«Chilchacher» Tenniken
31.01.2019 RegionDer «Chilchacher» und die Stiftung Kirchengut
Der Evangelisch-Reformierten Kirche geht es nicht gerade prächtig. Die Mitgliederzahl schwindet von Jahr zu Jahr. Die finanziellen Mittel der Kirchgemeinden reichen nicht aus, um all die Kirchen, ...
Der «Chilchacher» und die Stiftung Kirchengut
Der Evangelisch-Reformierten Kirche geht es nicht gerade prächtig. Die Mitgliederzahl schwindet von Jahr zu Jahr. Die finanziellen Mittel der Kirchgemeinden reichen nicht aus, um all die Kirchen, Pfarrhäuser und Pfarrscheunen zu unterhalten und der Stiftung Kirchengut die gesetzlich vorgeschriebenen Mietzinse zu bezahlen.
Und was macht eine so in Bedrängnis geratene Kirche? Wenn man den in ihrem Namen enthaltenen Begriff «reformiert» in Betracht zieht, könnte man vermuten, dass sie sich der Krise stellt und sich damit auseinandersetzt, worin der Grund für ihre zunehmende Bedeutungslosigkeit liegt. Doch was tut sie wirklich? Der siebenköpfige Stiftungsrat schickt eine Revision des Kirchendekrets auf den Weg, die es den Kirchgemeinden ermöglichen soll, der Stiftung überflüssige Pfarrhäuser und unbenutzte Kirchen zurückzugeben. Was zur Folge hat, dass diese mehr finanzielle Mittel benötigt. So ganz nebenbei wird in dieser Revision gefordert, die Gemeinden mögen doch die bei Pfarrhäusern, Kirchen und anstossenden Arealen häufig vorkommenden ÖWA-Zonen aufheben, was der Stiftung bei der Umnutzung der zurückgegebenen Gebäude freie Hand liesse. Ganz konkret bedeutet dies, dass Pfarrhäuser – seit Jahrhunderten Begegnungszentren – zu Luxuswohnungen umgebaut werden können. Und über allem steht ein Finanzdirektor, dessen Partei an erster Stelle ein grosses C führt.
Tausende von jungen Leuten gehen in der Schweiz und in ganz Europa auf die Strasse und verlangen angesichts des bedrohlichen Klimawandels mit all seinen Folgen radikale Veränderungen. «Unser Haus brennt», sagt die junge Bewegung, die sich für erdverträgliches Handeln einsetzt. Und die Stiftung Kirchengut plant – ohne mit der Wimper zu zucken – eine Überbauung des «Chilchacher» in Tenniken, der letzten grossen dorfnahen Wiese. 50 bis 70 Wohnungen sollen von einem Investor auf den alten, ehrwürdigen Acker gepflastert werden. Kaum vorstellbar, was eine solche Überbauung allein verkehrstechnisch für Folgen mit sich bringt. Die ÖWA-Zone, die zur Zeit über den «Chilchacher» noch ihre schützende Hand hält, soll nach den Vorstellungen der Revision des Dekrets aufgehoben werden.
Rund dreihundert stimmberechtigte Tennikerinnen und Tenniker sprechen sich in einer Petition dafür aus, dass der «Chilchacher» nicht kurzfristigem Profitdenken geopfert wird.
Kaspar Geiger, Tenniken