Zum Schutz der Pflanzen
10.08.2018 GesellschaftWir leben in einer Wohlfühlgesellschaft. Wir wollen möglichst lange bei guter Gesundheit leben, wir wollen uns gesund, aber trotzdem genussreich ernähren. Doch wir sind uns des Preises, den wir für all diese Wünsche und Ansprüche bezahlen müssen, und der ...
Wir leben in einer Wohlfühlgesellschaft. Wir wollen möglichst lange bei guter Gesundheit leben, wir wollen uns gesund, aber trotzdem genussreich ernähren. Doch wir sind uns des Preises, den wir für all diese Wünsche und Ansprüche bezahlen müssen, und der damit verbundenen Konsequenzen nicht bewusst. Wenn wir krank sind, benötigen wir in der Regel auch Medikamente. Das gilt für Mensch und Tier gleichermassen. Wenn es einem Kalb nicht gut geht, rufen wir den Veterinär. Oder wenn das Büsi unter Läusen leidet, holen wir in der Kleintierpraxis ein passendes Medikament. Übrigens: Wenn sich ein Halter nicht in ausreichendem Mass um seine Tiere kümmert, kommt er mit dem Gesetz in Konflikt.
Wenn sich nun der Obstbauer um seine Bäume kümmert, dann muss er diesen bei Bedarf auch «Me dikamente» verabreichen, wenn sie zum Beispiel von Blattläusen, Kirschessigfliege oder anderen Schädlingen befallen werden. Doch die dafür nötigen Pflanzenschutzmittel werden eben nicht als «Medikamente» angesehen, sondern als üble Pestizide und Schadstoffe. Eigentlich tut der Obstbauer nichts anderes als der Tierhalter für seine kranken Tiere oder der kranke Mensch, um wieder gesund respektive nicht krank zu werden. Kurzum: Ohne Medikamente oder eben Pflanzenschutzmittel funktioniert unser Leben nicht mehr.
Mittels Initiativen soll nun der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln praktisch verunmöglicht werden. Alle Bauern, die künftig Pflanzenschutzmittel einsetzen, sollen keine Direktzahlungen mehr erhalten. Mit anderen Worten: Der Gartenbesitzer, der den Buchsbaumzünsler mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft, interessiert keinen Menschen. Der Bauer hingegen soll künftig ohnmächtig zuschauen, wenn Pilzkrankheiten und Schädlinge seine Ernten zerstören. Es ist paradox und scheinheilig, wie hier mit zwei Ellen gemessen wird. Dabei wird übrigens die Rechnung ohne den Konsumenten gemacht. Denn dieser wünscht erstklassige, gesunde und schöne Ware. Früchte und Beeren, die dem nicht entsprechen, bleiben in den Auslagen liegen und müssen schliesslich entsorgt werden. Dasselbe gilt auch für den Salat oder das Gemüse.
Die erwähnten Initiativen wollen sich übrigens auch für sauberes Trinkwasser einsetzen. Wer will das nicht? Die Qualität unseres Trinkwassers ist ausserordentlich hoch. Aber es stellt sich trotzdem die Frage: Wie sieht die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln aus? Nehmen wir den Rhein, dessen Einzugsgebiet immerhin zwei Drittel der Schweizer Landesfläche umfasst. In Weil am Rhein wird täglich eine Wasserprobe auf Schadstoffe untersucht. So verursachen Industrie- und Haushaltchemikalien eine Jahresmenge von Rückständen von 64,8 Tonnen, bei den Lebensmittelzusatzstoffen wie künstlichen Süssstoffen wurden 20 Tonnen gemessen, Arzneimittel-Substanzen machten rund 17 Tonnen aus und bei den Pflanzenschutzmitteln und Bioziden resultierte ein Messergebnis von lediglich 0,9 Tonnen. Diese Zahlen sprechen für sich und müssen wohl nicht weiter kommentiert werden.