Wie es die Kuh ins Buch schafft
19.06.2018 HemmikenBarbara Saladin tanzt auf zahlreichen literarischen Hochzeiten
Krimis, Sachbücher, Theaterstücke, Zeitungsartikel und jetzt ein Kinder-Sagenbuch. Barbara Saladin kann sich ein Leben ohne zu schreiben nicht vorstellen. Was nach Stress aussieht, ist für die Hemmiker Autorin ...
Barbara Saladin tanzt auf zahlreichen literarischen Hochzeiten
Krimis, Sachbücher, Theaterstücke, Zeitungsartikel und jetzt ein Kinder-Sagenbuch. Barbara Saladin kann sich ein Leben ohne zu schreiben nicht vorstellen. Was nach Stress aussieht, ist für die Hemmiker Autorin purer Lebensgenuss.
Heiner Oberer
Schreiben oder die Lust auf das geschrieben Wort, die nie versiegt. Kriminalromane, Kurzgeschichten, Kurzkrimis, Sachbücher, Theaterprojekte und vieles mehr. «Nein, die Lust auf das Schreiben ist mir bis jetzt nicht abhandengekommen», sagt die 41jährige Barbara Saladin. Die Geschichten seien da. Man müsse sie nur sehen, erklärt sie. Die Steinchen würden bereitliegen und müssten nur noch zu einem Mosaik geformt werden.
Was einfach tönt, bedingt eine ausgeprägte Beobachtungsgabe, um die Steinchen zu erkennen. «Beobachtet mich zum Beispiel beim Wandern über eine Wiese eine Mutterkuh kritisch, frage ich mich, was das Tier wohl denkt. Daraus entsteht spontan eine Geschichte», sagt Saladin. Das Sehen und Erkennen sei eine Gabe. Das Erlebte anschliessend zu einer Geschichte zu verweben, sei Talent, verbunden mit Übung und Fleiss. Bei der Frage, ob sie schreibe, um zu leben, oder lebe, um zu schreiben, überlegt sie lange: «Ich denke, es ist eine Mischung.» Sie könne sich aber nicht vorstellen, etwas anderes zu arbeiten. Dafür sei die Leidenschaft für das geschriebene Wort zu ausgeprägt.
Saladin landet einen Bestseller
Ihre ersten Schreibversuche hat Barbara Saladin im zarten Kindergartenalter unternommen. Davon zeugt ein unvollendetes literarisches Relikt ohne Titel und mit etwas abruptem Schluss. Aufgewachsen in Gelterkinden, lebt sie nach Abstechern in Basel und Thürnen heute in Hemmiken. Nach der Handelsschule, wo sie das Schnellschreiben mittels aller zehn Finger erlernte, und ein paar Jahren in diversen Büros und Sekretariaten, arbeitete sie sieben Jahre als Redaktorin bei der «Volksstimme». Seit vier Jahren ist sie nun freie Journalistin, Autorin und Texterin, ist aber auch als Freelancerin im Kulturbereich, Ghostwriterin und Mitorganisatorin von geführten Themenwanderungen im Baselbiet tätig.
Ihren grössten Bucherfolg konnte sie bisher mit dem Sachbuch «111 Orte in Baselland, die man gesehen haben muss» verzeichnen, mit dem sie im vergangenen Jahr einen regionalen Bestseller landete. «Ich gebe es zu: Es ist ein tolles Gefühl, auf der Bücher-Bestsellerliste wochenlang auf Platz eins zu sein», sagt sie mit einem Schmunzeln. Als Krönung wurde der Hemmiker Autorin im vergangenen Jahr der Kantonalbankpreis der Jubiläumsstiftung der Basellandschaftlichen Kantonalbank in der Sparte Kultur verliehen. Für sie, wie sie sagt, eine Wertschätzung ihrer Arbeit und eine riesige Motivation.
Kinder-Sagenbuch als Projekt
Nicht dass die umtriebige Autorin die Hände ob der geernteten Lorbeeren in den Schoss legen würde. Weit gefehlt. Im Herbst erscheint einerseits eine Sammlung von Kurzkrimis unter dem Titel «Mörderisches Baselbiet» im Gmeiner-Verlag und andererseits ein Sachbuch im Buchverlag des «Beobachters». Zudem geht sie ab September zusammen mit dem Liedermacher und Sänger Florian Schneider mit der neuen Gastspielreihe «Neui Schangsongs und strubi Gschichte» wieder auf Oberbaselbiet-Tournee.
Besonders am Herzen liegt Barbara Saladin das neuste Projekt, das sie zusammen mit der Eptinger Illustratorin Kathrin Horn realisiert und für das aktuell eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform «wemakeit» läuft: ein Bilderbuch für Kinder mit Baselbieter Sagen. «Älteren Leuten ist das Standardwerk aus dem Jahr 1976 mit Sagen aus dem Baselbiet, verfasst von den Volkskundlern Paul Suter und Eduard Strübin, noch bekannt. Kinder hingegen finden ohne Eltern und Grosseltern, die ihnen die Sagen nacherzählen, schwerlich Zugang zur Baselbieter Sagenwelt», zeigt sich Barbara Saladin überzeugt. Das wollen die beiden ändern. Die selbstständige Grafikerin Kathrin Horn zeichnet für die Illustrationen verantwortlich und Barbara Saladin schreibt für das Sagenbuch zeitgemässe und kindergerechte Texte. Im November soll das Buch erscheinen.
Ein Blick auf die Uhr. Barbara Saladin entschuldigt sich. Sie muss weiter. Zu einem nächsten Termin. Bei der Verabschiedung wird einem bewusst: Diese Frau lebt, um zu schreiben.
Nähere Infos zum Baselbieter Kinder-Sagenbuch: www.wemakeit.com/projects/ kinder-sagenbuch-baselland