Siebeneinhalb Monate in Nepal
30.01.2018 Bezirk LiestalRuth Gonseth berichtet eindrücklich von ihrem Engagement für Arme und Kranke
Die ehemalige Nationalrätin und Dermatologin Ruth Gonseth berichtet in Wort und Bild über ihre faszinierende Arbeit als Volontärärztin in Nepal. In einer Tagesklinik leistet sie dort ...
Ruth Gonseth berichtet eindrücklich von ihrem Engagement für Arme und Kranke
Die ehemalige Nationalrätin und Dermatologin Ruth Gonseth berichtet in Wort und Bild über ihre faszinierende Arbeit als Volontärärztin in Nepal. In einer Tagesklinik leistet sie dort Dienste, die von der Bevölkerung dringend gebraucht werden.
Andrea Mašek
Wieso Referentinnen und Referenten von weit her einladen, wenn es Hot Shots vor der eigenen Haustüre gibt? Das hat sich Fabia Schild, Präsidentin von «Frauenplus Baselland», gefragt und lud die als ehemalige Nationalrätin und Hautärztin bekannte Ruth Gonseth für einen Vortrag ein.
Das Interesse an Gonseth war gross, der Saal im Liestaler Rathaus am Freitagnachmittag gut gefüllt – auch ein paar Männer waren zugegen. Man(n) hätte gerne noch eine Stunde länger der faszinierenden Arbeit Gonseths als Volontärärztin in Nepal gelauscht und Fotos bestaunt. Den Anwesenden tat sich eine ganz andere Welt auf.
Nepal ist praktisch zur zweiten Heimat von Gonseth geworden. Siebeneinhalb Monate im Jahr verbringt die 74-Jährige dort – seit vergangenen Samstag weilt sie auch bereits wieder in Asien. In der Tiefebene im Süden von Nepal, in ihrer Tagesklinik. Dort wird sie dringend gebraucht. Es gibt in der Gegend fast keine Dermatologen, aber viele Hautkrankheiten, die den Menschen Angst machen. 100 der rund 400 Patientinnen und Patienten pro Tag sind Hautpatienten. Zahnprobleme sind ebenfalls weit verbreitet. Drei Zahnärzte wirken heute in der Klinik.
Stolz berichtet Gonseth auch von der Geburtsabteilung und der Dialyse-Station. Der Strom für die acht Dialyse-Geräte kommt von einer Solaranlage. Als Grüne habe sie dies durchgesetzt – bei 320 Tagen Sonnenschein im Jahr hat sich diese Art von Stromerzeugung auch aufgedrängt.
Von Naturkatastrophen geplagt
Vor einem Jahr war die Grundsteinlegung für einen An- respektive Neubau des Ratnanagar-Spitals. Gonseth wird inzwischen gesehen haben, wie weit die Arbeiten sind und ob Ende März tatsächlich die Eröffnung des Ambulatoriums gefeiert werden kann.
Eindrückliche Fotos untermalen die Worte von Gonseth, die nicht ihre Arbeit in den Vordergrund stellt, sondern einfach verdeutlicht, wie nötig solche Hilfsprojekte in Nepal waren und sind. Gerade auch, weil das Land in den letzten Jahren zusätzlich von Naturkatastrophen betroffen war. 2015 das grosse Erdbeben, 2017 riesige Überschwemmungen. Gonseth hat in den vergangenen drei Jahren in etlichen Health Camps in abgelegenen Gegenden viele Bewohnerinnen und Bewohner behandelt, oft einfach auf dem Feld. Sie hat Kartons in Bergdörfer geschleppt, Lebensmittel, Wasserbehälter, Kleider und Decken verteilt – und dafür gesorgt, dass unterernährte Kinder regelmässig Eier erhielten.
Von den grossen internationalen Hilfsorganisationen hält sie nicht viel. Eine hat ihr zum Beispiel zu verstehen gegeben, sie habe ja keine Ahnung von Entwicklungsarbeit. So leistet Gonseth weiterhin direkte Hilfe und trotzt allen Hindernissen und schwierigsten Bedingungen. Durchsetzungskraft hat sie sich in ihrer langen politischen Karriere angeeignet, erst als Liestaler Einwohnerrätin, dann im Landrat und schliesslich zehn Jahre lang als Nationalrätin – immer mit Glanzresultat gewählt.
Im Rücken weiss sie den Schweizer Unterstützungsverein Shanti Med Nepal, den sie mitgegründet hat und dem sie als Präsidentin vorsteht. Und braucht sie etwas Erholung von der Arbeit, gleitet sie im Kanu über den nahen Fluss und beobachtet Flora und Fauna. Schön ist in Liestal zu beobachten, dass ihr nach dem Vortrag viele Zuhörerinnen und Zuhörer die Hand schütteln und ihr danken, für ihr grosses ehrenamtliches Engagement für Arme, Kranke, Behinderte und immer wieder auch insbesondere für Frauen in Nepal.