Zweitägig bleibt einmalig
01.07.2025 Sissach«Jazz uf em Strich» erst- und letztmals an zwei Tagen
Traditionell ist am vergangenen Freitag vor voll besetzten Tischreihen in der Sissacher Begegnungszone der «Jazz uf em Strich» über die Bühne gegangen. Erstmals und (bedauerlicherweise) letztmals wurde ...
«Jazz uf em Strich» erst- und letztmals an zwei Tagen
Traditionell ist am vergangenen Freitag vor voll besetzten Tischreihen in der Sissacher Begegnungszone der «Jazz uf em Strich» über die Bühne gegangen. Erstmals und (bedauerlicherweise) letztmals wurde bereits am Vorabend an einer «Womens’ Night» gejazzt.
Jürg Gohl
Gleich in mehrfacher Hinsicht ist der diesjährige «Jazz uf em Strich» aus dem Rahmen gefallen. Die 17. Auflage hat am vergangenen Freitag, dem Haupttag, vor dem «Cheesmeyer» einmal mehr für einen rappelvollen Platz gesorgt. Das ist nicht neu. Die Musik der drei Formationen, die dabei auftraten, hätten die meisten Gäste aber eher dem Rock oder sogar dem Pop zugeordnet als der vielfältigen Stilrichtung, die dem traditionellen Open-Air in der Sissacher Begegnungszone am Freitag vor den Sommerferien seinen Namen gab.
Den Abend eröffnete das «Martin Schaffner Trio» aus Anwil, das sich dem Genre Country zuteilen lässt, zumal es mit einer Geigerin auftrat. Von Fachleuten wurde es schon mit Superlativen bedacht und rechtfertigte dies am Freitag. Trotz Heimvorteil litten die drei etwas unter dem Kommen und Gehen zu Beginn des Anlasses, was bei einer Rockband weniger stört als bei ihrer Musik. Auch beim Berner «Dänu Extrem Trio» erinnert wenig bis nichts an Jazz. «Wir spielen keinen Jazz und wir gehen schon gar nicht ‹uf e Strich›», sagt Bandleader Dänu Rohrer in einer Vorschau auf ihr Gastspiel im Oberbaselbiet, «aber wir kommen gleichwohl nach Sissach.» Das gilt auch für die Formation Elch mit ihren fünf Baselbieter Musikern, die den Abend mit, sagen wir, Folk beschlossen. Stefan Zemp, der den Anlass organisiert hat, widerspricht dieser Einschätzung nicht und weist auf das Plakat zu diesem Jahrgang, das mit «öisi Mundart» überschrieben ist: «Wir erlaubten uns, für einmal die Mundart in den Vordergrund zu rücken. Sie bildet die grosse Klammer zu den drei Auftritten.» Somit steht dieser zweite Konzertabend in einem Gegensatz zum Vortag, als im Rahmen von «Jazz uf em Strich» bereits eine «Womens’ Night» über die Bühne ging. Dabei trugen zuerst fünf Schülerinnen und Lehrerinnen mit ihren Celli Stones-Melodien vor und brachten das Publikum in der Hitze zum Schmelzen. Bevor die Frauenformation «Les Reines Prochaines» zum Schlussfurioso ansetzte, hatte Christine Lauterburg bereits für Begeisterung gesorgt. Spätestens als die Kunstjodlerin zu ihrem «s Vreneli ab em Guggisbärg» ansetzte, erreichte der vorgelagerte Zusatztag seinen Höhe- beziehungsweise an diesem Abend Siedepunkt, während zeitgleich im «Cheesmeyer» drinnen Soziologe Ueli Mäder seine allmonatliche Gesprächsreihe unter eher ungewohnten Umständen durchführte.
Gegensätzliche Abende
Das Sissacher 800-Jahre-Jubiläum hatte die Veranstalter dazu bewogen, ihren Anlass auf zwei Tage auszudehnen, und sie waren selber wohl am meisten überrascht, wie unterschiedlich die beiden Abende in Erinnerung bleiben werden. Am Freitag erschienen weit über 500 Besucher, um Musik zu hören und, je weiter hinten die Tische, um beim beliebten Fixtermin vor den Sommerferien zu sehen und gesehen zu werden.
Am Vortag hingegen erschienen nur halb so viele Gäste, für die dafür aber die Musikerinnen alleine im Mittelpunkt standen. Beide «Philosophien» sind bereichernd und haben damit ihre Berechtigung. An dieses Modell könnte sich die Gemeinde gewöhnen. Doch der frühere SP-Landrat Stefan Zemp winkt sogleich ab. Und sagt: «Das war einmalig zum Sissacher Jubiläum.»