Faire Neuverteilung dank Bodenkarte
17.08.2018 Landwirtschaft, Rothenfluh
Sara Keller
Die Feldbegehung in Rothenfluh ist ausserordentlich gut besucht: Um die 30 Interessierte haben sich bei der Reithalle eingefunden, um sich über den nächsten Schritt der Melioration – die Kartierung des Gebiets – zu informieren. Auf die ...
Sara Keller
Die Feldbegehung in Rothenfluh ist ausserordentlich gut besucht: Um die 30 Interessierte haben sich bei der Reithalle eingefunden, um sich über den nächsten Schritt der Melioration – die Kartierung des Gebiets – zu informieren. Auf die Ladeflächen zweier Pritschen verteilt, fahren sie zu vier ausgehobenen Löchern. Diese etwa einen Meter tiefen Löcher liefern den Agronomen Markus Vogt und Markus Güntert wichtige Informationen zur Beschaffenheit des Bodens. Güntert arbeitet beim Beratungs- und Planungsunternehmen BABU, Vogt führt ein eigenes. Aus den Daten der insgesamt 16 Bodenprofile, wie die Löcher fachsprachlich genannt werden, wird die Bodenkarte der Region erstellt. Diese stellt die Grundlage für die vorzunehmende Gesamtmelioration dar.
Rund die Hälfte des Rothenflüher Bodens wird bei der Melioration in neue und grössere Parzellen umverteilt. Nach vollzogener Neuverteilung soll jeder Landeigentümer Land im selben Wert wie vor der Melioration besitzen. Möglicherweise aber mit veränderten Flächen.
Bekanntes Terrain
Um den Werterhalt zu ermöglichen, müssen in einem ersten Schritt die Bodenarten in Rothenfluh analysiert werden. Vogt und Güntert bewerten das Land dabei nach Qualität und landwirtschftlichem Nutzen mit Bodenpunkten. Aus diesen ergibt sich der Bodenwert, der von 0 bis 100 Punkten reichen kann. Die Bewertung ermöglicht die gerechte Neuverteilung.
Die beiden Agronomen kennen das Gebiet gut. Vogt hat im Jahr 1998 zusammen mit der BABU GmbH bereits eine Bodenkarte von Rothenfluh erstellt. Diese unterteilt das Gebiet in elf Bodentypen wie «Braunerde», «Fahlgley», «Kalkbraunerde» oder «Regosol», die sich jeweils in Zusammensetzung und Beschaffenheit unterscheiden. Besonders berücksichtigt wurde bei der Erstellung der Karte der Bodenwasserhaushalt und die pflanzennutzbare Gründbarkeit der Böden. Der Bodenwasserhaushalt beschreibt, wie viele Wasserflüsse in den Boden hinein- und hinausfliessen und ob er vom Grundwasser beeinflusst wird. Die pflanzennutzbare Gründigkeit sagt aus, wieviel eine Pflanze vom Boden nutzen kann.
Alte Karte wird erweitert
Mit einem Massstab von 1:5 000 sei die Bodenkarte von 1998 aber zu wenig detailliert, um als Basis für die Melioration zu fungieren. Dafür werde eine Bodenkarte im Massstab 1:1 000 benötigt, so Vogt. Dass bereits eine Bodenkarte vorliegt, vereinfacht die Kartierung aber trotzdem. Sie dient den Agronomen als Grundlage für die neue Bodenkarte.
Die Informationen, die ihnen die 16 Bodenprofile liefern, vergleichen die Agronomen mit den Daten der alten Karte von 1998. Dabei werden erneut der Wasserhaushalt und das nutzbare Volumen für Pflanzen besonders berücksichtigt. Ist die Differenz der beiden Daten im überschaubaren Rahmen, kann die gewonnene Information für ein grösseres Gebiet verallgemeinert werden. Bei stärkeren Differenzen müssten mehr Bodenprofile gegraben und mehr Informationen gesammelt werden, erklärt Vogt. «Die alte Karte wird Stück für Stück erweitert und die neue Bodenkarte ensteht.»
Heterogene Bodenlandschaft
In Rothenfluh seien die Abweichungen der alten von den neuen Messungen aber überschaubar, so Vogt: «Wir werden keine weiteren Bodenprofile erstellen», fügt er an. Die Böden in Rothenfluh seien sehr unterschiedlich. Dies unter anderem wegen vergangener Rutschungen. Die Bewertungen liegen zwischen 45 und 94 Bodenpunkten, so Vogt. Bei den Randwerten, besonders bei den tiefen, handle es sich um Ausreisser, fügt er an: «Die meisten Werte befinden sich auf einer mittleren Skala von 68 bis 85 Bodenpunkten.»
Die Besucher hören den Profis interessiert zu, als diese die Bodenprofile erläutern. Immer wieder werden Fragen gestellt. «Untersuchen Sie die Böden auch auf Schadstoffe?», fragt ein Interessierter bei der Besichtigung eines Bodenprofils. «Nein, wir liefern nur Bodeninformationen – das Raster», lautet die Antwort. Aus dem Raster werde die unbereinigte Bodenpunktzahl erstellt, fügt Güntert an. Diese werde später durch Faktoren wie Klimaeinflüsse, Hangneigung oder Verunreinigung bereinigt. Dies sei aber Aufgabe der Schätzungskomission, erklärt er. Die Bodenkartierung soll bis April 2019 abgeschlossen sein.