Auf den Spuren des Widerstands
30.10.2018 Baselbiet, Vereine, Waldenburg
Ulrich Fluri
Bunker und Panzersperren waren während des Zweiten Weltkriegs das Herzstück der Schweizer Verteidigungsstrategie. Solche noch vielerorts sichtbaren militärischen Sperrstellen sind zwar taktisch schon längst von ihrem Auftrag entbunden und ...
Ulrich Fluri
Bunker und Panzersperren waren während des Zweiten Weltkriegs das Herzstück der Schweizer Verteidigungsstrategie. Solche noch vielerorts sichtbaren militärischen Sperrstellen sind zwar taktisch schon längst von ihrem Auftrag entbunden und ausgemustert. Sie sind aber beeindruckende Zeichen des damaligen Widerstandswillens und erinnern an vergangene Zeiten, als der Réduit-Mythos noch lebendig war. Nachdem General Guisan zu Beginn des zweiten Weltkriegs 1939 den Operationsbefehl erlassen hatte, im Grenzgebiet vom Bodensee über Basel bis Delsberg eine Landes- Nordfront-Sperre zu errichten, wurden auch im Raum Baselbieter Jura viele Bunker und Panzersperren gebaut. In der Folge waren diese Objekte für die Baselbieter Wehrmänner aus der Grenzbrigade 4 der eigentliche Einsatzort in ihrem langen Aktivdienst.
In dieses tief gestaffelte Verteidigungssystem entlang der Grenze gehörten denn auch die jetzt wieder zugänglich gemachten Infanteriebunker A 3607 und A 3605. Von dort aus – hoch über dem Städtchen Waldenburg – galt es, feindliche Stösse Richtung Hauenstein mit starkem Feuer zu verhindern.
Erlebbare Militärgeschichte
Im Gegensatz zu den grossen Anlagen wie Hülften oder Angenstein hatten diese auf einer rückwärtigen Achse postierten Bunker im nachfolgenden Kalten Krieg keine Bedeutung mehr und wurden in taktisch geringerer Priorität weder modernisiert noch nachgerüstet. Die Folgen: Der Zahn der Zeit hat unaufhaltsam seine Spuren hinterlassen. Eindringendes Wasser, bröckelnder Beton, Rost und Dickicht drum herum liessen diese einst so stolzen Anlagen verlottern.
Das war für die zwei Militärnostalgiker Frank Blatter aus Lausen und Pascal Wyss aus Reigoldswil sozusagen der Startschuss für eine Rettungsaktion. Als neu gegründeter Bunkerverein sind sie an die Besitzergemeinde Waldenburg gelangt mit dem Ziel, die Bunker zugänglich zu machen und die einst streng gehüteten Geheimnisse im Innenleben der Bunker zu lüften. «Wir wollen ein Stück Militärgeschichte erlebbar machen», sagte Präsident Blatter anlässlich des Tages der offenen Bunker am vergangenen Samstag. Das ist ihm und seinen freiwilligen Helfern in aufwendiger Restaurationsarbeit denn auch gut gelungen.
Gekleidet in alte Kampfanzüge haben die zwei «Bunkerfreaks» den Besuchern das damalige Wirken und Leben der jeweils 5 bis 10-köpfigen Bunkermannschaft eindrücklich demonstriert. So waren etwa an der Panzerabwehrkanone 50 (PAK 50) ein Kanonier, ein Hilfskanonier, ein Beobachter sowie ein Munitionssoldat im Einsatz, derweil am Festungs-MG 51 drei Mann ihren Dienst taten. «Auf engstem Raum und unter allgemein schwierigen Verhältnissen hätte die ganze Besatzung drei Tage ohne Unterstützung von aussen überleben können», sagte Blatter zum damaligen harten Soldatenleben im Bunker. In diesem alten Beton weht tatsächlich ein berührender Hauch einer längst vergangenen Zeit.