Befürchtete Engpässe bleiben aus
28.09.2018 BaselbietMuttenz | Der FHNW-Campus: Tradition und Moderne für 4000 Studierende
Vor gut zehn Tagen hat das erste Semester im 300 Millionen Franken teuren Neubau der Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz begonnen. Die ersten Tage verliefen nahezu reibungslos. Zu den ...
Muttenz | Der FHNW-Campus: Tradition und Moderne für 4000 Studierende
Vor gut zehn Tagen hat das erste Semester im 300 Millionen Franken teuren Neubau der Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz begonnen. Die ersten Tage verliefen nahezu reibungslos. Zu den befürchteten Engpässen im öffentlichen Verkehr, am Bahnhof, an den Liften und in der Mensa ist es grösstenteils nicht gekommen.
Tobias Gfeller
Es ist 9.20 Uhr, die S3 von Olten, Sissach und Liestal her erreicht den Bahnhof Muttenz. Dutzende Studierende steigen aus und machen sich auf den Weg zum Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz. Der rostbraune Kubus erstrahlt orange in der Morgensonne. Vor den Eingängen geniessen die Studierenden noch die frische Luft oder ziehen an der letzten Zigarette, bevor der Unterricht, die Vorlesung oder das Selbststudium beginnt.
Es herrscht eine überraschende Ruhe auf dem Campusareal. Im Innern des gewaltigen Baus wird es aber sicherlich hoch hergehen, denkt man sich draussen. Doch mitnichten. Es herrscht auch dort schon fast eine gespenstische Ruhe. Das dachte sich Ende vergangene Woche auch Campusleiter Andreas Hofmann. Er fragte sich, ob hier wirklich mehrere Hundert, ja sogar mehrere Tausend Studierende am Arbeiten sind. «Ich lief über alle Stockwerke. Man spürte nicht, dass das Haus voll ist. Dann schaute ich in die Räume. Und die waren wirklich voll. Das ist eine der Stärken der sehr gelungenen Architektur des Campus.» Dank der Bildungslotsen in der ersten Woche fanden auch fast alle Studierenden ihre Räume beim ersten Versuch.
Gestaffelter Stundenplan
Die Zufriedenheit über die ersten Tage im Neubau ist Andreas Hofmann anzumerken. Die befürchteten Probleme mit den Menschenmassen sind grösstenteils ausgeblieben. Die Züge, der Bahnhof sowie die Busse vertragen die Studierenden und Campus-Mitarbeitenden problemlos. Und auch der Bau selber, in dem vor allem bei den Liften und in der Mensa Gedränge befürchtet worden ist, funktioniert.
Bewährt hat sich dabei der gestaffelte Stundenplan. Während die Pädagogische Hochschule mit den meisten Studierenden jeweils zur vollen Stunde ihre Lektionen und Vorlesungen beginnt, starten die vier Hochschulen für Architektur, Bau und Geomatik, Life Sciences, Soziale Arbeit und Technik ihre Unterrichtseinheiten zur halben Stunde. Dies verhindert einen gleichzeitigen Massenandrang morgens und abends. «Die Gipfel sind so weg. Das wirkt sich bis zu den Essenszeiten aus, die deshalb auch gestaffelt ablaufen», erklärt Hofmann. «Doch natürlich», ergänzt der Campusleiter, «muss man bei der Essensausgabe auch mal anstehen. Das analysieren wir und versuchen es noch zu optimieren.» Ebenfalls noch optimiert werden müssen die Lüftungsregulierung und die automatischen Storen- und Lichtfunktionen. «Das braucht alles Zeit. Diese Dinge können wir nur bei laufendem Betrieb einstellen», betont Hofmann.
Alles in allem ziehe er ein sehr positives Fazit nach rund zehn Tagen. Er gibt aber zu, bis zur Eröffnung noch sehr nervös gewesen zu sein, da er als Projektleiter vonseiten der FHNW den Bau eng begleitete. Einen Test haben die Verantwortlichen noch vor sich: «Kälte und Regen hatten wir bisher noch nicht. Wir wissen nicht, was passiert, wenn die Studierenden und Mitarbeitenden nicht mehr draussen sein können.»
300 Millionen Franken hat der Neubau an der Hofackerstrasse, fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt, gekostet. Optisch ist der mächtige Kubus in Muttenz noch immer umstritten. Im Innern ist der Campus aber ein optisches und funktionales Meisterwerk. Auf 13 oberirdischen und 2 unterirdischen Stockwerken bietet der Campus eine Vielzahl an unterschiedlichen Räumlichkeiten und Aufenthaltsräume für die Studierenden. Für die Aussicht von der Lounge im zwölften Stockwerk über die Region könnte die FHNW fast schon Eintritt verlangen. Die Dachterrasse lädt zum Verweilen ein.
Das Zusammenspiel zwischen Tradition und Moderne zieht sich durch alle 15 Ebenen. Analoge und digitale Signalisation wechseln sich ab. Während die Decken der Gänge an einen alten Industriebau erinnern, strahlen der Boden und viele Wände im beigebraunen Eichenholz. Professoren und Dozenten können in den Hörsälen zwischen Schiefertafeln und Beamer auswählen. Der Gedanke dabei ist gemäss Andreas Hofmann so einfach wie klar: «Warum sollte man etwas weglassen, das noch immer gut ist und funktioniert?»
Studierende aus Südkorea
Der Grossteil der rund 4000 Studierenden stammt aus der Nordwestschweiz. Sie dominieren vor allem die Bachelor-Lehrgänge. In den Masterstudiengängen haben sich auch viele Studierende aus der Restschweiz und dem nahen Ausland eingeschrieben. Campusleiter Andreas Hofmann verrät nicht ohne Stolz, dass auch Studierende aus Südkorea und aus der ganzen Welt sich für Muttenz entschieden hätten. Vor allem in der Forschung hat sich die FHNW weltweit einen Namen gemacht.
Eines der Hauptziele von Andreas Hofmann ist es, allen Studierenden und Mitarbeitenden der fünf Hochschulen, die jede für sich eine eigene Kultur pflegt, das Lernen und Arbeiten am Campus in Muttenz so angenehm wie möglich zu gestalten.