Zurück im Sägemehl, zurück in Langenbruck
28.08.2025 Schwingen, Weitere SportartenDie zweite Esaf-Teilnahme von Simon Schmutz ist nicht selbstverständlich
Auf dem Hof ist die Arbeit nie weit weg – auch nicht wenige Tage vor dem «Eidgenössischen». Simon Schmutz lebt wieder bei seinen Eltern, trainiert aber weiter im Entlebuch und steht kurz ...
Die zweite Esaf-Teilnahme von Simon Schmutz ist nicht selbstverständlich
Auf dem Hof ist die Arbeit nie weit weg – auch nicht wenige Tage vor dem «Eidgenössischen». Simon Schmutz lebt wieder bei seinen Eltern, trainiert aber weiter im Entlebuch und steht kurz vor dem Saison-Highlight: dem Esaf. Dass er überhaupt antreten kann, ist nicht selbstverständlich.
Luana Güntert
Wenn am Wochenende mehr als 50 000 Menschen die Arena in Mollis füllen, steht Simon Schmutz wieder mittendrin. Zum zweiten Mal nach 2022 nimmt der 25-jährige Schwinger aus Langenbruck am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) teil. Allein das ist für ihn ein Erfolg – denn seine Teilnahme stand lange auf der Kippe.
Noch während eines starken Frühlings mit Kränzen am Solothurnischen und Luzerner «Kantonalen» kam der Rückschlag: Beim Schwingfest in Root riss er sich im ersten Gang die Bizepssehne und das Aussenband am Knie an. «Ich war voller Adrenalin und konnte das Fest deshalb noch zu Ende schwingen – aber am Abend konnte ich kaum mehr laufen», erinnert er sich.
Es folgten zehn Wochen ohne Schwingen. Nur Oberkörper- und Beintraining mit Schiene waren möglich. Eine Operation hätte die Saison wohl beendet – also entschied sich Schmutz dagegen. «Vor drei Wochen bin ich wieder ins Training im Sägemehl eingestiegen. Zuerst nur am Boden, dann vorsichtig mit Schwüngen. Es blieb keine Zeit mehr für ein langsames Herantasten.» Dass er dennoch fürs Esaf nominiert wurde, verdankt er den beiden Kränzen im Frühling und seinem Willen, nach der Verletzung dranzubleiben.
Technisch weiter, mental stärker
Die Verletzung fiel zusammen mit dem Endspurt seiner landwirtschaftlichen Lehre. Das erste Lehrjahr absolvierte er im Entlebuch auf dem Hof des Schwingerkönigs von 2013, Matthias Sempach, das zweite in Sörenberg (die «Volksstimme» berichtete). «Die Verletzung hatte also auch etwas Positives: Ich hatte mehr Freizeit und konnte mich so besser auf die Abschlussprüfung vorbereiten», sagt Schmutz und lacht. Seit einigen Wochen lebt der 25-Jährige nun wieder auf dem elterlichen Hof Kehr in Langenbruck – wo ihn die «Volksstimme» am vergangenen Montag besucht. Auf dem Sitzplatz neben dem Stall erzählt er ruhig von seinem Weg zurück, während im Hintergrund ein paar Rinder und Hofhund «Nero» auf sich aufmerksam machen.
Trotz seiner Rückkehr nach Hause trainiert Schmutz bis Ende Saison beim Schwingklub Entlebuch. «Das Training dort hat mich extrem weitergebracht», sagt er. «Ich konnte mich technisch verbessern – das liegt auch an der Qualität der Trainingspartner.» Einer davon: Schwingerkönig Joel Wicki. Nächste Saison kehrt Schmutz zu seinem Stammklub Mümliswil-Ramiswil zurück.
Die aktuelle Phase ist intensiv. Die letzten Einheiten vor Mollis absolvierte Schmutz in Willisau und Sarnen, das Krafttraining findet weiterhin in Wolhusen (LU) statt. Beruflich ist der frisch ausgebildete Landwirt wieder in seinem früheren Job als Schreiner tätig – in Tenniken. In ein paar Jahren möchte er den elterlichen Hof übernehmen.
Am Esaf will Schmutz vor allem eines: wieder acht Gänge bestreiten – wie 2022 in Pratteln. «Ich bin noch nicht ganz da, wo ich vor der Verletzung war. Die Automatismen fehlen mir noch. Aber vielleicht gewinne ich ein, zwei Kämpfe mehr als vor drei Jahren.»
Erneuter Innerschweizer Sieg?
Anders als vor seinem Esaf-Debüt verspürt er kaum Nervosität. «Ich freue mich vor allem auf den Einzug in die Arena. Dieses Gefühl – wenn Tausende gemeinsam die Nationalhymne singen – das ist unbeschreiblich.» Bei den Favoriten sieht er seinen Klubkollegen Joel Wicki, aber auch Samuel Giger und Fabian Staudenmann ganz vorne. «Ich traue der Innerschweiz den Titel durchaus wieder zu.» Bevor es am Samstag ernst wird, verbringen die 274 selektionierten Schwinger die Nacht im Sportzentrum Kerenzerberg. «Zum Glück habe ich einen guten Schlaf», sagt er. Rituale hat Schmutz vor einem Schwingfest keine, dafür eine pragmatische Vorbereitung: «Ich esse am Vorabend einfach vernünftig – am liebsten ein Stück Fleisch.»
Dann lacht er, lehnt sich auf der Bank zurück und blickt hinaus über die Hügel des Oberbaselbiets. Die Arbeit auf dem Hof wartet, der Kraftraum in der Innerschweiz ruft – und Simon Schmutz wirkt bereit für beides.