Riesenernte dank Frost
29.06.2018 Baselbiet, Bezirk Liestal, Landwirtschaft, Bezirk Waldenburg, Bezirk SissachDank des Frostes vom vergangenen Jahr und des idealen Frühlings können so viele Kirschen wie seit Jahren nicht mehr geerntet werden. Dies hat aber nicht nur seine Sonnenseiten.
Sara Keller
Seit ein paar Wochen ernten die Schweizer Obstbauern die ersten Früchte der ...
Dank des Frostes vom vergangenen Jahr und des idealen Frühlings können so viele Kirschen wie seit Jahren nicht mehr geerntet werden. Dies hat aber nicht nur seine Sonnenseiten.
Sara Keller
Seit ein paar Wochen ernten die Schweizer Obstbauern die ersten Früchte der diesjährigen Kirschensaison. Diese wird voraussichtlich bis zum 21. Juli dauern. In diesen Wochen werden nach Schätzungen des Schweizer Obstverbands 3000 Tonnen Kirschen gepflückt werden – das wäre die drittgrösste Ernte seit dem Jahr 2000.
Das Baselbiet ist dabei der grösste Lieferant. Im oberen Kantonsteil gebe es überall wichtige Produzenten, so Hansruedi Wirz aus Reigoldswil, Präsident des Produktezentrums Kirschen/Zwetschgen. Besonders Buus, Maisprach, Zunzgen und Ramlinsburg gehören zu den Spitzenproduzenten. Gemäss Ernst Lüthi, Präsident des Baselbieter Obstverbands, produzieren die Bauern aus dem Baselbiet gemeinsam mit dem Schwarzbubenland und dem Fricktal die Hälfte der Schweizer Kirschenernte. Das entspricht 1100 Tonnen Tafelkirschen. Dazu kommen noch Konserven- und Brennkirschen.
Auch die Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren können einige Tage früher als erwartet in grossen Mengen geerntet werden, wie der Schweizer Obstverband mitteilt. Generell steht eine früchtereiche Zeit bevor: «Dieses Jahr ist die Ernte aller Früchte sehr ertragreich», sagt Lüthi, der auf seinem Hof in Ramlinsburg selbst Obst anbaut.
Äste brechen ab
Bei den Kulturen gibt nicht nur die erwartete Menge Grund zur Freude, sondern auch die Qualität, so Lüthi. Dank des schönen Wetters im Frühling und eines sehr guten Starts in die Saison befänden sich die Früchtekulturen in einem sehr guten Zustand. Gemäss Pressebericht des Früchtezentrums wird damit gerechnet, dass 1119 der erwarteten 3000 Tonnen Kirschen zur «Premium Klasse» mit einem Mindestdurchmesser von 28 Millimeter gehören.
Die grosse Menge an Früchten hat aber auch ihre Schattenseiten. Wie regionale Bauern bestätigen, trugen die Bäume teilweise so viele Früchte, dass Äste abbrachen, bevor alle Früchte ausgereift waren. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich in solchen Fällen um eine Art Kompensation für die im vergangenen Jahr aufgrund des Frostes ausgefallenen Früchte handelt.
Ernst Lüthi betont den Einfluss des Frostes auf die Üppigkeit der diesjährigen Ernte. «Die Kulturen hatten ein Jahr Pause, das wirkt sich jetzt positiv aus.» Dabei sei entscheidend, dass sich die Bäume nach der Zerstörung der Früchte durch den Frost ganz auf die Knospenbildung konzentrieren konnten. Diese findet knapp ein Jahr vor der Erntezeit statt und bestimmt, wie viele Früchte die Bäume im kommenden Jahr tragen werden.
Moderne Ernteschätzungen
Auch die Vermarktung der grossen Menge ist nicht ganz einfach, obwohl die Nachfrage stetig steigt. Im Sommer konkurrenzieren die verschiedenen Früchte aufgrund des grossen Sortiments miteinander. Dies auch, weil das Preisniveau der importierten Sommerfrüchte in den vergangenen Jahren gesunken sei, so Wirz. Um die Erntemenge genauer schätzen zu können, setzen der Schweizer Obstverband und der Verband des schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels, Swisscofel, parallel zu den traditionellen Ernteschätzungen auf Formen der künstlichen Intelligenz. Diese berechneten die erwartete Handelsmenge der Saison. Bei der zukunftsorientierten Ernteschätzungsmethode handelt es sich um ein Pilotprojekt. Die Schätzungen der künstlichen Intelligenz werden nach der Saison mit den tatsächlichen Erträgen verglichen und veröffentlicht.