden.
Die entsprechenden Profile auf dem Areal der Gärtnerei Hagmann sind ausgesteckt, das Baugesuch wurde im vergangenen Dezember eingereicht, die Baubewilligung wird in diesen Tagen erwartet. «Wir gehen davon aus, dass wir nach Abschluss der Submission noch in diesem ersten Halbjahr mit den Bauarbeiten beginnen dürfen», sagt der Sissacher Gemeinderat Daniel Stocker, Präsident der Arbeitsgruppe, die in den vergangenen Monaten die regionale Wasserversorgung auf neue Beine gestellt hat.
Der Grundwasserbrunnen Leim ist das Schlüsselprojekt in der neuen Wasserversorgungsorganisation, die im vergangenen Jahr von den betroffenen Gemeinden Böckten, Thürnen, Sissach und Zunzgen sowie der privatrechtlichen Wasserversorgungsgemeinschaft Sissach und Umgebung (WSU) genehmigt worden war. Die Gemeinde Zunzgen und die WSU stossen dabei neu zum Zweckverband, der Kostenschlüssel und die Statuten wurden überarbeitet und genehmigt, im vergangenen Herbst abschliessend auch von der Baselbieter Regierung.
Laufende Konzession
Das Projekt Leim wird nun dieses Jahr umgesetzt, unabhängig davon, dass die notwendige Erweiterung der Schutzzonen in den Gemeinden Böckten und Thürnen zwar definiert, aber raumplanerisch noch nicht umgesetzt ist, und mögliche Konfliktsituationen erst noch ausgeräumt werden müssen. «Da die Konzession für den Grundwasserbrunnen Leim bis 2028 läuft, sind die Schutzzonen keine Voraussetzung für den Ausbau und die Inbetriebnahme dieses Werks», bestätigt Achim Benthaus, Leiter der Fachstelle Wasserversorgung im Ressort Wasser und Geologie des Baselbieter Amts für Umwelt und Energie (AUE). Und auch Stocker hält fest, dass «die Schutzzonen nichts mit der Umsetzung des Projekts Leim zu tun haben». Die unmittelbare Schutzzone 1 im Bereich der künftigen Wasserfassung ist ohnehin bereits seit Langem ausgeschieden, die Gärtnerei Hagmann hat dort bereits entsprechende Auflagen zu erfüllen.
Die Schutzzonen 2 und 3 in der weiteren Umgebung indessen mussten gemäss Gewässerschutzgesetz und aufgrund von durchgeführten hydrologischen Untersuchungen erweitert werden. «Ein Konfliktplan wurde in der Zwischenzeit erstellt; es geht nun darum, mit den Eigentümern der betroffenen Parzellen Lösungen zu finden», sagt Stocker. Das Wort «Konflikt» ist in diesem Zusammenhang eine sehr individuelle Sache. Das kann mit einem Verbot der Autowäsche auf einem Grundstück beginnen und bei grösseren baulichen Massnahmen enden. «Der Grundwasserschutz steht im Vordergrund», sagt Stocker, «aber die Umsetzung soll für die Betroffenen auch erträglich sein.» Der Sissacher Gemeinderat rechnet damit, dass im Gesamtverbund der Wasserversorgung Wühre mit seinen insgesamt fünf Brunnen (drei in der Wühre Böckten sowie Gehren und Leim in Thürnen) zwischen 15 und 30 individuelle Gespräche mit Eigentümern nötig sein werden.
Steiniger Weg
Benthaus geht aufgrund der Voruntersuchungen davon aus, dass die Ausscheidung der neu definierten Schutzzonen auf Gemeindeebene machbar sei. Der Weg dorthin kann allerdings ziemlich steinig werden – nach den individuellen Gesprächen plant Stocker eine öffentliche Informationsveranstaltung. Am Ende werden die entsprechenden Gemeindeversammlungen der raumplanerischen Umsetzung und einem Reglement, was in den jeweiligen Schutzzonen erlaubt und nicht erlaubt sein wird, zustimmen müssen.
Noch offen ist der Zeitpunkt der im Zusammenhang mit der Erstellung des neuen Brunnens Leim geplanten Stilllegung der Grundwasserfassung Weihermatt in Sissach, die nach wie vor im Eigentum der WSU steht. Da die Konzession dort in den nächsten Jahren auslaufen wird, hoher Investitionsbedarf bestünde und die Umsetzung der Schutzzonen in der Nähe eines Wohngebiets schwer realisierbar wäre, ist jedoch davon auszugehen, dass diese Wasserfassung, die jetzt schon in reduziertem Ausmass genutzt wird, nach der Inbetriebnahme von «Leim» zeitnah aufgegeben wird.