Erfahren mit trockenen Böden
25.10.2018 Baselbiet, Buus, Landwirtschaft, Bezirk SissachFehlender Regen: für hiesige Bauern nichts Neues
ssc. Der fehlende Regen im vergangenen Sommer hat so manchem Bauern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Insbesondere der Futterbau und damit die Tierproduktion hat unter unergiebigen Grasernten zu leiden. Etliche Bauern ...
Fehlender Regen: für hiesige Bauern nichts Neues
ssc. Der fehlende Regen im vergangenen Sommer hat so manchem Bauern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Insbesondere der Futterbau und damit die Tierproduktion hat unter unergiebigen Grasernten zu leiden. Etliche Bauern mussten bereits im Oktober ihr Heu-Reservoir anbrauchen, um die Tiere mit Futter zu versorgen. So auch Marc Brodbeck aus Buus. Er hat sich zusätzliches Futter gekauft, um über den Winter zu kommen. Dass er deswegen aber keinen Grund zum Jammern hat, ist die Folge von sorgfältiger Planung.
«Noch so ein Jahr? … lieber nicht»
Trockene Böden belasten insbesondere die Tierproduzenten
Trockene Böden, Futtermangel, Notschlachtungen – das laufende Jahr ist kein einfaches für die Landwirtschaft. Baselbieter Bauern haben aber Erfahrungen mit Trockenheit, wie ein Besuch bei Marc Brodbeck bestätigt.
Sebastian Schanzer
Die heissen Sommertage sind zwar vorbei, trocken sind die Böden aber noch immer. Das bereitet auch manchen Landwirten im Baselbiet Sorgen, denn auf den Weiden ist zum Ende der Saison kaum noch saftiges Gras zu holen. Um ihre Kühe und Rinder dennoch gesund zu ernähren, mussten etliche Betriebe bereits die Winterreserven anbrauchen, wie Andreas Haas, der Präsident des Bauernverbands beider Basel, sagt. Was die Tierhalter bereits jetzt verfüttern, könnte ihnen aber gegen Ende des Winters schmerzlich fehlen. Deshalb würden Bauern derzeit mehr Tiere zum Metzger bringen, anstatt sie durch den Winter zu füttern, fügt Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, hinzu.
Der Schaden, der den Baselbieter Tierproduzenten durch die anhaltende Trockenheit entsteht, sei schlimm und vergleichbar mit anderen Regionen der Schweiz, sagt Kilcher. Dabei hat der Sommer durchaus vielversprechend begonnen.
Gute Erträge – zunächst
Rückblende: Im Juli gibt es für Marc Brodbeck noch keinen Grund zur Sorge: Mehrere ertragreiche Grasschnitte auf seinen Wiesen und Weiden kann der Landwirt aus Buus bereits zu Heu verarbeiten oder zum Auffüllen des Silos verwenden. Raps, Weizen und Gerste sind gerade erst geerntet; das schöne Wetter beschert dem Bauern auch hier gute Erträge. Und dank der Hitze gibt es kaum Probleme mit Pilzkrankheiten bei den Pflanzen. Dann sät er Gras auf den abgeernteten Feldern, um sich weiteres Futter für die Überwinterung seiner Tiere zu sichern.
Doch der nötige Regen im August bleibt aus. Nicht nur auf dem Acker will das Gras nicht mehr so richtig wachsen, zusehends trocknen auch die Böden auf den Naturwiesen aus. «Im August wurde ich langsam nervös», sagt der Landwirt. Eine Kuh frisst bis zu 80 Kilo Gras pro Tag – Brodbeck hält 30 ausgewachsene Milchkühe. Zusätzlich leben 12 Rinder auf seinem Hof, die er entweder als künftige Milchkühe behält oder zur Fleischproduktion verkauft.
«Wenn die Weide nichts mehr hergibt und die Tiere hungrig sind, beginnen sie zu blöken», sagt Brodbeck. Und weil das heuer verhältnismässig früh passierte, musste der Landwirt bereits im Oktober auf seine Wintervorräte an Heu zurückgreifen und hat, um späteren Engpässen vorzubeugen, rund 15 Prozent seines Grundfutters zugekauft – Mais und Luzerne, eine Klee-Art. Dass die Heupreise infolge Knappheit europaweit gestiegen sind und im Handel entsprechend Spekulationen unterworfen sind, hat Brodbeck zwar mitbekommen. «Gekauft habe ich aber keines. Ich stelle mein Heu nach wie vor selbst her.»
Erfahrung mit Hitze
Und auch von Notschlachtungen, von denen man im Zusammenhang mit der Futterknappheit bisweilen hört, will Brodbeck nichts wissen. «Jeder Landwirt ist auch ein Unternehmer und muss seinen Betrieb sorgfältig planen.» Für Brodbeck heisst das zum Beispiel, nur so viel Vieh zu halten, wie seine 30 Hektare Land ernähren können. Die ohnehin geplanten Abgänge hat er in diesem Jahr einfach etwas früher verkauft als gewöhnlich.
Dass er trotzdem Futter zukaufen musste, sei zwar ärgerlich. «Aber den Humor werde ich deswegen nicht verlieren», sagt er. «Ich sehe es als Investition in mein Kapital, das Vieh.» Im Baselbiet sei die Sommertrockenheit ohnehin nichts Neues, fügt Brodbeck an. Die hiesigen Landwirte hätten aus jahrelangen Erfahrungen gelernt. Von jemandem, der seinen Tierbestand aufgrund von Futtermangel massiv reduzieren musste, hat Brodbeck unter seinen Kollegen jedenfalls nicht gehört. «Allerdings: So trocken wie heuer war es nicht einmal im Jahrhundertsommer 2003.» Beklagen will sich der Buusner Bauer zwar keineswegs. «Aber noch so ein Jahr? … lieber nicht.»
Lukas Kilcher vom Ebenrain-Zentrum macht sich generell Sorgen über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft. «Die Bauern sind gefordert, sich auf die zunehmende Trockenheit einzustellen». Er geht davon aus, dass sich die Futterbestände in der Region in den nächsten Jahren verändern werden und rät den Tierproduzenten, ihren Tierbesatz mit der betrieblichen Futterbasis in Übereinstimmung zu bringen. Mit Futterzukauf könne man lediglich kurzfristige Engpässe überbrücken. Denn dass von Baselbieter Bauern weniger Klagen zu hören sind als aus anderen Regionen, hat für Kilcher auch damit zu tun, dass man hier besser auf die Trockenheit vorbereitet gewesen sei.