Das Wasser wird weniger
23.10.2018 Baselbiet, Waldenburg, Bezirk WaldenburgQuellen unter stärkerer Beobachtung
yzo. Die aussergewöhnliche Trockenheit der vergangenen Monate macht sich immer mehr bei der Schüttmenge der Quellen in der Region bemerkbar. «In den vergangenen drei Wochen ist sie bei uns um ein Drittel gesunken», sagt der ...
Quellen unter stärkerer Beobachtung
yzo. Die aussergewöhnliche Trockenheit der vergangenen Monate macht sich immer mehr bei der Schüttmenge der Quellen in der Region bemerkbar. «In den vergangenen drei Wochen ist sie bei uns um ein Drittel gesunken», sagt der Hölsteiner Brunnmeister Michael Tschudin.
Die Wasserchefs der Gemeinden prüfen derzeit die Grundwasserstände und Quellschüttungen mit besonderer Aufmerksamkeit. Noch bestehe kein Grund zur Alarmierung, sagt Tschudin. Es würden aber bereits Vorkehrungen getroffen, damit sich die Gemeinden im Tal und auf den Höhenzügen wenn nötig untereinander aushelfen könnten. Bei Titterten ist dies bereits der Fall. Diese Woche muss das Dorf erstmals sein Trinkwasser in der Nachbargemeinde Liedertswil beziehen. An eine ähnliche Wasserknappheit könnten sich nicht einmal die älteren Bewohner im Dorf erinnern, sagt Gemeindepräsident Heinrich Schweizer.
Sollte es in den kommenden Wochen keine länger anhaltende Regenperiode geben, muss womöglich auch Langenbruck sein Wasser auswärts beschaffen. Dafür kommen die Gemeinden Holderbank und Balsthal infrage.
Das von Hölstein seit Längerem verfolgte Projekt einer Verbindungsleitung nach Bubendorf erweise sich in dieser Situation als absolut richtiger Weg, schreibt die Gemeinde Hölstein in ihren Gemeindenachrichten. Bubendorf wie die andern Talgemeinden im Bezirk Waldenburg verfügen über genügend Grundwasser.
Besorgter Blick auf die Quellen
Bei den Berggemeinden wird das Wasser knapp
Brunnmeister und Wasserchefs kontrollieren derzeit ihre Grundwasserstände und die Quellschüttungen besonders aufmerksam. In einigen Gemeinden füllen sich die Reservoire nur noch langsam. Titterten bezieht sein Trinkwasser ab dieser Woche aus Liedertswil.
Yvonne Zollinger
«Niemand im Dorf kann sich daran erinnern, dass wir einmal eine ähnliche Wasserknappheit hatten», sagt der Gemeindepräsident von Titterten, Heinrich Schweizer. «Die Schüttung der Quelle hat in den vergangenen Wochen so starkt abgenommen, dass wir das Reservoir nicht mehr füllen können, um die Bevölkerung zu versorgen.» Seit dieser Woche bezieht die Gemeinde ihr Trinkwasser daher aus Liedertswil.
Nicht nur Titterten, auch andere Gemeinden im Bezirk Waldenburg spüren den starken Rückgang des Grundwassers. «Um ein Drittel ist in den letzten drei Wochen die Quellschüttung in Hölstein gesunken», sagt Michael Tschudin, Vorstandsmitglied beim Verband Brunnenmeister Baselland und Umgebung. Nicht verwunderlich, denn seit Juni seien keine Niederschläge mehr gefallen, die den Grundwasserpegel beeinflusst hätten.
Besonders die höher gelegenen Gemeinden in dieser Region spüren den Rückgang. Bubendorf, Hölstein oder auch Lampenberg verfügen noch über ausreichend Quellwasser. Langenbruck hingegen wird womöglich Wasser aus Holderbank und Balsthal beziehen müssen. Titterten kann sich auf Liedertswil verlassen. Das von Hölstein verfolgte Projekt einer Verbindungsleitung ins wasserreiche Bubendorf zeige sich im Licht der jetzigen Situation als richtig, sagt Tschudin. Allerdings liegt es noch in der Zukunft.
Der Blick auf den Wetterbericht der kommenden Tage deutet noch keine längere Regenperiode an. Die bräuchte es aber, um einen nennenswerten Unterschied bei der Quellschüttung zu machen. «Mehrere Wochen Landregen wären ideal», sagt Tschudin. Und diese noch vor dem Winter. «Was jetzt nicht passieren sollte, ist, dass es kalt wird, der Boden gefriert und verhindert, dass Wasser versickern kann.»
Solidarität ist gefragt
Der Brunnmeister betont, dass zum jetzigen Zeitpunkt kein Grund zur Alarmierung besteht. Auch mit der geringeren Leistung der Quellen könnten sich die Gemeinden noch durch gegenseitige Hilfe selbst versorgen. Im vergleichbar trockenen Hitzesommer 2003 habe sich die Ausschüttung der Quellen irgendwann auf einem tiefen Niveau eingependelt, sagt Tschudin. Aber natürlich wisse niemand, ob es auch diesmal so sein werde.
Mit einer Mitteilung zur Wassersituation im Waldenburgertal wollen die Trinkwasserverantwortlichen in erster Linie die Gemeinden für ein gemeinsames Vorgehen bei Knappheit sensibilisieren. «Wenn sich alle Gemeinden solidarisch verhalten, können wir der Trockenheit etwas entgegensetzen», sagt Tschudin. Und wenn der grosse Regen nicht kommt? «Zuerst einmal bringt bereits der Aufruf an die Bevölkerung, Wasser zu sparen, in der Regel beim Trinkwasser eine Ersparnis von bis zu einem Drittel», sagt Felix Salvini, Präsident des Verbands der Brunnenmeister Baselland und Umgebung.
Für den Fall, dass die Reservoire nicht mehr gefüllt werden könnten, habe jede Gemeinde ein Notwasserkonzept. Es gewährleiste die Trinkwasserversorgung, auch über längere Zeit. «Dieses Konzept sieht von Gemeinde zu Gemeinde ganz verschieden aus und reicht vom Bezug von Trinkwasser aus anderen Gemeinden über Notleitungen bis zum Zisternenwagen», sagt Salvini.
Dass die Trinkwasserlage sehr auf den Standort der Gemeinden ankommt, zeigt sich in Münchenstein, wo Salvini als Brunnmeister amtet. Dort hat das Grundwasser zurzeit noch den gleichen Stand wie im November 2017.