Die Lehren der Trainer aus der WM
29.06.2018 Fussball, Sport, SissachGestern ist die Gruppenphase der WM in Russland abgeschlossen worden. Wie haben die Trainer der drei Oberbaselbieter 2.-Liga-Fussballklubs FC Bubendorf, FC Gelterkinden und SV Sissach das Turnier bisher wahrgenommen und was nehmen sie für ihre eigene Arbeit im Verein mit?
Daniel ...
Gestern ist die Gruppenphase der WM in Russland abgeschlossen worden. Wie haben die Trainer der drei Oberbaselbieter 2.-Liga-Fussballklubs FC Bubendorf, FC Gelterkinden und SV Sissach das Turnier bisher wahrgenommen und was nehmen sie für ihre eigene Arbeit im Verein mit?
Daniel Schaub
Roger Schreiber, FC Gelterkinden
«Durch meine Tätigkeit als Fahrlehrer habe ich nicht so viele Spiele verfolgt. Ich habe vor allem die Spiele der Schweiz und Deutschlands gesehen. Mir fällt die extreme Ausgeglichenheit im Turnier auf, deshalb ist es auch nach der Gruppenphase kaum möglich, einen absoluten Titelfavoriten zu nennen. Belgien und England überzeugten mich bisher am meisten, die üblichen Favoriten dagegen haben mehrheitlich Mühe, was sich bei Deutschland am klarsten zeigt. Die Schweiz überrascht sehr positiv und auch gegen Schweden sehe ich Chancen. Es ist ein Duell auf Augenhöhe. Was mich persönlich gestört hat, sind die Gesten nach den Toren gegen Serbien. Aber insgesamt sehe ich das Schweizer Team als geschlossene Einheit. Für meine Arbeit als Trainer nehme ich mit, dass auch kleinere Teams mit taktisch gutem Verhalten ihre Chancen nutzen können. Auch wir beim FC Gelterkinden zählen nicht zu den Topteams in der 2. Liga, können aber mit gelebtem Spirit und mit dem Kollektiv vieles bewegen. Ich werde in der Vorbereitung darauf achten, dass dies so bleibt und wir wiederum eine erfolgreiche Saison abliefern können.»
FC Gelterkinden ds. Mit Sven Hirschi, der zu Liestal in die 2. Liga interregional wechselt, hat der FC Gelterkinden einen gewichtigen Abgang auf Spielerseite zu verkraften. Routinier Manuel Grieder hat den Rücktritt gegeben, auch Torhüter Pascal Recher steht seit der vergangenen Rückrunde nicht mehr zur Verfügung. Das Torhüterteam wird mit dem Zugang von Kim Meier (Pratteln) ergänzt, dazu kommen die Offensivspieler Pleurat Lepaja (Sissach), Milos Colovic (Timau) und Kevin Schreiber. Der 17-jährige Sohn des neuen Cheftrainers Roger Schreiber (der ehemalige FCB-Spieler war bisher Assistent des zu Binningen wechselnden Jonas Uebersax) hat in der letzten Saison in der zweiten Mannschaft 24 Tore erzielt und will seine Chance in der 2. Liga wahrnehmen. «Ich habe nun in der Offensive einige Alternativen, die Rico Waibel entlasten und ergänzen können», sagt Schreiber, der am 12. Juli zum Trainingsauftakt bittet.
Matthias Maeder, FC Bubendorf
«Ich finde es eine coole Weltmeisterschaft. Vom Taktischen und Fussballerischen, aber auch vom Individuellen her sagten mir die Auftritte von Kroatien und Belgien am meisten zu. Was mir auffällt, ist, dass das Mittelfeldpressing kaum mehr existiert. Die Teams stören entweder ganz weit vorne oder ziehen sich in die letzten 30 Meter ihrer eigenen Zone zurück. Bei Standardsituationen wird das Schwergewicht ganz eindeutig auf das defensive Verhalten gelegt. Alle Spieler verteidigen in solchen Fällen gemeinsam, es steht nicht mal ein einziger Stürmer mehr vorne. Das Tor der Schweiz zum 2:1 gegen Serbien ist hier fast das einzige Tor nach einem Standard für den Gegner. Es gibt enorm viele Penaltys, was zum Teil sicherlich auch mit der Einführung des Videoassistenten zu tun hat. Für meine eigene Arbeit prüfe ich sicherlich das Defensivverhalten bei Standards. Dazu habe ich bei Spanien Spielauslösungen gesehen, bei denen die Innenverteidiger fast von der Grundlinie aus starten. Auf der emotionalen Ebene gefiel mir, wie die Schweiz zweimal nach einem Rückstand ins Spiel zurückkam. Das unterstreicht, dass das Nationalteam enger zusammengewachsen ist und sehr solidarisch wirkt. Das ist ähnlich wie bei uns in Bubendorf. Auch hier braucht es gute Typen, die füreinander einstehen.»
FC Bubendorf ds. Der FC Bubendorf wird die neue Saison in der 2. Liga regional ohne die beiden verabschiedeten Routiniers Sascha Wieland und Olaf Wahl in Angriff nehmen. «Wir werden sie als Leader vermissen», sagt Trainer Matthias Maeder, der in seine zweite Saison in Bubendorf gehen wird. Er erwartet, dass andere Spieler nun vermehrt in die Verantwortung rücken. Die zuletzt verletzten Davide Branca und Fabian Kohler stehen wieder zur Verfügung. Noch offen ist die Zukunft von Gilles Durand, der als Sportstudent Assistenztrainer in der FE13 des FC Concordia Basel wird und sein Zeitmanagement noch klären muss. «Ich erwarte eine spannende Saison, und wenn unsere Spieler fit bleiben, ist wie in der vergangenen Rückrunde einiges möglich.» Die Vorbereitung beim FC Bubendorf beginnt am 12. Juli.
Alessandro Roberti, SV Sissach
«Als Fussballfanatiker habe ich die WM trotz der Abwesenheit von Italien natürlich eng verfolgt. Die Qualität des Turniers gefällt mir, meine Erwartungen sind sogar übertroffen worden. Man spürt, dass die Unterschiede zwischen den Teams immer kleiner werden. Die Kroaten haben mich mit ihrem Kampfgeist sehr positiv überrascht, die Engländer bestätigen meine Erwartungen. Ein 6:1 gegen Panama an einer WM muss man zuerst schaffen und es würde mich freuen, wenn der englische Weg noch weiterführen würde. Auch das Potenzial von Belgien kannte man vor dem Turnier. Enttäuscht bin ich von Argentinien, denn es ist keine Handschrift des Trainers zu erkennen, weder im Spielaufbau noch im Defensivverhalten. Viele Favoriten hatten Mühe, aber diejenigen, die die Gruppenphase überstanden haben, können es nun trotzdem noch weit schaffen. Bis jetzt habe ich wenige taktische Elemente erkennen können, die ich für meine Arbeit als Trainer aufnehmen würde. Man sieht, dass die Zeit für die Nationaltrainer nicht vorhanden ist, um Spielsysteme monatelang einzustudieren. Das ist auf Klubebene etwas ganz anderes. Gefallen hat mir die Freistossvariante der Engländer, die gegen Panama zum 4:0 führte. Was ich für meine Arbeit verwenden kann, ist die hohe Emotionalität, die in manchen WM-Spielen liegt. Wenn man gesehen hat, wie die Argentinier ihre knappe Qualifikation feierten, weiss man, dass die Emotionen an einer WM weit extremer sind als im Klubfussball.»
SV Sissach ds. Der 37-jährige Alessandro Roberti hat die AC Rossoneri 2016 in die 2. Liga geführt und übernimmt nach einer Pause nun das 2.-Liga-Team des SV Sissach. Dank intensiver Einzelgespräche konnte er das Team weitgehend zusammenhalten. Nicht mehr dabei sind Pleurat Lepaja (Gelterkinden) und Dennis Kaderli (Pause). «Das Team ist eingespielt, ich werde meine Philosophie einbringen und etwas intensiver arbeiten.» Den Trainingsumfang erhöht er auf drei Einheiten pro Woche, die Vorbereitung beginnt in der kommenden Woche. Neu im Team sind Alessandro Gatti (Allschwil), Gino Scacchi (Liestal) sowie der von Rossoneri zurückkehrende Filippo Presti. Darko Petrovic gibt sein Comeback, dazu stösst der neue Assistenztrainer Emanuele Papale hinzu. Zum Trainerteam zählt weiterhin Alex Nyarko, der das Team in der Rückrunde interimistisch betreut hatte. «Das Team und ich sind sehr motiviert.»