13 Bänke sind genug
20.06.2025 BaselbietErinnerung an Fremdplatzierungen
Der Regierungsrat ist der Ansicht, genug für ehemalige Verdingkinder getan zu haben. Er sieht von Geldzahlungen zur Wiedergutmachung des Unrechts und einer systematischen historischen Aufarbeitung ab.
Janis Erne
Die ...
Erinnerung an Fremdplatzierungen
Der Regierungsrat ist der Ansicht, genug für ehemalige Verdingkinder getan zu haben. Er sieht von Geldzahlungen zur Wiedergutmachung des Unrechts und einer systematischen historischen Aufarbeitung ab.
Janis Erne
Die Aufarbeitung fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen beschäftigt den Kanton Baselland seit Jahren. Im vergangenen März brachte Grünen-Fraktionschef Stephan Ackermann das Thema erneut auf die politische Agenda. In einem Vorstoss erkundigte sich der Landrat aus Pratteln, ob der Regierungsrat Wiedergutmachungsmassnahmen plane, die über bereits ergriffene Massnahmen und bestehende Angebote hinausgehen.
Mittlerweile liegt die Antwort des Regierungsrats vor. Dieser verweist darauf, dass mit dem «Zeichen der Erinnerung» ein konkreter Beitrag geleistet wurde. Zudem gebe es mit der Opferhilfe beider Basel eine Anlaufstelle für Betroffene. Einen kantonalen Solidaritätsbeitrag zusätzlich zur Entschädigung des Bundes lehnt die Regierung ab. «In Gesprächen mit betroffenen Personen wurde wiederholt betont, dass das widerfahrene Unrecht durch Geld nicht wiedergutzumachen ist», so die Regierung. Die Massnahmen des Bundes (Solidaritätsbeitrag) und jene des Kantons (Erinnerungszeichen) würden sich ergänzen.
Eine 2019 eingesetzte Arbeitsgruppe, die aus Verwaltungsvertretern, weiteren Beteiligten und direkt betroffenen Personen bestand, befasste sich mit der Ausgestaltung eines Erinnerungszeichens. Die Wahl fiel auf 13 halbrunde «Gedankenbänke», die an verschiedenen Standorten im Kanton aufgestellt wurden. Im Oberbaselbiet befinden sich diese in Bubendorf (Schloss Wildenstein), Gelterkinden (Strehlgasse 19), Rünenberg (Weiherweg), Sissach (Sissacher Fluh), Waldenburg (Waldweide) und Niederdorf (Arxhof-Gelände). 2021 hatte Kathrin Schweizer im Namen der Regierung bei den Betroffenen für das erlittene Leid um Entschuldigung gebeten.
Unterlagen wären vorhanden
Trotz entsprechender Forderung durch Stephan Ackermann ist eine systematische historische Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen derzeit nicht vorgesehen. Zwar verfüge das Staatsarchiv über umfangreiche Unterlagen, die für ein solches Vorhaben genutzt werden könnten, doch gebe es keine konkreten Planungen, so der Regierungsrat.
Bis 1981 wurden in der Schweiz Zehntausende Kinder und Jugendliche aus wirtschaftlichen oder moralischen Gründen durch Behörden aus ihren Familien genommen und bei Dritten (häufig Bauernfamilien) platziert. Viele von ihnen kamen in streng geführte Heime oder geschlossene Einrichtungen. Betroffene berichten rückblickend von schwerem Leid und Unrecht: Sie waren physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt, wurden misshandelt, ausgebeutet und teilweise sexuell missbraucht. Die Trennung von ihren Eltern und Geschwistern hat bei vielen tiefe Spuren hinterlassen.