Wunderschön, aber nicht ganz pflegeleicht
10.04.2025 WintersingenMandelbäume brauchen Pflanzenschutzmittel – bekommen aber keine
Sind Mandelbäume eine valable Alternative zu Kirschbäumen? Um der Beantwortung dieser Frage ein Stück näher zu kommen, wurde vor rund vier Jahren auf dem Breitenhof in Wintersingen ein Versuch ...
Mandelbäume brauchen Pflanzenschutzmittel – bekommen aber keine
Sind Mandelbäume eine valable Alternative zu Kirschbäumen? Um der Beantwortung dieser Frage ein Stück näher zu kommen, wurde vor rund vier Jahren auf dem Breitenhof in Wintersingen ein Versuch gestartet. Jetzt liegen erste Erkenntnisse vor.
Brigitte Keller
Mehr als 20 Sorten Mandelbäume wurden am «Steinobstzentrum Breitenhof» gepflanzt, verteilt auf insgesamt 40 Bäume. Die Namen der Sorten auf der Informationstafel neben dem Feld lauten «Ferragnes», «Texas» oder «Dürkheimer Krachmandel» und lassen erahnen, aus welchen Ländern respektive Anbaugebieten sie ursprünglich stammen. Aktuell steht ein grosser Teil davon in voller Blüte – die frühen Insekten und Bienen freuts.
Freude daran hat auch Thomas Schwizer. Er hegt und pflegt die Niederstammbäumchen auf dem Breitenhof mit grosser Leidenschaft. In die Freude mischt sich aber sogleich auch Ernüchterung. Denn neben dem grossen Pluspunkt, was die Verträglichkeit der Mandelbäume von Trockenheit angeht, gibt es in Bezug auf Krankheiten und insbesondere deren Bekämpfung grosse Minuspunkte zu verzeichnen.
Der Schlussbericht von Agroscope Wädenswil, Kompetenzbereich Pflanzen und pflanzliche Produkte, ist fertig und wird demnächst publiziert. Das Versuchsprojekt auf dem Breitenhof begleitet und den Bericht dazu verfasst hat Julien Kambor, wissenschaftlich-technischer Mitarbeiter in der Forschungsgruppe «Extension Obstbau».
In der Zusammenfassung heisst es: «Der Mandelanbau in der Schweiz weist anhand der Projektresultate ein gewisses Potenzial auf, ist jedoch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Standortfaktoren wie fehlende Spätfröste sind entscheidend für den Erfolg, während ein hoher Niederschlag im Frühjahr das Risiko von Pilzerkrankungen erhöht. Pilzkrankheiten wie ‹Monilia› stellen erhebliche Risiken dar, insbesondere, da keine Fungizide zugelassen sind.»
«Fatale» Kategorisierung
Dass der Mandel-Versuch jetzt abgeschlossen ist, bedauert Thomas Schwizer vom Breitenhof. Er wünschte sich, dass ein weiterer Anstoss von aussen kommt oder sich Bauern dazu entschliessen, eigene Versuche zu starten. «Das Frostrisiko ist nicht grösser als bei Kirschen und Zwetschgen, die – je nach Mandelsorte – etwa zur selben Zeit wie Mandeln blühen.»
Was jedoch nicht von der Hand zu weisen ist, sei die grosse Anfälligkeit auf die Pilzkrankheit «Monilia». «Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Mandeln in die gleiche Kategorie wie Aprikosen eingeteilt worden wären», sagt Schwizer. Dann wäre die Behandlung kein Problem, weil es Pflanzenbehandlungsmittel gebe, für Bio- wie für IP-Kulturen. Da die Mandeln aber in die Kategorie «Hartschalenobst» eingeteilt wurden, stehen keine Mittel zur Verfügung, was Schwizer sehr bedauert.
Die vorläufige Schlussfolgerung in der Zusammenfassung von Agroscope lautet: «Eine ertragsorientierte Mandelproduktion in der Schweiz ist unter den aktuellen Bedingungen risikobehaftet. Ohne gezielten Pflanzenschutz, Bewässerung, Düngung und weitere Pflege sind konstante Erträge kaum erreichbar. Spätfröste gefährden besonders früh blühende Sorten, während feucht-kühle Jahre bei gegenwärtig fehlenden Fungizidzulassungen zu hohen Ausfällen führen.» Die vorhandenen Bäume auf dem Breitenhof werden von Thomas Schwizer und seinem Team weiter gehegt und gepflegt. Ebenso führt er die «Bonitur» fort, also die qualitative Beurteilung und Erhebung von Merkmalen bei den Blüten und der Ernte.
Über die bis zu 10 Kilogramm Mandeln, die beispielsweise an einem erst dreijährigen Baum bei guten Bedingungen reifen, freut er sich. Schwizer hätte Ideen für die «Erntetechnik», aber um diese weiterzuverfolgen, bräuchte es ein Folgeprojekt.