Jung und politisch engagiert
23.02.2018 Bezirk LiestalJugendrat Abeelan Rasadurai ist für ein Stimmrecht ab 16 Jahren
Im Jugendrat Baselland setzt sich der 20-jährige Liestaler Abeelan Rasadurai für die Interessen der Jugendlichen ein. Warum das Stimmrechtsalter 16 sinnvoll sei, begründet er im Interview mit der ...
Jugendrat Abeelan Rasadurai ist für ein Stimmrecht ab 16 Jahren
Im Jugendrat Baselland setzt sich der 20-jährige Liestaler Abeelan Rasadurai für die Interessen der Jugendlichen ein. Warum das Stimmrechtsalter 16 sinnvoll sei, begründet er im Interview mit der «Volksstimme».
Luca Hofmann
Am 4. März wird im Kanton Baselland darüber abgestimmt, ob Jugendliche ab 16 Jahren wahlberechtigt sein sollen. Die Initiative der Juso und des Jungen Grünen Bündnisses (JGB) verlangt das aktive, jedoch nicht das passive Wahlrecht. Sollte die Initiative angenommen werden, heisst das, dass 16-Jährige abstimmen und wählen dürfen, sich jedoch noch nicht in ein Amt wählen lassen können.
«Volksstimme»: Herr Rasadurai, warum sollten Jugendliche ab 16 abstimmen dürfen?
Abeelan Rasadurai: Wir leben in einer vermehrt digitalisierten Welt. Im Zeitalter des Internets sind Jugendliche tagtäglich mit politischen Themen konfrontiert und bilden sich auch eigene Meinungen. Diese verdienen es, respektiert zu werden.
Aber sind 16-Jährige auch wirklich interessiert genug?
Ja, absolut. Ich war anfangs selbst erstaunt, wie interessiert junge Schülerinnen und Schüler an Politik waren, als ich vor zwei Jahren eine Podiumsdiskussion an einer Sekundarschule, also mit 15- bis 17-Jährigen, moderierte. Die Jugendlichen betrachteten die Thematik von einem erfrischend differenzierten Blickwinkel aus.
Handelt es sich bei den Interessierten denn um ein grosses Feld oder nur um Vereinzelte?
Ich denke, viele sind sich ihres Interesses gar nicht bewusst, weil sie die Möglichkeit gar nicht haben, mitzugestalten. Als eine Freundin von mir das erste Mal abstimmen durfte, bat sie mich darum, ihr das alles noch einmal zu erklären, weil sie nicht mehr wusste, wie das abläuft. Ich half ihr und seither setzt sie sich interessiert mit den Abstimmungen auseinander.
Und was sagen Sie zum Argument der Regierung, dass die Kompetenzen in diesem Alter noch nicht vorhanden seien?
Meiner Meinung nach ist das ein bisschen scheinheilig. Für mich ist die wichtigere Frage, wann sonst denn die Leute reif genug sind, sich über politische Themen Gedanken zu machen und eine Meinung darüber zu bilden.
Und, sind 16-Jährige das?
Ja, definitiv.
Aber sind politische Themen nicht zu komplex?
Nein; verglichen mit dem Schulstoff, mit dem 16-Jährige heute konfrontiert sind, sind politische Themen manchmal nicht viel schwieriger zu verstehen. Und ehrlich gesagt, hatte ich auch schon Mühe, gewisse Themen zu verstehen. Dabei hat es nicht unbedingt am Alter gelegen, und anderen Leuten wird es sicher auch schon so ergangen sein.
In den Abstimmungsunterlagen heisst es, dass das aktuelle Stimmrechtsalter 18 eine rein willkürliche Zahl sei. Ist 16 nicht auch willkürlich?
(Lacht) Ja, zugegebenermassen schon. Ich bin jedoch der Meinung, dass diese mehr der Verantwortung entspricht, die man Jugendlichen zutrauen kann und sollte.
Aber mit 16 ist man noch nicht einmal mündig. Steht das nicht im Widerspruch zu den Rechten und Pflichten?
Nicht unbedingt. Jugendliche müssen heutzutage schon sehr viel Verantwortung gegenüber der Gesellschaft übernehmen. Mit 16 Jahren muss man sich teilweise schon für eine berufliche Laufbahn entscheiden. Wer eine Lehre macht, verdient schon seinen eigenen Lohn und muss lernen, mit seinen Finanzen umzugehen.
Warum wehren sich andere Jugendliche gegen die Initiative, zum Beispiel die Junge SVP?
Sie vertreten vermutlich die Ansicht der Regierung, dass ein Stimmrecht ab 16 nicht der Balance von Rechten und Pflichten entspricht.
Wie denken Sie über ein anderes Argument der Regierung, konkret, dass man auf das Signal seitens Bundesebene warte?
Für mich zeugt das nicht besonders von Innovationscharakter. Im Kanton Glarus gibt es das Stimmrecht ab 16 bereits und sie scheinen damit zufrieden zu sein. Auch andere Länder haben es schon so geregelt.
Würde sich das Stimmrecht ab 16 denn lohnen?
(Schmunzelt) Die Zukunft voraussehen kann ich natürlich auch nicht, aber man kann es vor allem unter zwei Gesichtspunkten betrachten. Finanziell gesehen ist es nur ein Tropfen auf einen heissen Stein. Gesellschaftlich lohnt es sich meiner Meinung nach. Es würde die Meinung der jungen Generation als wichtig anerkennen und somit der Politikverdrossenheit entgegenwirken.
Warum verlangt die Initiative nicht auch nach dem passiven Stimmrecht?
Man muss kleine Schritte machen. Persönlich fände ich es richtig, wenn beides kommen würde, aber ich glaube, mit dem aktiven Stimmrecht erfragen wir schon genug.
Neben Ihrem politischen Engagement sind Sie auch bei «Schweizer Jugend forscht» dabei und bringen sich im Moment autodidaktisch einiges bei. Versuchen Sie, ein Vorbild zu sein und zu zeigen, dass man auch als Junger etwas bewirken kann?
Vorbild? Nein, wohl eher nicht, das klingt so pompös. Ich habe einfach meine Wert- und Moralvorstellungen, nach denen ich lebe. Aber natürlich versuche ich nicht, Wasser zu predigen und Wein zu trinken. Als wichtig erachte ich, dass jeder Eigeninitiative mitbringt. Diese ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich.