Zucchetti-Schwemme und Radieschen-Regen
08.08.2025 NaturMitten in der Erntezeit – der Zeitpunkt ist entscheidend und variiert je nach Gemüse
Die Salate schiessen in die Höhe, die Tomatenstauden brechen unter der Last der Früchte fast zusammen und die Zucchetti wachsen täglich mehrere Zentimeter in die Länge ...
Mitten in der Erntezeit – der Zeitpunkt ist entscheidend und variiert je nach Gemüse
Die Salate schiessen in die Höhe, die Tomatenstauden brechen unter der Last der Früchte fast zusammen und die Zucchetti wachsen täglich mehrere Zentimeter in die Länge – wehe dem, der sie nicht früh genug entdeckt! Hinter jedem Gartenhag springen die Gärtnerinnen und Gärtner hervor und decken uns mit selbst gezogenen Gurken und «Radiesli» ein, wo wir doch selber kaum wissen, wohin damit. Wir stecken mitten in der Haupterntezeit. Dafür haben wir im Frühling den ganzen Aufwand mit Gartenplanung, Beetvorbereitung und Setzlingsanzucht betrieben und uns über Schnecken geärgert, über das Wetter gewettert und Unkraut gejätet. Jetzt gilt es, das schöne Gemüse auch zu ernten.
Das Wichtigste beim Ernten ist der richtige Zeitpunkt. Die meisten Gemüse schmecken jung am besten. So zum Beispiel Zucchetti, Gurken und «Radiesli», die mit dem Alter holzig, zäh und ungeniessbar werden. Salat wird mit der Zeit bitter und wenn der richtige Erntemoment verpasst ist, «schiesst» er: er wächst in die Höhe und beginnt zu blühen.
Von Broccoli und Blumenkohl wollen wir die Knospen essen, bevor sie aufblühen. Es braucht ein gutes Gespür für den richtigen Zeitpunkt und wir kontrollieren die Pflanzen am besten täglich. Wenn wir die Broccolipflanze stehen lassen, wachsen allenfalls wieder kleine Blüten nach. Auch vom Lauch lassen wir fünf Zentimeter stehen und ernten ein zweites Mal, wenn er wieder nachgewachsen ist.
Krautstiel kann immer wieder geerntet werden, wenn wir jeweils nur die äussersten Blätter pflücken. Im nächsten Frühling beginnt aber auch er zu blühen, dann ist es mit der Ernte vorbei.
Bei Zwiebeln erkennen wir den richtigen Erntezeitpunkt daran, dass das Laub umknickt. Bei Kürbis zeigt ein verholzter, brauner Stiel die Erntereife an.
Trockenbohnen wie Borlotti oder Feuerbohnen müssen an der Staude ganz ausreifen. Erst wenn die Schoten braun und trocken sind, können sie gepflückt und ausgekernt werden. Die Kerne werden gut getrocknet und kommen dann für ein paar Tage in den Tiefkühler, um Larven und Eier der Bohnen-
käfer zu vernichten, die sonst die ganze Ernte zunichtemachen können.
Weil wir die ganze Fülle, die uns der Garten jetzt schenkt, nicht auf einmal essen können, machen wir einen Teil der Ernte haltbar für den Winter. Gemüse lässt sich gefrieren, trocknen, heiss einfüllen, sterilisieren und fermentieren. Gerade die (zu) vielen Zucchetti lassen sich wunderbar mit einer
Mischung aus exotischen Gewürzen wie Curry, Kardamom, Paprika und Kreuzkümmel einmachen und im Winter zum Raclette geniessen. Bohnen können wir trocknen und als «dürri Bohne» in ein ganz neues Gericht verwandeln. Obst und Beeren kochen wir ein zu Brotaufstrich und aus den Tomaten zaubern wir Sugo. So macht das Gemüse gleich doppelt Freude.
Damit wir auch im Winter etwas zu ernten haben, pflanzen wir jetzt noch Wintergemüse wie Palmkohl, Winterlauch und Rosenkohl. Auch Spinat und Nüsslisalat kann jetzt wieder ausgesät werden – auf dass die Ernte niemals enden wird.
Meret Franke
Kurs: «Selbstgemacht, eingemacht, feingemacht – einen ganzen Tag nur einmachen!» 26. August, 9 bis 16.45 Uhr, Ebenrain Kursküche. Mit Maya Mohler und Meret Franke; Gartenkurse und Beratung: Meret Franke und Koni Gschwind, Ebenrain – Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, Sissach, garten.ebenrain@bl.ch, www.ebenrain.ch > Landwirtschaft > Spezialkulturen > Kursgarten