Mit neuem Namen und neuen Klängen
21.09.2018 Baselbiet, Kultur, Bezirk LiestalSara Keller
Der Name der Platte, «Lost Heaven», stehe für zwei Dinge, sagt Jeroen van Vulpen über das Debütalbum der Band Yaya. Die ehemalige Schülerband besteht aus ihm und seinen Kollegen Sanjiv Channa, Dominik Muheim, Dimitri Weiss und Richard Wipf. «Einerseits ...
Sara Keller
Der Name der Platte, «Lost Heaven», stehe für zwei Dinge, sagt Jeroen van Vulpen über das Debütalbum der Band Yaya. Die ehemalige Schülerband besteht aus ihm und seinen Kollegen Sanjiv Channa, Dominik Muheim, Dimitri Weiss und Richard Wipf. «Einerseits beschreibt es ein Naturphänomen, anderseits erzählt der Name von einem Moment der Enttäuschung», fügt der Lupsinger an.
Die Mehrheit der Lieder haben Pianist van Vulpen und Sänger Wipf in einer Berghütte am Brienzersee geschrieben. Da sie stets zu kühleren Jahreszeiten dort waren, beobachteten sie immer wieder, wie die Wolken so tief über dem See hingen, dass die Berge hinter dem Nebelschleier verschwanden und nicht mehr greifbar waren – als ob ein Stück des Himmels verloren gegangen wäre. «‹Lost Heaven› steht auch für den Moment der Ernüchterung, wenn etwas, das man sich sehnlichst gewünscht hat, nicht den Erwartungen entspricht», fügt er an. «Ob in der Liebe, im Beruf oder sonst wo, wir denken, jeder hat es schon einmal erlebt, dass man, nachdem ein Wunsch in Erfüllung gegangen ist, nicht so glücklich darüber ist wie erhofft.»
Diese beiden Bilder finden sich auch in ihrer Musik wieder, so Weiss: «Wir bauen in den Songs immer wieder Dynamik und Kraft auf, die dann innerhalb weniger Taktschläge in sich zusammenfallen, um feinen, ruhigen Klängen Platz zu bieten», sagt der Lupsinger. Die dunkle Stimmung am Brienzersee habe sie zu Liedern mit düsteren Teilen inspiriert, so van Vulpen. «Es war uns sehr wichtig, dass das Album ein stimmiges Gesamtkunstwerk ist», sagt Dominik Muheim. Nicht jedes geschriebene Stück habe in das Konzept der Platte gepasst, fügt der Reigoldswiler an. «Bei der Auswahl der Songs waren wir sehr wählerisch.» Von über dreissig Ideen haben es zwölf fertig produzierte Songs auf «Lost Heaven» geschafft.
Emotionen im Fokus
Damit das Album in sich stimmig ist, haben sich die fünf Oberbaselbieter Zeit gelassen. Insgesamt zweieinhalb Jahre haben sie an ihrem Debütalbum gearbeitet. «Wir wollten, dass es perfekt ist und haben uns die Zeit genommen, die wir brauchten», so Muheim. «Manche Lieder auf dem Album haben wir vor zweienhalb Jahren geschrieben. Dass wir diese immer noch gut fanden, als sie fertig produziert waren, sehen wir als Bestätigung für die Arbeit, die wir in die Songs gesteckt haben», sagt van Vulpen.
«Der Ort am Brienzersee gab uns den nötigen Raum und die Ruhe, die wir brauchten, um unserer Kreativität freien Lauf zu lassen», so van Vulpen. «Es war wie unser Häuslein der Inspiration», fügt der Lupsinger an. Meist entwickle er eine musikalische Idee und Wipf schreibe zur Melodie den Text. «Die Melodien lösen in mir etwas aus», sagt der Sänger der Band. Er höre die Stücke mehrmals, und beginne dann, improvisierte Wörter und Sätze zur Melodie zu singen. «In solchen Freestyle-Sitzungen taucht in der Regel ein Wort auf, an dem ich hängen bleibe, und um das herum sich ein Textbild aufbaut.»
Die Texte seien mehrheitlich an Emotionen aus der Vergangenheit geknüpft. Sie würden aber selten über Dinge singen, die sie so tatsächlich erlebt haben, fügt er an. Die weiteren Mitglieder von «Yaya», die ebenfalls Textteile für Songs geschrieben haben, stimmen zu.
Kein Schulprojekt mehr
Als die Musiker 2015 mit dem Schreiben der Lieder für das aktuelle Album begannen, nannten sie sich noch «Scarves but no Shoes». Die Band wurde 2011 von van Vulpen, Weiss und Wipf gegründet. Mit van Vulpen am Piano, Weiss an der Gitarre und Wipf am Mikrofon veröffentlichten sie gar eine EP. Vier Jahre später entschieden sie sich, die Besetzung der Band zu vervollständigen. Sanjiv Channa stiess als Drummer und Dominik Muheim als Bassist dazu. Die beiden Reigoldswiler besuchten damals wie die drei Gründungsmitglieder der Band die Fachmittelschule in Liestal. Channa, Muheim, Weiss und Wipf gingen gar in dieselbe Klasse.
In ihrer neuen Besetzung merkten die heute 25- bis 27-Jährigen schnell, dass die Musikrichtung nicht mehr richtig zu ihnen passt: «In der Dreierkonstellation war unsere Musik akustischer, ruhiger und etwas einfacher», so Weiss. Dann schlugen sie neue Wege ein und schrieben «erwachsenere» Musik. «Der Unterschied ist, dass die Musik vorher meiner Mutter gefallen hat und jetzt nicht mehr», sagt Muheim und lacht.
«Zu Beginn war es ein Schulprojekt, jetzt sind wir älter geworden und haben uns verändert. In der aktuellen Konstellation haben wir die Möglichkeit, Musik zu machen, die ähnlich ist wie die Musik, die wir selbst hören», fügt van Vulpen an. Dazu gehören unterschiedliche Künstler wie die Rockband Radiohead, der Elektro- und Popmusiker James Blake, der Hip-Hop- und Elektrokünstler Stromae und die Indie-Rockband Bilderbuch. Von diesen Einflüssen inspiriert sei die neue Musik von «Yaya» ein bunter Mix aus Pop, Elektro, Hip-Hop und Rock geworden.
Name ohne Bedeutung
Zu ihren neuen Klängen schien der alte Bandname nicht mehr passend. Deshalb entschieden sie sich schon 2015, dass sie sich umbenennen wollen. Als neuen Namen suchten sie etwas, das schön klingt, aber nichts bedeutet. «Wir wollen, dass wir dem Namen die Bedeutung geben», erklärt Weiss. Monatelang haben sie nach einem anderen Namen gesucht. Immer wieder haben sie neue Vorschläge und Ideen diskutiert, die sie dann wieder verwarfen, weil es doch nicht richtig schien oder nicht alle fünf Mitglieder einverstanden waren. «Yaya» sei dabei schon von Anfang an im Gespräch gewesen, wurde aber immer wieder zur Seite geschoben. Schliesslich habe sich der Name einfach richtig und passend zum neuen Stil angefühlt. 2017 tauften sie sich offiziell in «Yaya» um.
Zurzeit präsentieren die Musiker ihr neues Image und das Debütalbum auf ihrer «Lost Heaven»-Tour. Nach Auftritten in Baden, Luzern, Basel und Zug spielen sie heute Abend im Guggenheim in Liestal. «Der grosse Teil der Reaktionen auf die neu eingeschlagene Richtung ist positiv», so Muheim. «Aber wir sprechen jetzt ein anderes Publikum an.» Nach dem letzten Auftritt am 13. Oktober werden sie wieder ins Tonstudio gehen und neue Lieder produzieren. Besonders im Hinblick auf die kommende Sommersaison planen sie, neue Musik auf den Markt bringen zu können: «Ein Ziel ist, im Sommer auf einem Festival spielen zu können. Das wäre richtig toll.»
Konzert «Yaya», heute, Türöffnung 19 Uhr, Konzertbeginn 20 Uhr, Guggenheim, Liestal.