Bröckelnder Fels beschädigt Leitung
23.11.2017 Titterten, BaselbietDie Bevölkerung im Dorf musste kurzfristig Wasser sparen
Ein Steinschlag beim Tunnel zwischen Reigoldswil und dem Wasserfallen-Gebiet hat vergangene Woche eine Leitung beschädigt, die Titterten mit Quellwasser versorgt. Die Gemeinde bat seine Einwohner in der Folge zu sparsamem ...
Die Bevölkerung im Dorf musste kurzfristig Wasser sparen
Ein Steinschlag beim Tunnel zwischen Reigoldswil und dem Wasserfallen-Gebiet hat vergangene Woche eine Leitung beschädigt, die Titterten mit Quellwasser versorgt. Die Gemeinde bat seine Einwohner in der Folge zu sparsamem Gebrauch von Wasser übers Wochenende und liess per Lastwagen Trinkwasser von Oberdorf nach Titterten transportieren.
Dass es nicht nur in alpinen Regionen zu Felsstürzen kommt, sondern auch im Baselbiet, sei durchaus gewöhnlich, sagt Guido Bader vom Amt für Wald beider Basel. Das in der Region vorherrschende Jura-Gestein sei sogar besonders anfällig dafür. Hotspots für Steinschläge sind insbesondere das Laufental und der Bezirk Waldenburg. Personenschäden durch Steinschlag habe es im Baselbiet aber noch nie gegeben.
Steinschlag trifft Wasserleitung
Zwei Lecks und eine Verstopfung haben Gemeinde auf Trab gehalten
Zwischen Reigoldswil und dem Gebiet Wasserfallen haben herabgestürzte Felsbrocken die Wasserleitung von Titterten beschädigt. Für die Einwohner hiess es am Wochenende: Wasser sparen.
Sebastian Schanzer
Eine dringende Aufforderung zu sparsamem Wasserverbrauch auf der Webseite der Gemeinde hat am vergangenen Freitag die Einwohner von Titterten erreicht. Der Grund: Felsmaterial hat sich bei einem Tunnel auf der Wasserfallenstrasse zwischen Reigoldswil und dem Gebiet Wasserfallen gelöst. Die Steine sind zu Boden gestürzt und beschädigten dabei die Wasserleitung von Titterten, die das Dorf mit Quellwasser versorgt.
Der Steinschlag ereignete sich bei Säuberungsarbeiten durch Spezialisten, die die Gemeinde Reigoldswil aufgeboten hatte, nachdem an derselben Stelle bereits vorher Felsmaterial gestürzt war. «Es hat in letzter Zeit viel geregnet. Wegen der anschliessenden tiefen Temperaturen gefror das Wasser zwischen den Steinen und sprengte diese ab», erklärt Urs Casagrande, Gemeindepräsident von Reigoldswil. Damit gerechnet habe man nicht. «So etwas ist hier noch nie passiert», so Casagrande. Er schätzt die Menge des herabgestürzten Materials auf zwei bis drei Kubikmeter.
Mittlerweile ist die Strasse wieder für den Verkehr freigegeben.
Die betroffene Felsenstelle ist nun Gegenstand von Untersuchungen durch Geologen.
Trinkwasser per Lastwagen
Noch nicht ganz überstanden ist die Trinkwasser-Situation in Titterten. Nachdem vor einer Woche das durch den Steinschlag verursachte erste Leck in der Leitung gefunden und repariert werden konnte, musste man am Samstag das Rohr erneut öffnen, wie Heinrich Schweizer, Gemeindepräsident von Titterten, schildert. Ein Stein war in die Leitung geraten und verstopfte diese. Der Fremdkörper konnte beseitigt werden und gleichzeitig waren auch Massnahmen des Notwasserkonzepts eingeleitet worden. «Der Zivilschutz ist uns mit Kompetenz und Manpower beigestanden», so Schweizer. Per Lastwagen wurden 55 Kubikmeter Trinkwasser von Oberdorf nach Titterten transportiert. Die Erleichterung nach dem Entfernen des Steins währte allerdings nicht lange. Bei der Durchflutung der Leitung barst diese erneut. Die Bruchstelle konnte aber schnell gefunden und repariert werden. «Seither geht es wieder ruhiger zu», sagt Schweizer. Ganz entwarnen möchte er aber nicht. «Es ist bis Freitag mit Druckschwankungen in der Leitung zu rechnen, die erneut zu Rohrbrüchen führen könnten.»
«Wir werden auch überrascht»
Beim Amt für Wald kennt man die Hotspots für Steinschläge
«Volksstimme»: Herr Bader, die Bilder vom Felssturz in Bondo sind den meisten Leuten noch präsent. Jetzt sieht man: Auch im Baselbiet bröckeln die Steine.
Guido Bader: Das ist an und für sich normal. Wir registrieren das jedes Jahr. Gerade zur Winterzeit, wenn das Wasser zwischen den Steinen gefriert, besteht ein erhöhtes Risiko für Steinschlag. Der hier vorherrschende Jura-Kalk ist ohnehin ein anfälliges Gestein.
Man hört aber selten von solchen Vorfällen in der Region.
Meistens bröckeln die Felsen in unbesiedelten Gebieten ab und verursachen keine Schäden. Wir bemerken das jeweils nur am Rand.
Mit ein wenig Pech hätte es bei der Wasserfallen- strasse aber auch tragisch enden können.
Das stimmt. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass Personen hier zu Schaden kommen, relativ gering. Die Gefahr ist dann gross, wenn viel Material auf eine stark befahrene Strasse stürzt. Mir sind in der Region bis jetzt keine Personenschäden durch herabstürzendes Gestein bekannt. Zum Glück.
Wo sind die Hotspots für Steinschläge im Baselbiet?
Wir führen seit fünf Jahren eine Naturgefahrenkarte. Auf dieser sehen wir, dass sich die Hotspots vor allem im Laufental und im Bezirk Waldenburg befinden. Aber wir werden hin und wieder auch überrascht. Auch vom Wartenberg in Muttenz können Steine herunterfallen.
Lässt sich im Zusammenhang mit dem Klimawandel generell ein zunehmendes Risiko von Steinschlägen beobachten?
Wir haben keine genauen Zahlen, aber die Anzahl Ereignisse von sich lösenden Steinen nimmt nicht zu. Allerdings steigert sich das Schadenpotenzial, weil sich einerseits das Siedlungsgebiet immer mehr ausbreitet und weil auch immer mehr Leute auf den Strassen unterwegs sind.