Zwischen zwei Kantonen
18.07.2025 SissachDas ist Sissach (Teil 28) | Künstler Ugo Cleis baute sich im Tessin ein Leben auf
Er kam aus dem Baselbiet und fand seine künstlerische Heimat im Tessin: Ugo Cleis (1903–1976) war ein stiller, aber beständiger Brückenbauer zwischen zwei Welten. ...
Das ist Sissach (Teil 28) | Künstler Ugo Cleis baute sich im Tessin ein Leben auf
Er kam aus dem Baselbiet und fand seine künstlerische Heimat im Tessin: Ugo Cleis (1903–1976) war ein stiller, aber beständiger Brückenbauer zwischen zwei Welten. Unter anderem als Maler und langjähriger Museumsdirektor tätig, verlor er nie den Bezug zur Region.
Thomas Schweizer
Ugo Cleis war einer der bedeutendsten Künstler aus dem Baselbiet und hinterliess seine Spuren auch im Tessin. Zwischen 1958 und 1974 leitete er das Museo Vela in Ligornetto – ein kulturelles Erbe, dem er sich mit Hingabe widmete. Aber von Anfang an.
Hugo Cleis wurde am 5. April 1903 in Diepflingen geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog Cleis mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Sissach. Dort absolvierte er eine Lehre als Maler und entwickelte schon früh künstlerische Ambitionen. Inspiriert von Adolf Müller, dem späteren Kantonsbaumeister, zog es Cleis nach Dresden. An der dortigen Kunstakademie studierte er zusammen mit seinem Freund Eugen «Tschems» Häfelfinger und schloss sein Studium erfolgreich ab.
Zurück im Baselbiet 1928 fanden beide jedoch wenig Resonanz für ihre Kunst. Um sich eine Existenz als Künstler aufzubauen, wanderten sie weiter: Häfelfinger mit seiner Dresdner Frau und Künstlerin Edith Paschke nach Zürich, Cleis ins Tessin.
Dort begegnete Cleis dem Maler Emilio Müller, dessen Familie in Sissach lebte. Daher kannte er Cleis bereits vage – und es entwickelte sich eine Freundschaft. Müller entwarf später ein bedeutendes Wandbild für das 100-Jahre-Jubiläum des Kantons Baselland, das für den neu gestalteten Landratssaal gedacht war. Seine angeschlagene Gesundheit machte ihm die Arbeit aber unmöglich – Müller verstarb 1932 frühzeitig. Er war noch keine 40 Jahr alt. Sein Werk wurde später vom gebürtigen Liestaler Maler und Grafiker Otto Plattner fertiggestellt, noch rechtzeitig für das Kantonsjubiläum.
Ein neues Leben im Süden
Cleis, der sich fortan «Ugo» nannte, lernte im Tessin die Lehrerin Lisa Vela kennen, eine Angehörige der bekannten Künstlerfamilie Vela. 1934 heirateten die beiden. Sie bekamen drei Kinder und liessen sich in der Gemeinde Mendrisio nieder. Sie lebten lange auch in Ligornetto, wo Ugo Cleis zwischen 1958 und 1974 «Direttore» im Museo Vela war.
Lisa Vela war selbst künstlerisch tätig – sie schuf Wandbehänge – und entstammte einer Familie mit grosser Tradition: Ihr Vater Aristide Vela war Bildhauer, ihr Onkel der berühmte Tessiner Bildhauer Vincenzo Vela. Dieser war auch politisch aktiv: Er war Mitglied im Tessiner Grossen Rat und Mitbeteiligter am Tessiner Putsch in Lugano (gegen die konservative Kantonsregierung). Das Museo Vela wurde von Vincenzos Sohn Spartaco auf Wunsch des Vaters der Eidgenossenschaft vermacht – eine Stiftung, die bis heute besteht und dem Landesmuseum angegliedert ist.
Obwohl Cleis im Tessin heimisch wurde, kehrte er regelmässig ins Baselbiet zurück, insbesondere nach Sissach. Dort bildete sich ein kleiner Künstlerkreis, zu dem neben Cleis unter anderem Eugen Häfelfinger, Fritz Heid, Emil Berger, Fritz Bürgin, Walter Eglin und Jakob Probst gehörten. In diesem Kreis wurde über Gott und die Welt diskutiert – Emilio Müller hätte gut hineingepasst.
Das Werk von Ugo Cleis umfasst Ölbilder, Aquarelle und Holzschnitte – häufig mit ländlichen Szenen und Figuren. Seine Holzschnitte haben eine gewisse Nähe zu jenen von Walter Eglin, die aber dessen expressionistischen Ausdruck nicht erreichten. Bedeutende Werke wie «Banntag» oder «Die alte Schlyffi» zeugen von seiner tiefen Verbundenheit mit dem Baselbiet. Letzteres ist im Gemeindehaus Sissach zu sehen.
Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen wurde Ugo Cleis auch offiziell gewürdigt. So erhielt er 1944 den Kunstpreis der Stadt Zürich und 1962 den Pietro-Chiesa-Preis. Cleis starb am 13. September 1976 in Mendrisio. Zwei Strassen in Ligornetto, wo er lange gelebt hatte, erinnern bis heute an ihn und seine Frau: Via Ugo Cleis und Via Lisa Vela Cleis. Sein künstlerisches Erbe verbindet das Baselbiet und das Tessin.
Die nächsten Jubiläumsanlässe Seit 17. Januar: Die Kulturkommission Sissach bringt im Rahmen des Jubiläumsjahres «Sissach2025» Vergangenheit und Gegenwart in einen Dialog. Alte Gemälde und Zeichnungen hängen im Gemeindehaus aktuellen Fotografien des Theaterfotografen Ernst Rudin (70) gegenüber. Die Ausstellung kann zu den Schalteröffnungszeiten im Gemeindehaus besichtigt werden.
Freitag, 1. August: Nationalfeiertag. Ab 15 Uhr musikalische Unterhaltung mit der Farnsburger Blasmusik, dem Männerchor Liederkranz und der Alphorngruppe Magden. 19 Uhr Festansprache von Rita Famos, Präsidentin der Evangelischreformierten Kirche Schweiz. Ab 19.30 Uhr Abendunterhaltung mit «The Pelicans» und Ira May. Vor dem «Cheesmeyer».
14. bis 29. August: «Hanny-Moolerei». Interaktives Projekt mit Musik, Malerei und Publikum mit Zeichnerin Heinke Torpus und Musikerin Deborah Regez. Zweiter von drei Teilen. 14. bis 17., 21. bis 24. sowie 28. und 29. August, 16 bis 19 Uhr. Freilicht-Atelier «Am Schluuch» zwischen Bahnhof Sissach und Kulturhaus Cheesmeyer.
Freitag, 15. August: Lesung aus «Der Landjäger». Der Sissacher Heiner Oberer liest Anekdoten und Geschichten aus dem Leben des ehemaligen Ortspolizisten Matthias Bitterlin, der in Sissach in den Jahren 1876 bis 1914 für Ruhe und Ordnung sorgte. 19 Uhr im Jakobshof.
Samstag, 16. August: «Kammermusik für Sissach». Hommage an Hanny Christen. Konzert Nummer 4. Im «Cheesmeyer», 19.30 Uhr. Eintritt frei. Unter der Leitung von Deborah Regez.
Samstag, 16. August: «Schlaflos in Sissach». Verschiedene Restaurants, Bars und Beizen (Linde, KiK, Stöpli, Six-Areal, Sonne, Löwen, Sternen, Lounge 11, Club 55, Lindberg Pub, Oliver Twist Pub, Sydebändel, Krone, Rubino) bieten Speisen und Programm.
Mittwoch, 20., bis Samstag, 23. August: Open-Air-Kino im Innenhof der Weinhandlung Buess. Beginn jeweils 20 Uhr. Abendkasse.