Zwischen Militärplatz und Karneval
13.03.2025EINWURF
In der Winterpause gehen viele Teams in ein Trainingslager, um nicht nur die Fitness für die Rückrunde zu holen, sondern auch um den Teamgeist zu stärken. Es sind für alle Spieler und die Verantwortlichen immer besondere Erlebnisse. Bevorzugte ...
EINWURF
In der Winterpause gehen viele Teams in ein Trainingslager, um nicht nur die Fitness für die Rückrunde zu holen, sondern auch um den Teamgeist zu stärken. Es sind für alle Spieler und die Verantwortlichen immer besondere Erlebnisse. Bevorzugte Länder sind Spanien, die Türkei, Zypern oder Portugal.
Zu meiner Jugendzeit war dies noch nicht angesagt. Wir spielten beim FC Nordstern Basel jeden Winter in der «berüchtigten» Muba-Halle Handball. Dort trugen auch RTV, ATV und Kaufleute ihre Spiele in der Nationalliga A aus. Sie müssen sich vorstellen, dass der Hallenboden Beton war. Wer als Kreisläufer eingeteilt war, hatte noch lange Schmerzen. So haben wir uns sehr gefreut, als es später in der ersten Mannschaft auch für uns ein Trainingslager in Spanien gab.
Trainingslager sind in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich. Die Spieler wollen nicht eine Woche «geschunden» werden. Lieber vier Tage ohne Training in eine europäische Stadt fliegen und mit «Scheiaweia» den Teamgeist beschwören. Sicher auch eine Möglichkeit.
Ich war immer ein Befürworter von Trainingslagern, ob als Spieler oder als Trainer. Bei den Old Boys Basel hatten wir es in der Vorrunde in die Finalrunde zur Nationalliga A geschafft. Unser Hauptsponsor bezahlte das Trainingslager in Brasilien. Die Spieler hatten sich das gewünscht. In Recife war alles sehr gut organisiert. Wir konnten tatsächlich auf dem Fussballplatz des Militärs trainieren. Neben Militärflugzeugen, undenkbar heute.
Meine Assistenten und ich fragten sich immer, warum die Mannschaft unbedingt nach Recife wollte. Wir waren zehn Tage dort. Trainieren konnten wir jedoch nur vier Tage seriös. Wir hatten keine Ahnung – doch wer Brasilien kennt, weiss, was stattfindet: Karneval … Jetzt wussten wir warum. Ein riesiges Spektakel, ein unglaublich farbiger Umzug und Lastwagen mit höllisch lärmiger Musik. Sensationell. Um trotzdem einigermassen fit zu werden, hatten wir am späten Morgen Strandläufe durchgeführt. Es waren tatsächlich immer alle Spieler anwesend – sowie ein weiblicher Fanklub …
Im gleichen Hotel logierte der FC Schaffhausen aus der Nationalliga B. Die Ostschweizer hatten sich auf die Qualifikation für den Schweizer Cup vorbereiten wollen. Ausser jeden Tag eine grosse «Sause» zu machen, war nichts von Vorbereitung zu sehen. Umso erstaunlicher war, dass sie sich für den Cupfinal qualifizierten. Ganz nach dem Sprichwort: «Alle Wege führen nach Rom».
Unsere Herausforderung bei den Old Boys Basel war es, in der Finalrunde gegen Grössen wie den FC Basel, den FC Zürich und den FC Wettingen zu bestehen. Ein unvergessliches Erlebnis.
Marcel Hottiger
Marcel Hottiger hat als Fussball-Instruktor und Trainer vom Nachwuchs bis zu den Profis gearbeitet. Beim FC Basel war er lange Nachwuchschef, bei YB Sportdirektor. Bis vor Kurzem trainierte er die AC Rossoneri.