«Frequenzwechsel» erhält den Zuschlag
15.11.2018 Bezirk Waldenburg, Kultur, HölsteinDie Zukunft der Holdenweid nimmt konkrete Formen an
ssc. «Man kann es auch als Würdigung dessen ansehen, was der Verein Frequenzwechsel in den vergangenen drei Jahren in Hölstein geleistet hat», begründet Jonathan Koellreuter von der Immobilienverwaltung Basel-Stadt ...
Die Zukunft der Holdenweid nimmt konkrete Formen an
ssc. «Man kann es auch als Würdigung dessen ansehen, was der Verein Frequenzwechsel in den vergangenen drei Jahren in Hölstein geleistet hat», begründet Jonathan Koellreuter von der Immobilienverwaltung Basel-Stadt den Entscheid. Das vom genannten Verein lancierte «Impulszentrum» auf der Holdenweid war bislang ein Projekt lediglich zur Zwischennutzung des Gebäudeensembles nördlich des Dorfs. Nun hat die Basler Regierung entschieden, alle Gebäude mitsamt Umschwung im Baurecht der Stiftung Holdenweid zu verkaufen. Hinter der Stiftung steht Cornelia Huber, die Initiantin des «Impulszentrums» und treibende Kraft beim «Frequenzwechsel». «Für uns bedeutet der Entscheid eine grosse Erleichterung», sagt Huber. Sie hat sich mit ihrem Nutzungskonzept gegen die Konkurrenz durchgesetzt – insbesondere gegen den Verein IG Holdenweid, dessen Mitglieder derzeit das Herrenhaus mieten und die ebenfalls eine Offerte einreichten.
Bis der endgültige Baurechtsvertrag unterschrieben werden kann, müssen die Vertragspartner nun in Verhandlungen treten.
Das Impulszentrum setzt sich durch
«Frequenzwechsel» übernimmt die Holdenweid – Mieter der Villa müssen weichen
Der Verein Frequenzwechsel kann sein Impulszentrum auf der Holdenweid dauerhaft betreiben. Die mit ihm verbundene Stiftung Holdenweid hat sich im Ausschreibungsverfahren gegen die Bewohner des Herrenhauses durchgesetzt.
Sebastian Schanzer
Die Basler Regierung hat entschieden: Die Holdenweid in Hölstein wird auch in Zukunft vom Verein Frequenzwechsel bewirtschaftet. Die dahinterstehende Stiftung Holdenweid wird das ganze Gebäudeensemble mitsamt Umschwung im Baurecht erwerben. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart; in seiner Offerte hatte sich der Verein aber bereit erklärt, 760 000 Franken zu bezahlen. Das nötige Geld wurde ihm schon vor einiger Zeit von zwei Stiftungen zugesichert.
Ausschlaggebend für den Entscheid war die Tatsache, dass die Stiftung sich als Einzige für den Kauf aller Gebäude beworben hat, so Jonathan Koellreuter von Immobilien Basel-Stadt. Zudem schätze man das Nutzungskonzept als umsetzungsfähig ein.
Somit herrscht freie Bahn für das «Impulszentrum Holdenweid» auf der ehemaligen Aussenstation der städtischen Psychiatrie, über das die «Volksstimme» schon mehrere Male berichtete. Das Klinik-Gebäude, eine Villa und der Hof aus dem Jahr 1798 sollen künftig Schauplatz für Kunst und Kultur sein, Raum für Erholung bieten und darüber hinaus «lebendiges Wissen» vermitteln. So der Plan der Initianten.
«Grosse Erleichterung»
Zum Unterschreiben des Baurechtsvertrags – vorgesehen ist ein Pachtzins von rund 50 000 Franken – ist die Stiftung Holdenweid indes noch nicht gekommen. Wie Immobilien Basel-Stadt, die den Gebäudekomplex verwaltet, am Dienstag mitteilte, will man in einem ersten Schritt lediglich eine Absichtserklärung abschliessen, um dann die Vertragsverhandlungen aufzunehmen.
Im Lauf der kommenden neun Monate wollen die Immobilienverwaltung und die Stiftung Holdenweid zunächst eine Umnutzung des nach Zonenplan schützenswerten Gebäudeensembles erwirken. Konkret geht es dabei etwa um die Anzahl Gäste, die künftig auf der Holdenweid untergebracht werden dürfen. Zurzeit beträgt das Kontingent 30 Personen. «Das ist zu wenig für uns», sagt Cornelia Huber, die als Initiantin an vorderster Front für das «Impulszentrum» kämpft. Sie strebt auch eine Dauerbewilligung vonseiten der Gemeinde für zusätzliche Besucher-Parkplätze an der Alten Landstrasse an.
Für den «Frequenzwechsel» bedeutet der Entscheid der Basler Regierung eine grosse Erleichterung, wie Huber sagt. Seit 2015 bewirtschaftet der Verein einen Grossteil der Gebäude als Zwischennutzung – unentgeltlich, aber unter der Bedingung, dass er sie auf eigene Kosten fachgerecht renoviert und instandhält. Kunst-Installationen, den Betrieb einer Gaststätte, Tagungen, kleinere kulturelle Anlässe oder Seminare hat der Verein in der Zeit bis heute in Hölstein auf die Beine gestellt.
Auch Wald und Wiese im Visier
Von Anfang an war der Wille aber da, dass man dereinst kaufen will – auch die knapp 2 Hektaren Wald und Wiese, die von der Ausschreibung explizit ausgenommen waren. Einerseits wegen des infrastrukturellen Zusammenhangs und andererseits, weil ein Teil der unter Schutz stehenden Bauten auf dem Landwirtschaftsland liege, begründet Huber ihr Interesse am Kauf der gesamten Fläche. Das Landwirtschaftsland wird jedoch zurzeit an einen Bauern verpachtet, für den das Land einen massgeblichen Anteil seines Einkommens abwirft. «Hier eine Einigung zu finden, ist die grösste Herausforderung bei den anstehenden Verhandlungen», sagt Cornelia Huber. Dabei ginge es keineswegs darum, dem Bauern die Pacht zu künden. Aber gerade bei den anstehenden Hochwassermassnahmen, welche die künftige Eignerin als Nächstes anpacken muss, sei eine Klärung der Verhältnisse notwendig.
Den Verkauf der landwirtschaftlich genutzten Fläche schliesst Koellreuter von Immobilien Basel-Stadt allerdings aus. «Aus rechtlichen Gründen steht das gar nicht zur Debatte», sagt er. «Einem Nicht-Bauern darf man das Land gar nicht verkaufen.»
«Suchen nach friedlicher Lösung»
Für die Stiftung stehen aber noch weitere sogenannte substanzsichernde Massnahmen an. So müssten unter anderem mehrere Dächer repariert werden und in der Heimstätte fehlt eine Heizung, führt Huber aus. Eine stattliche Summe von 13 Millionen Franken soll über mehrere Jahre hinweg in die Holdenweid investiert werden. Mehrere Beträge seien von verschiedenen Stiftungen bereits mündlich zugesichert. Den dringend benötigten Wasseranschluss – derzeit gibt es Wasser einzig von der hauseigenen Quelle – und die Wartung der Strasse zur Ansiedlung übernimmt indes die Stadt Basel.
Bleibt die Frage nach dem Verbleib der Interessengemeinschaft Holdenweid, ein Verein, dessen Mitglieder zum Teil in der Villa des Hofguts eingemietet sind und der ebenfalls ein Angebot beim Kanton Basel-Stadt eingereicht hat – allerdings nicht für eine gesamtheitliche Nutzung des Gebäudekomplexes. Die beiden Vereine haben das Heu nicht auf derselben Bühne und für Huber ist klar: «Wir werden als Besitzer Eigenbedarf anmelden.» Das heisst, dass die Mieter, die vor Ort auch mehrere Tiere halten, eine neue Bleibe brauchen. «Wir hoffen auf eine friedliche Lösung und suchen daher das Gespräch mit der IG Holdenweid», sagt Huber.