… und immer diese Hitze
03.01.2019 Regionvs. Sie waren vor allem heiss, die Frühlings- und Sommermonate des vergangenen Jahres. Der «Volksstimme»-Jahresrückblick zeigt, was in dieser Zeit auch jenseits hoher Temperaturen für rote Köpfe gesorgt hat und welche Themen die regionalen ...
vs. Sie waren vor allem heiss, die Frühlings- und Sommermonate des vergangenen Jahres. Der «Volksstimme»-Jahresrückblick zeigt, was in dieser Zeit auch jenseits hoher Temperaturen für rote Köpfe gesorgt hat und welche Themen die regionalen Schlagzeilen beherrscht haben.
Viel Grund zum Feiern – aber nicht für alle
Mai und Juni | Preise, Feste und eine lang erwartete Einigung – nicht überall herrscht indes eitel Sonnenschein
ssc. Der Frühling hat die Erwartungen, die man an ihn stellt, wettertechnisch weit übertroffen. Bei sommerlichen Temperaturen durften die Gelterkinder Anfang Juni ihrer Vorfreude zum Hallenbad freien Lauf lassen. Sie feierten, was das Zeug hielt, und sammelten nebenbei noch Geld für den Wellnessbereich im neuen Bad. Und gefeiert hat sich selbst auch ein Verein, der seit – sage und schreibe – 150 Jahren die Stange hält. Der Musikverein Oberdorf nutzte die Bühne, die er im Rahmen der Kantonalen Musiktage Ende Mai in Oberdorf bekam, und demonstrierte eindrücklich den im Vereinswesen so oft vermissten Zusammenhalt unter den Generationen.
Zusammenhalt hätten sich auch die Zwischennutzer der Industriebrache von Revue Thommen in Waldenburg gewünscht. Sie wurden aber enttäuscht. Die Besitzerin des Areals, die Thommen Aircraft Equipment AG, hat die Liegenschaften trotz eines Kaufangebots von zwei Stiftungen auch anderen Parteien zum Kauf angeboten – ein Vertrauensbruch, urteilte der Verein Unterdessen, Vertragspartner für die Zwischennutzung, und kündigte. Die Mieter der Räume mussten bis Ende September ihren Platz räumen.
Derweil gab es in Tenniken Aufregung über einen Platz, der nach Ansicht einiger Einwohner frei bleiben soll: der «Chilchacher». Die Stiftung Kirchengut Baselland besitzt das Landstück hinter der Kirche und spielt mit dem Gedanken, auf dem «Chilchacher» eine Wohnüberbauung zu realisieren. An der Gemeindeversammlung Anfang Juni äusserten Einwohner erstmals Kritk an solchen Plänen. Sie sollte im Lauf der Monate noch lauter werden. Kein eitel Sonnenschein dürfte auch bei der alten Jagdgesellschaft in Nusshof geherrscht haben, als sich abzeichnete, dass künftig andere im Gebiet auf Pirsch gehen dürfen. Mitte Juni traf der Gemeinderat den Entscheid. Mit dem Fall mussten sich zuvor bereits Regierung und Kantonsgericht befassen, die formale Fehler bei der ersten Neuvergabe bemängelten. Ausschlaggebend für den Zuschlag an die neue Jagdgesellschaft war die Tatsache, dass sie unterdessen mehr ortsansässige Jäger stellt als die alte.
Und noch ein Streit hat sein Ende gefunden. Die Holzbaufirma PM Mangold AG und die Gemeinde Sissach haben sich in einem Vergleich geeinigt. Nach sechs Jahren der Ungewissheit, wer für das sogenannte Kunstidach-Debakel geradestehen soll, ist jetzt eine gütliche, aussergerichtliche Lösung gelungen. Das Unternehmen bezahlt 200 000 Franken an die Sanierung der Kunsti – ohne Anerkennung einer Rechtspflicht.
Zwei Oberbaselbietern ist in den zwei Frühlingsmonaten eine besondere Ehre zuteilgeworden. Der Astronom und Philosoph Roland Buser aus Sissach bekam den mit 25 000 Franken dotierten Kulturpreis des Kantons. Er habe die Fähigkeit, «das Unvorstellbare in greifbare Worte zu fassen», argumentierte die Jury. Und der Oberdörfer Hannes Schweizer schliesslich durfte sich über ein Glanzresultat bei der Wahl zum Landratspräsidenten freuen. 80 von 85 Stimmen erreichte der pensionierte Landwirt. Sein Vize Peter Riebli aus Buckten holte lediglich 57 Stimmen.
Und es war Sommer
Juli und August | Die Hitze ist in den Schlagzeilen allgegenwärtig
jg. Die Hitzewelle beschert den Bauern nach den Frostschäden im Vorjahr eine aussergewöhnlich reiche Ernte. Doch fehlender Regen führt dazu, dass Fische umgesiedelt und an der Bundesfeier Feuerverbote erlassen werden. Im Wald werfen mitten im Sommer die Bäume Blätter ab. Im Oberbaselbiet bleiben viele Kirschen hängen, und es kommt zu illegalen Wasserentnahmen. Die Freibäder verzeichnen Rekorde. Noch im August, so früh wie noch nie, werden im Oberbaselbiet die ersten Trauben gelesen.
«Eptinger», das Mineralwasser aus dem Oberbaselbiet, erlebt einen hitzigen Sommer, weil die neue, schmucke Flasche, die im Juni auf den Markt gespült worden ist, in der Praxis ihre Tücken hat. Sie sei schön, doch lässt sich der Veschluss kaum öffnen. «Eine Kinderkrankheit», entschuldigt sich Verwaltungsratspräsidentin Damaris Buchenhorner. Leiden müssen auch die Zuschauer, die gemeinsam das Ausscheiden der Schweizer Fussballer an der WM in Russland beim Public Viewing verfolgen – nicht in einer Schweizer Grossstadt, sondern in Kilchberg, der kleinsten Oberbaselbieter Gemeinde.
Und wo läuft im Sommer das Oberbaselbiet sonst noch heiss? Die Regierung segnet im Schulbus-Streit der Gemeinden Tenniken, Eptingen und Diegten einen Vertrag ab, mit dem ein separater Schulbus vom Tisch ist. Doch eine Beschwerde macht den Streit zu einem Fall für das Gericht. Mit dem Umbau der Station Talhaus wird die neue Zukunft der Waldenburgerbahn eingeläutet, und in Ziefen muss, trotz trockener Kehlen, die Baselbieter Brauerei Konkurs anmelden. Dezentrale Kläranlagen wie in Nusshof und Liederswil werden vom Kanton eliminiert und das Schmutzwasser in grössere Anlagen abgeleitet. Doch ausgerechnet die Umweltschutz-Stellen des gleichen Kantons wehren sich, weil dadurch gerade in Hitzeperioden Bäche noch schneller austrocknen.
In Sissach wird der Bau des neuen Autobahn-Werkhofs gestoppt, weil das österreichische Bauunternehmen, das den Zuschlag erhalten hat, Sicherheitsvorschriften missachtet hat. Eine spektakuläre, über einen Kilometer lange Komposition der SBB erneuert in Gelterkinden 4,3 Kilometer Gleis und schafft pro Stunde 30 Meter. In Titterten wird der Verein «Region Liestal Frenkentäler plus» gegründet, der die Zusammenarbeit unter den Gemeinden stärken will. Dank viel Eigeninitiative wird die Buslinie 109 bis zum Bad Ramsach verlängert. Mit einem riesigen Dorffest feiert Lausen das neue Schulhaus, und in Tenniken wächst der Widerstand gegen das Bauvorhaben neben dem Friedhof.
Aus kultureller Sicht ist hervorzuheben, dass der Sänger Florian Schneider, angeregt durch Kirschbrenner Ueli Nebiker, die erste Baselbieter Ode an die Kirsche dichtet und komponiert. Das Lied ist ein fixer Bestandteil seiner Tournee im Herbst durch das Oberbaselbiet, die er gemeinsam mit Autorin Barbara Saladin absolviert. Und die «Volksstimme», die auch ein Stück Oberbaselbieter Kultur darstellt, erhält mit «Heimkehrer» David Thommen zum Nationalfeiertag einen neuen Chefredaktor.