Wohnen und Pfl ege vereint im Herzen des Dorfs
20.11.2025 LausenVom Fabrikgelände zum neuen Quartier: Das Scholer-Areal füllt sich mit Leben
Wo einst Seide gesponnen wurde, wohnen heute Familien, Paare und Senioren Tür an Tür: Auf dem Scholer-Areal in Lausen ist ein modernes Wohnquartier mit Altersresidenz entstanden. Die ...
Vom Fabrikgelände zum neuen Quartier: Das Scholer-Areal füllt sich mit Leben
Wo einst Seide gesponnen wurde, wohnen heute Familien, Paare und Senioren Tür an Tür: Auf dem Scholer-Areal in Lausen ist ein modernes Wohnquartier mit Altersresidenz entstanden. Die Überbauung vereint Geschichte, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft.
Luana Güntert
Zwischen Hauptstrasse und Gleisen, nördlich des Bahnhofs Lausen, hat sich in den vergangenen drei Jahren das Gesicht eines ganzen Quartiers verändert. Auf dem ehemaligen Gelände der traditionsreichen Scholer-Fabrik, wo einst Seide verarbeitet wurde, stehen heute acht Mehrfamilienhäuser und eine Altersresidenz. Die neue Überbauung, geplant von Otto Partner Architekten AG aus Liestal und realisiert durch die HRS Real Estate AG als Totalunternehmer, vereint modernes Wohnen, Pflege und Nachhaltigkeit auf bemerkenswerte Weise.
Bis 2022 war das Gelände, das der Familie Scholer gehörte, von Wiesen und einigen alten Gebäuden geprägt – der «Villa Scholer», einem Ökonomiegebäude und einer Schreinerei. Als die Familie das grosse Areal entwickeln wollte, tat sie sich mit dem Immobilienunternehmer Claudio Turi zusammen. Wegen der Grösse des Projekts wurde schliesslich die HRS als Partnerin beigezogen.
Es war den Unternehmen und der Familie Scholer stets wichtig, das Areal als Ganzes neu zu denken, aber die Geschichte nicht zu vergessen. So blieb die denkmalgeschützte Villa Scholer als einziges historisches Gebäude erhalten – mitten zwischen den neuen Wohnbauten. Herr Scholer, der noch dort wohnt, habe den Bau hautnah miterlebt, sagen Erkan Ates, Leiter der HRS-Niederlassung Basel, und Projektleiter Fabian Roskamp, als sie die «Volksstimme» über das Gelände führen. «Er hat zwei Jahre lang auf einer Baustelle gewohnt, war aber begeistert und hat jeden Fortschritt interessiert beobachtet», erzählen die beiden.
Leben und Pflegen an einem Ort
Die neue Überbauung umfasst 72 Mietwohnungen von 1,5 bis 4,5 Zimmern, dazu 34 Alterswohnungen und 40 Pflegezimmer der Altersresidenz Senevita (die «Volksstimme» berichtete). «Wir sprechen damit neben Senioren verschiedene Zielgruppen an – Familien, Paare, Singles und auch Pendler», sagt Roskamp. Die Nähe zum Bahnhof und zur Autobahn mache die Lage besonders attraktiv. Innerhalb weniger Wochen nach der Aufschaltung des Vermietungsportals seien alle Wohnungen vermietet gewesen. Vier der acht Mehrfamilienhäuser gehören heute der Mobimo AG, eines weiterhin der Familie Scholer.
Die Kombination von «normalem» Wohnraum und Altersresidenz sei kein Zufall, betont Ates: «Die Gemeinde benötigte zusätzliche Pflegeplätze. Es ist heute ein gängiges und sehr sinnvolles Modell, Wohnen und Pflege räumlich zu verbinden.» So könnten Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich selbstständig in einer Alterswohnung leben – und später, wenn nötig, einfach ein paar Türen weiter in ein Pflegezimmer umziehen.
Nachhaltig gebaut
Die Bauten erfüllen den Minergie-Standard und verfügen über Schallschutzfenster sowie verglaste Loggias, die als Wintergärten genutzt werden können. Drei der Gebäude liegen direkt an der Bahnlinie und sind deshalb elastisch gelagert – eine Speziallösung, welche die Schwingungen der vorbeifahrenden Züge abfedert.
Die Energieversorgung sichern Photovoltaikanlagen und Hybridmodule auf den Dächern sowie rund 100 Erdsonden, die bis zu 120 Meter tief in den Boden reichen. «Wir betreiben das ganze Areal praktisch energieautark – ohne Erdgas oder Heizöl», sagt Roskamp.
Das gesamte Gelände ist unterkellert und über eine gemeinsame Tiefgarage mit Ein- und Ausfahrt an der Hauptstrasse erschlossen. Der Aussenraum verbindet die Häuser über Spazierwege, Spielplätze und Treffpunkte.
In der Mitte laden ein Tischtennistisch und eine Bocciabahn zum Austausch ein, etwas weiter entsteht ein farbenfroher Spielplatz.
Ein Hauch Geschichte bleibt
Auch landschaftlich wurde auf den Ursprung des Areals Rücksicht genommen: Rund um die Gehwege wachsen mehrheitlich einheimische Pflanzen, und neben der Villa wurde der historische Garten mit Pergola und Wasserspiel nach alten Vorlagen rekonstruiert. «Im Moment sieht man davon noch nicht viel, aber im Frühling wird das richtig aufblühen», sagen Ates und Roskamp.
Neben der Villa blieb nur das alte Ökonomiegebäude – zumindest in seiner Form – bestehen. Es wurde abgerissen und mit vergleichbarer Volumetrie neu aufgebaut. Heute dient es als Aufenthalts- und Aktivitätenhaus für die Bewohnerinnen und Bewohner der Altersresidenz.
Mit einem Gebäudegesamtvolumen von rund 71 000 Kubikmetern und einer Bruttogeschossfläche von mehr als 12 000 Quadratmetern zählt das Scholer-Areal zu den grössten Überbauungen Lausens. Gebaut wurde hauptsächlich mit nationalen Unternehmern, aber auch regionalen wie der Hoffmann & Stetter AG aus dem Dorf.
Während im November noch letzte Pflanzarbeiten und Malerarbeiten am Spielplatz laufen, ist der grösste Teil des neuen Quartiers bereits belebt. Wo früher Fabriklärm und später Wiesen dominierten, spielt sich heute das alltägliche Leben ab – generationenübergreifend, nachhaltig und mit einem Stück Geschichte mittendrin.



