Bittere Bilanz bei Konkurs
10.08.2018 ZiefenGläubiger der Brauerei gehen leer aus
tho. Die Baselbieter Brauerei AG hat im März Insolvenz angemeldet und die Schlüssel ans Konkursamt abgegeben. Dort kann nun Bilanz gezogen werden – sie ist bitter: Es sind kaum Aktiven vorhanden, dafür umso ...
Gläubiger der Brauerei gehen leer aus
tho. Die Baselbieter Brauerei AG hat im März Insolvenz angemeldet und die Schlüssel ans Konkursamt abgegeben. Dort kann nun Bilanz gezogen werden – sie ist bitter: Es sind kaum Aktiven vorhanden, dafür umso mehr Schulden. Diese belaufen sich auf 575 000 Franken. Ein Konkursverfahren wird gar nicht erst durchgeführt. Die Gläubiger gehen leer aus. Die Brauereianlagen werden entfernt. «E Schluck Häimet», so der Slogan des 2012 gestarteten Baselbieter Biers mit mehr als 1000 Aktionären, ist damit Geschichte.
Nach dem Bier der grosse Kater
Konkurs der Baselbieter Brauerei verursacht grossen Abschreiber
Das Baselbieter Konkursamt kann für die pleitegegangene Brauerei Baselbiet AG weder ein ordentliches noch ein summarisches Konkursverfahren durchführen. Es fehlt an Aktiven. Der Schaden für die Gläubiger ist gross.
David Thommen
Was ist das für ein Biersommer! Pausenlose Hitze und dann erst noch die Fussballweltmeisterschaft. Es würde nicht erstaunen, wenn die Brauereien Europas Ende Jahr überschäumende Umsätze vermelden würden.Während der WM musste in einigen Ländern Europas sogar fast der Biernotstand ausgerufen werden. Einzelne Lager waren früh leer getrunken und die weltweiten Bestände von CO2, das bei der Produktion für die «Blööterli» zugesetzt wird, waren viel zu rasch erschöpft. Der Nachschub wurde dadurch behindert.
Vielleicht hätte die im Jahr 2012 hoffnungsvoll gestartete Brauerei des Baselbieter Biers mit Sitz in Ziefen genau einen solchen Supersommer gebraucht, um endgültig auf die Beine zu kommen. Doch bereits im Frühjahr waren dort Hopfen und Malz verloren. Die Braucrew unter Verwaltungsratspräsident Theo Schaller, dem früheren Chef von Ziegelhof, meldete Konkurs an. Umsatzeinbussen, zu spät behobene Qualitätsprobleme und hohe Investitionskosten hätten, verbunden mit einer zu geringen Eigenkapitalbasis, dazu geführt, dass eine Fortführung der Brauerei nicht möglich sei, hiess es damals. 8000 Flaschen waren zuvor wöchentlich abgefüllt worden. Nun mussten die Schlüssel ans Konkursamt abgegeben werden, das seither mit der Auflösung des Unternehmens beschäftigt ist.
Geringer Wert
Heute kann eine erste Bilanz gezogen werden. Sie sieht niederschmetternd aus für alle, die noch auf einen Teil ihrer Ausstände gehofft hatten. Das kantonale Konkursamt wird bald einen Schlussstrich ziehen, ohne überhaupt ein Konkursverfahren zu eröffnen – «mangels Aktiven», wie Konkursamtsleiter Reto Tschudin erläutert.
Die Rechnung geht so: Alle vorhandenen Werte wie Braukessel, Lagertanks, Abfüllanlage oder Fahrzeuge wurden auf total weniger als 40 000 Franken geschätzt. Damit könnten nicht einmal die Ausstände der Liegenschaftsbesitzerin, der Gläubigerin mit dem hochrangigsten Anspruch, auch nur einigermassen befriedigt werden: Bei der Vermieterin stand die Brauerei mit einem weitaus grösseren Betrag in der Kreide. Da weit und breit keine Interessenten für die Brauanlage – laut Konkursamt mehrheitlich Occasionsware zweiter Klasse – gefunden werden konnte, wurde sie kurzerhand der Liegenschaftsbesitzerin überschrieben. Sie muss im eigenen Interesse selber schauen, einen möglichst hohen Preis dafür zu lösen und das Inventar so rasch wie möglich loszuwerden, damit der Schaden durch den Leerstand nicht noch grösser wird. Die Halle werde geräumt und fortan selber genutzt, heisst es bei der Besitzerin.
Detail am Rande: Beim Konkurs waren die Tanks noch mit rund 1000 Litern Bier gefüllt. Da es Zweifel an der Qualität gab und sich das Konkursamt nicht dazu entschliessen wollte, das Bier selber abzufüllen und es auf den Markt zu bringen, war der Gerstensaft dann bald einmal hinüber und musste in der Kläranlage entsorgt werden.
Mehr als 40 Forderungen
Der Scherbenhaufen aus dem Konkurs ist allerdings weit grösser und umfasst mehr als nur den Verlust bei der Besitzerin der Ziefner Industriehalle. Obwohl es noch nicht einmal den offiziellen Aufruf gab, weitere Forderungen einzureichen, haben sich laut Tschudin bereits rund 40 Gläubiger beim Konkursamt gemeldet und Ausstände von insgesamt rund 575 000 Franken geltend gemacht. Sie werden alle leer ausgehen. Zwar könnte die Durchführung des Konkursverfahrens doch noch beantragt werden, die Kosten dafür würden sich aber auf rund 12 000 Franken belaufen. Angesichts der Sinnlosigkeit des Unterfangens dürfte kein Gläubiger bereit sein, diese Gebühr zu übernehmen – die Schuldscheine wären das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.
Auch vom Aktienkapital – im Jahr 2014 betrug es laut damaligen Medienberichten 200 000 Franken und man war auf der Suche nach mehr – ist längst kein Rappen mehr übrig. Das Geld floss vorwiegend in die Infrastruktur, die heute kaum noch einen Wert hat. Zu den Aktionären zählen mehr als 1000 bierbegeisterte Personen, die dem Baselbieter Bierprojekt («ein Schluck Heimat») zum Durchbruch verhelfen wollten. Statt Dividende gibt es für sie alle nun einen Totalabschreiber.
Aufzuwerfen wäre abschliessend die Frage, ob die Verantwortlichen der Baselbieter Brauerei den Ernst der Lage rechtzeitig erkannt haben oder ob mit einem früheren Konkurs der Schaden für die Gläubiger hätte begrenzt werden können. Möglicherweise müsse noch geprüft werden, ob der Konkurs auch noch eine strafrechtliche Dimension habe, sagt Tschudin. So oder so hat dieses Baselbieter Bier einen bitteren Nachgeschmack.