Dem Leben gehört die Zukunft
29.03.2018 BaselbietGedanken zu Ostern von Pfarrer Hardy Meyer-Belz
Ostern. Ein fröhliches Fest, an dem Schoggihasen und Eier versteckt, gefunden und vertilgt werden. Das macht Spass. Mich fasziniert bei den Eiern noch etwas anderes. Lange Jahre hatten wir Zwerghühner in unserem Garten. Sie haben ...
Gedanken zu Ostern von Pfarrer Hardy Meyer-Belz
Ostern. Ein fröhliches Fest, an dem Schoggihasen und Eier versteckt, gefunden und vertilgt werden. Das macht Spass. Mich fasziniert bei den Eiern noch etwas anderes. Lange Jahre hatten wir Zwerghühner in unserem Garten. Sie haben fleissig Eier gelegt, ganz verschiedene, verschieden in Grösse und Farbe. Besonders war, wenn wir einer Glucke Eier untergeschoben haben. Geduldig sass sie auf diesen. Und just 21 Tage später begann es von innen her zu klopfen, Risse entstanden und innert kürzester Zeit piepste es zwischen den aufgebrochenen Eierschalen. Sicher, es war ein Kampf, nicht alle haben es geschafft, aber es hat sich gelohnt. Neues Leben hatte das Licht der Welt erblickt. Faszinierend!
Die neuen Erdenbürger hatten es gut bei uns. Es gab viel Platz und Freiheit, regelmässig Futter und Wasser, sogar Zuwendung, vor allem von den Kindern. Ein Huhn war so zahm, dass unser Sohn es auf dem Kopf herumtragen konnte.
Eier sind für mich ein starkes Symbol für das Leben, auch wenn wir die Hühner dieses Jahr endgültig weggeben mussten. Unser Kater, so ängstlich er sonst ist, hat ausgerechnet die Hühner zu seinem persönlichen Jagdziel erklärt. Das Leben ist wunderbar, aber eben auch verletzlich, gefährdet. Wer kennt das nicht?
Ostern ist ein christliches Fest, eigentlich der Höhepunkt, auf den alle christlichen Feste hinzielen. An Ostern feiern wir das Leben. Seit gut 2000 Jahren feiern Christen die Verheissung und Erfahrung: Nicht das Tödliche hat das letzte Wort, sondern der Gott des Lebens. Das Leben ist stärker als der Tod. An Ostern feiern wir die Auferstehung von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Das Unglaubliche ist geschehen, wurde von vielen Menschen miterlebt und bezeugt. Jesus ist auferstanden, er lebt – bis heute. Er ist da. Vernünf- tig ist das nicht, aber erfahrbare Wirklichkeit. Dieser erste Ostertag hatte eine Vorgeschichte. Jesus hat erlebt, wie ihm Leute zugejubelt haben, zum Beispiel an Palmsonntag. Er hat erlebt, wie viele ihm vertraut, ihre Hoffnung auf ihn gesetzt und in seinem Namen anderen Gutes getan haben. Aufsteller. Er hat aber auch die Schattenseiten des Lebens kennengelernt. Er wurde angefeindet, in die Pfanne gehauen, auch von ihm Nahestehenden. Wenn Jesus sich die Sorgen und Nöte der Leute anhörte, dann kannte er das nicht nur vom Hörensagen, sondern sehr oft war es seine eigene Erfahrung, sein eigenes Leiden. Das Leben ist wunderbar und verwundbar.
An Gründonnerstag wurde er verhaftet, gefoltert und tags darauf verurteilt und hingerichtet, unschuldig. Er wurde Opfer einer Intrige. Ähnliches passiert ständig – bis heute. Ein Justizskandal, sicher, aber für ihn hat sich dadurch nicht viel geändert. Er musste da durch. Karfreitag war für ihn ein schmerzhafter, dunkler Tag an Körper, Seele und Geist. In seiner Lebensgeschichte erkennen wir viel von unseren eigenen, schwierigen Erfahrungen. Ich bin so dankbar, dass in der Bibel all das nicht verschwiegen oder beschönigt wird.
Keinem Gläubigen ist verheissen, dass ihm die schwierigen Seiten des Lebens einfach erspart bleiben. Oft ist es sogar so, dass durch den Glauben Menschen sensibler werden und Dinge, die schieflaufen und vorher im Verborgenen gewuchert haben, plötzlich wahrnehmen. Das ist nicht einfach, aber eine Chance.
Erspart werden uns die schweren Teile des Lebens nicht, aber Jesus hat ihnen die Macht genommen, endgültige Tatsachen über unserem Leben zu schaffen. Wie schlimm ein Karfreitag auch sein mag, Ostern steht bevor. Beim Tod hören alle menschlichen Möglichkeiten endgültig auf. Aber der Gott, der letztlich Himmel und Erde mit allem Leben geschaffen hat, der sprach an Ostern ein Machtwort des Lebens über dem toten Jesus, das Wort der Auferstehung. So ist Jesus auferstanden aus dem Tod. Ein Wunder.
Feiern Christen also das an Ostern? Ja und nein. Ja, wir erinnern uns an die Auferstehung Jesu, freuen uns mit ihm. Wir gönnen es ihm, ich auf jeden Fall. Nein, nicht nur an ihn denken wir, sondern auch an uns selber und unsere Lieben.
Hinter Ostern steht nämlich vor allem auch die Botschaft, dass es sich dabei nicht um ein einmaliges Privatvergnügen von Jesus handelte, sondern um eine Perspektive, die uns allen durch den Glauben an ihn gilt. Jesus hat denen, die ihm vertrauen, im Blick auf den Tod gesagt: «Weil ich lebe, werdet auch ihr leben.» (Joh.14,19b.)
Das Suchen der Ostereier und -hasen macht Jung und Alt Spass, lässt die Herzen höherschlagen, kurzfristig auf jeden Fall. Schön, gibt es das. Darüber hinaus gibt es aber vor allem die gute, christliche Nachricht, Hoffnung und Perspektive für das ganze Leben, ja darüber hinaus. Und wo wir diese Botschaft an Ostern mitbedenken, mitfeiern, uns dankbar darauf besinnen, da bekommt unsere Osterfreude eine noch tiefere Tiefe und Nachhaltigkeit. In diesem Sinne wünsche ich allen frohe Ostern. Dem Leben gehört die Zukunft. Dafür hat Gott sich entschieden. Lassen wir uns davon anstecken und tragen. Schenken wir ihm unser Vertrauen.
Hardy Meyer-Belz, Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinden Lausen und Bubendorf-Ramlinsburg