Die Glücklichen
23.08.2018 Buckten, Oltingen, Känerkinden, Zeglingen, Lampenberg, HemmikenDie Heraldik glorifiziert zwar Rittertum und Herrschaften, doch spiegelt sie in sechs Oberbaselbieter Gemeindewappen auch wider, wie und wovon die Menschen lebten.
Andrea Mašek
Für einige Baselbieter Gemeinden war der Standort wirtschaftlich ausschlaggebend: ...
Die Heraldik glorifiziert zwar Rittertum und Herrschaften, doch spiegelt sie in sechs Oberbaselbieter Gemeindewappen auch wider, wie und wovon die Menschen lebten.
Andrea Mašek
Für einige Baselbieter Gemeinden war der Standort wirtschaftlich ausschlaggebend: Gut positioniert am Fuss von Pässen, profitierten sie vom Durchgangsverkehr – der damals noch hochwillkommen war. Andere Dörfer lebten von Steinhauerindustrie oder Ackerbau. Sie alle zeigen in ihren Gemeindewappen Symbole oder Geräte, die für diese einst wichtigen Wirtschaftszweige stehen.
Jenes von Zeglingen ist eine Deichsel, wenn auch vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennbar. Deichseln sind auf Wappen oft zu sehen. Sie verkörpern einen Teil eines Wagens oder eine Weggabelung. Beide Bedeutungen treffen auf die Deichsel von Zeglingen zu. Südlich des Dorfs teilt sich das Eital. In römischer und mittelalterlicher Zeit führte eine Strasse von Norden her nach Zeglingen und zwei davon weg, über Pässe. Es war also damals verkehrstechnisch bestens erschlossen – und von Hufschmieden bevölkert.
Nicht abergläubisch
Die Hufeisen hat sich jedoch Oltingen geschnappt; ein Jahr vor Zeglingen wurde das Wappen genehmigt. In einem Schrägbalken sind gleich drei Hufeisen platziert – in der Heraldik nicht unüblich. Seit dem 15. Jahrhundert wird der Glücksbringer verwendet. Ist er nach unten offen, wie auf dem Oltinger Wappen, fällt das Glück jedoch hinaus – glaubte man. Die Oltinger waren und sind offensichtlich nicht abergläubisch. In der Zeit, auf welche die Hufeisen anspielen, war das Dorf ein glücklicher Passfussort.
Interessant, dass sich die Subkommission für Gemeindewappen unter Mitwirkung von Lehrer Emil Weitnauer für die Farben der Herren von Kienberg entschied. Denn diese besassen nur die Hälfte des Dorfs. Ihr Lehen befand sich jedoch auf dem rechten Ufer der Ergolz, mit Gerichtsbezirk und Taverne. Ihr Glück.
Wirte und Handwerker bevölkerten auch Buckten, das als Passfussort und Zollstation eine bevorzugte Stellung im Homburgertal innehatte. Hier wurden zusätzlich Pferde für den Anstieg zum Unteren Hauenstein angespannt. Dies wird gleich durch zwei Symbole auf dem Wappen ausgedrückt: in einem Posthorn und einem Rad.
Beide Figuren kommen in der Heraldik häufig vor. Räder werden dabei Wagen vorgezogen, weil sie historisch gesehen älter sind. Das Wagenrad steht für Kutschen und sonstige Fahrzeuge, dokumentiert meist Handel oder bezieht sich auf eine Verkehrslage. Damit ist es das meistverwendete Rad in der Heraldik und für Buckten ein ideales Sujet.
Während Buckten selbstbewusst ins Horn bläst und sich zudem die Farben der Herren von Homberg aufs Wappen geschrieben hat, gibt sich Lampenberg unsicher. Hat das Wappen der Edlen von Lampenberg eine Pflugschar gezeigt? Beweise hat man nicht. Die Gemeinde stützte sich auf die mündliche Überlieferung, als sie sich 1929 für dieses Symbol entschied. Eine weisse Pflugschar auf grünem Grund ergab aber Sinn, da das Dorf lange vom Ackerbau lebte. Doch 1945 tauschten die Lampenberger das Grün gegen Rot aus. War da die Liebe zu Baselland erwacht? Oder versprach man sich etwas vom Kanton? Das hat das Dorf nicht nötig, denn eine Pflugschar kann bösen Zauber abwehren. Aus diesem Grund ist es ursprünglich ein heraldisches Glückssymbol. Ein bisschen Aberglauben hätte dem Dorf nicht geschadet.
Die Sonne scheint
Auch Känerkinden vertraute nicht ganz auf den Pflug, der auf Acker- und Gemüsebau hinweist. Auf Anraten der Subkommission und in Zusammenarbeit mit dem einheimischen Grafiker Walter Eglin ziert zusätzlich eine Sonne das Gemeindewappen. Das Dorf erfreut sich ja schönster Sonnenlage. Allerdings strahlt die Känerkinder Sonne etwas weniger als jene auf dem Arboldswiler Wappen (siehe Teil 7 der Serie). Vielleicht ist sie etwas sauer über die Heraldikregel, dass nicht moderne Pflüge, sondern nur mittelalterliche Modelle auf die Wappen gezeichnet werden dürfen.
Kein Stein des Anstosses ist das Wappen von Hemmiken. Es zeigt drei stilisierte Steinhauerwerkzeuge. Links ist ein Kräuel fürs Grobe zu sehen, in der Mitte ein Zweispitz zum Graben der Steine und rechts ein Scharriereisen für die feine Bearbeitung von Sandstein. Im 18. und 19. Jahrhundert blühte die Steinhauerindustrie in Hemmiken dank des Schilfsandsteinvorkommens.
Teil 9 von 10. Die «Volksstimme» stellt in einer Sommerserie die Wappen sämtlicher Gemeinden in ihrem Einzugsgebiet vor. Bisher erschienene Beiträge: 5. Juli, Seite 9; 6. Juli, Seite 2; 10. Juli, Seite 4; 13. Juli, Seite 4; 17. Juli, Seite 4; 24. Juli, Seite 11; 7. August, Seite 9; 16. August, Seite 4.